16.04.2015, 11:06
Dies ist eine Erzählung meiner bisherigen Erfahrung. Viele mögen sich am Ende denke "Ja, das ist halt ein Sonderfall!". Das dachte ich früher auch über solche Geschichten. Dem Einen oder Anderen mag diese Geschichte vielleicht aber dennoch hilfreich sein...
Die Vorgeschichte
Die Pornografie ist das Sinnbild des Bösen, die tiefen Abgründe vor welche man zu flüchten versucht. Zusammengefasst könnte man sagen "die Pornografie trägt die Schuld warum ich bin, wie ich bin". Was für ein Narr ich doch war...
Ich war seit guten 10Jahren regelmäßiger Pornografie-Konsument, mit einer 2-jährigen Pause zwischen meinen 18. und 20. Lebensjahr. Mit der Zeit wusste ich, dass einiges mit mir nicht stimmte. Ich hatte wahrlich ein Problem - ich war süchtig. Also googelte ich.
Ich bin damals auf die Nofap-Bewegung gestoßen. Wie ein Schwamm habe ich Wissen aufgesaugt, Youtube-Videos angesehen, Artikel gelesen und meine Liste an Tipps'n Tricks erweitert. Ich kenne inzwischen den Aufbau des Gehirns, die Stoffe welche für eine Sucht eine Rolle spielen, den biologischen Ablauf der "Neuverdrahtung", was Synapsen sind etc. etc. ...
Doch so sehr ich mich damit auch beschäftigt habe, ich bin immer wieder Rückfällig geworden. Mein Highscore lag irgendwo bei 40Tagen.
"Du musst es nur wollen! Tun oder nicht tun - so einfach! Du Bastard, beweg deinen Arsch und kämpfe!", solche Sätze sagte ich irgendwann zu mir selbst. Ich dachte es sei nur eine Frage des eigenen Willens. Es war ein Denken von "richtig oder falsch".
Doch wieder und wieder wurde ich Rückfällig. Ich fragte mich:
"Wieso? Wieso schaffe ich es einfach nicht? Bin ich für den Rest meines Lebens dazu verdammt in dieser Real gewordenen Hölle zu leben?". An diesem Punkt wusste ich, dass ich es alleine nicht schaffen werde und suchte mir Hilfe. Eine Psychotherapeutin und Sexuologin. Wahnsinn, dachte ich mir. Die wird mir wohl helfen können!
Müsste ich zurückblickend diese "Therapie" in einen Satz beschreiben würde ich sagen:
"Wennst auf Pornos verzichten wüsst, dann wichs da einfach öfters an! Dann wird's da scho vergehen!"
2 Jahre später nach dem erstmaligen Nofap-Versuch stand ich noch immer am Anfang.
Inzwischen war mein Selbstbewusstsein am Boden, hatte eine leichte Depression und dadurch entstanden auch die ersten Sozialängste.
Die Erkenntnis
Ich suchte einen neuen Psychotherapeuten auf. Einen, welcher auf die Psychologie und nicht auf die Sexologie fokussiert war. Es dauerte nicht lange bis ich mich zum ersten Mal fühlte, als würde mich ein Hochgeschwindigkeitszug einfach von der Seite erfassen.
Bin ich 12 Jahre lang in die wunderschöne immer heitere Ersatzwelt der Pornografie geflüchtet, weil ich nie gelernt habe mich den realen Problemen zu stellen?
Die gesamte Schulzeit war für mich nie einfach. Meine Eltern waren nie für mich da und ich war sehr lange wesentlich kindlicher als die restlichen Mitschüler. Dementsprechend wurde ich sehr schnell als das klassische Mobbingopfer deklariert. Dazu kam, dass ich 8 Jahre lang immer der Beste der Schule war, sofort als "Streber" abgestempelt und gemieden wurde. An diesem Punkt denkt Ihr wahrscheinlich "Oh, einer dieser Superintellektuellen!". Nein, ich bin wahrlich kein Genie. Ich war einfach nur umgeben von "Schulschlägern" mit der Intelligenz einer Kartoffel.
Damals entdeckte ich auch die Pornografie. Ich habe einfach als Kind gelernt, dass die Pornografie ein tolles Allzweck-Werkzeug ist um vor Problemen und Unsicherheiten jeglicher Art zu flüchten. Es zu verdrängen ist der einfachste Weg.
Der Fall "heute"
Worauf das hinausläuft könnt Ihr euch sicherlich denken. Ich hatte dieses Allzweck-Werkzeug immer benutzt um Ängste, Problemen und Unbekanntem aus dem Weg zu gehen. Heute weiß ich, dass sehr vieles davon unbewusst, irrational und unbegründet war. Dieses Wissen änderte für mich seither einfach sehr sehr vieles. Mein Freundeskreis ist exponentiell am wachsen, die Freundschaften vertiefen sich, es fällt mir leichter Frauen anzureden etc.. Was soll schließlich im schlimmsten Fall passieren? Dass ich als kompletter Vollidiot dastehe? Meine Güte, deshalb muss ich nicht in eine Ersatzwelt flüchten.
Doch ich hätte dieses "Nofap" noch gefühlte tausendmal probieren können und wäre wohlmöglich nie zum "Ziel" gelangt. Die Pornografie war nie die Ursache meiner Probleme, sondern einfach nur ein Hilfsmittel.
Es wird immer wieder Situationen gegeben bei denen ich mich unsicher und verletzlich fühle. Doch heut versuche ich aus diesem Wissen eine andere Entscheidung zu treffen.
Es geht nicht um "richtig oder falsch". Die Frage für mich ist vielmehr, trete ich den Ängsten etc. gegenüber oder nicht. Und meist sind diese Befürchtungen auf einmal beinahe belanglos.
Was ich damit sagen will.
Mir ist bewusst, dass dies meine Erfahrung ist. Jede Geschichte hinter eines Nofap-Versuches ist individuell. Es gibt keine Universalllösung. Doch für diejenigen, welche immer wieder Rückfällig werden könnte es sich lohnen einmal genauer hinzusehen...
P.s.: Rechtschreibfehler dürfen behalten werden.
Die Vorgeschichte
Die Pornografie ist das Sinnbild des Bösen, die tiefen Abgründe vor welche man zu flüchten versucht. Zusammengefasst könnte man sagen "die Pornografie trägt die Schuld warum ich bin, wie ich bin". Was für ein Narr ich doch war...
Ich war seit guten 10Jahren regelmäßiger Pornografie-Konsument, mit einer 2-jährigen Pause zwischen meinen 18. und 20. Lebensjahr. Mit der Zeit wusste ich, dass einiges mit mir nicht stimmte. Ich hatte wahrlich ein Problem - ich war süchtig. Also googelte ich.
Ich bin damals auf die Nofap-Bewegung gestoßen. Wie ein Schwamm habe ich Wissen aufgesaugt, Youtube-Videos angesehen, Artikel gelesen und meine Liste an Tipps'n Tricks erweitert. Ich kenne inzwischen den Aufbau des Gehirns, die Stoffe welche für eine Sucht eine Rolle spielen, den biologischen Ablauf der "Neuverdrahtung", was Synapsen sind etc. etc. ...
Doch so sehr ich mich damit auch beschäftigt habe, ich bin immer wieder Rückfällig geworden. Mein Highscore lag irgendwo bei 40Tagen.
"Du musst es nur wollen! Tun oder nicht tun - so einfach! Du Bastard, beweg deinen Arsch und kämpfe!", solche Sätze sagte ich irgendwann zu mir selbst. Ich dachte es sei nur eine Frage des eigenen Willens. Es war ein Denken von "richtig oder falsch".
Doch wieder und wieder wurde ich Rückfällig. Ich fragte mich:
"Wieso? Wieso schaffe ich es einfach nicht? Bin ich für den Rest meines Lebens dazu verdammt in dieser Real gewordenen Hölle zu leben?". An diesem Punkt wusste ich, dass ich es alleine nicht schaffen werde und suchte mir Hilfe. Eine Psychotherapeutin und Sexuologin. Wahnsinn, dachte ich mir. Die wird mir wohl helfen können!
Müsste ich zurückblickend diese "Therapie" in einen Satz beschreiben würde ich sagen:
"Wennst auf Pornos verzichten wüsst, dann wichs da einfach öfters an! Dann wird's da scho vergehen!"
2 Jahre später nach dem erstmaligen Nofap-Versuch stand ich noch immer am Anfang.
Inzwischen war mein Selbstbewusstsein am Boden, hatte eine leichte Depression und dadurch entstanden auch die ersten Sozialängste.
Die Erkenntnis
Ich suchte einen neuen Psychotherapeuten auf. Einen, welcher auf die Psychologie und nicht auf die Sexologie fokussiert war. Es dauerte nicht lange bis ich mich zum ersten Mal fühlte, als würde mich ein Hochgeschwindigkeitszug einfach von der Seite erfassen.
Bin ich 12 Jahre lang in die wunderschöne immer heitere Ersatzwelt der Pornografie geflüchtet, weil ich nie gelernt habe mich den realen Problemen zu stellen?
Die gesamte Schulzeit war für mich nie einfach. Meine Eltern waren nie für mich da und ich war sehr lange wesentlich kindlicher als die restlichen Mitschüler. Dementsprechend wurde ich sehr schnell als das klassische Mobbingopfer deklariert. Dazu kam, dass ich 8 Jahre lang immer der Beste der Schule war, sofort als "Streber" abgestempelt und gemieden wurde. An diesem Punkt denkt Ihr wahrscheinlich "Oh, einer dieser Superintellektuellen!". Nein, ich bin wahrlich kein Genie. Ich war einfach nur umgeben von "Schulschlägern" mit der Intelligenz einer Kartoffel.
Damals entdeckte ich auch die Pornografie. Ich habe einfach als Kind gelernt, dass die Pornografie ein tolles Allzweck-Werkzeug ist um vor Problemen und Unsicherheiten jeglicher Art zu flüchten. Es zu verdrängen ist der einfachste Weg.
Der Fall "heute"
Worauf das hinausläuft könnt Ihr euch sicherlich denken. Ich hatte dieses Allzweck-Werkzeug immer benutzt um Ängste, Problemen und Unbekanntem aus dem Weg zu gehen. Heute weiß ich, dass sehr vieles davon unbewusst, irrational und unbegründet war. Dieses Wissen änderte für mich seither einfach sehr sehr vieles. Mein Freundeskreis ist exponentiell am wachsen, die Freundschaften vertiefen sich, es fällt mir leichter Frauen anzureden etc.. Was soll schließlich im schlimmsten Fall passieren? Dass ich als kompletter Vollidiot dastehe? Meine Güte, deshalb muss ich nicht in eine Ersatzwelt flüchten.
Doch ich hätte dieses "Nofap" noch gefühlte tausendmal probieren können und wäre wohlmöglich nie zum "Ziel" gelangt. Die Pornografie war nie die Ursache meiner Probleme, sondern einfach nur ein Hilfsmittel.
Es wird immer wieder Situationen gegeben bei denen ich mich unsicher und verletzlich fühle. Doch heut versuche ich aus diesem Wissen eine andere Entscheidung zu treffen.
Es geht nicht um "richtig oder falsch". Die Frage für mich ist vielmehr, trete ich den Ängsten etc. gegenüber oder nicht. Und meist sind diese Befürchtungen auf einmal beinahe belanglos.
Was ich damit sagen will.
Mir ist bewusst, dass dies meine Erfahrung ist. Jede Geschichte hinter eines Nofap-Versuches ist individuell. Es gibt keine Universalllösung. Doch für diejenigen, welche immer wieder Rückfällig werden könnte es sich lohnen einmal genauer hinzusehen...
P.s.: Rechtschreibfehler dürfen behalten werden.