Pornosucht im Schatten der Männlichkeit: der halbe Mann und sein Rechner

Was macht eigentlich einen echten Gentleman aus? Oder einen Frauenhelden? Uns fällt da zum Beispiel ein gewisser Charme ein. Oder Charisma. In jedem Fall ist es eine ganz bestimmte Art und Weise, um mit Frauen umzugehen. Hat Casanova seine Art wohl dadurch gelernt, zuhause am Rechner anderen Menschen beim Sex zuzuschauen? Neben dem Umstand, dass es damals im 18. Jahrhundert noch gar keine Computer gab, würde es ein moderner Casanova sicherlich auch nicht so handhaben.

Denn Charme und einen eindrucksvollen Umgang mit der Herzensdame lernt man nun mal nicht alleine vor einer Maschine. Nicht dadurch, dass man sich Filme anschaut und dabei wild onaniert – und auch nicht dadurch, nach dem schnellen Kick das Interesse zu verlieren und sich wieder ins Bett zu verkriechen. Dagegen scheinen die Männer in den Pornos ja echte Helden zu sein. Mit wenig Anstrengung kriegen sie die hübschesten Frauen ins Bett. Unsereiner macht es sich gemütlich und schaut zu, während er sich an seinem besten Stück herumspielt.

Echte Männer im Film

bild1Die gezeigten Filmsituationen nötigen einem hier und da schon ein wenig Respekt ab. Schon klar, dass man das Vorgeplänkel dort nicht für voll nimmt. Aber der Sex an sich, mit solchen unwirklichen Frauen – das hinterlässt schon Unterbewusst einen gehörigen Eindruck. Denn schaut man auf sich selbst – und man neigt gerne mal dazu, sich mit Anderen zu vergleichen – so fehlen diese Frauen im eigenen Bett. Faktisch sind sind sie sehr weit von einem weg. Ein paar Mausklicks machen es dann aber doch irgendwie möglich, um doch in den Genuss dieser heißen Mädchen zu kommen.

Die dort dargestellte Attitüde der Männer ist oft frauenverachtend und repräsentiert nich gerade das. Was auf echte Frauen anziehend wirkt. Die Macho-Tour wird von vielen Pornosüchtigen adaptiert und ausgelebt. Wenn man auf diese Art und Weise bei Frauen punkten will, dann geht das oft nach hinten los. Das weibliche Geschlecht reagiert darauf nämlich meistens eher angewidert, als erfreut. Der Mann erfährt darauf hin erneut Abweisung und sucht wieder den Weg zu den Pornos, die die Rolle eines Ventils annehmen. So kann ein regelrechter Teufelskreis entstehen, der einen „kontrollierten“ Pornokonsumenten zum Pornosüchtigen werden lassen kann.

Verkommene männliche Attribute

Beim Pornos schauen ist es also de facto so, dass wir uns die Männlichkeit abtrainieren. Positive Eigenschaften wie Eloquenz, Charme und Höflichkeit verkümmern mehr und mehr. Das liegt daran, dass die Filme den echten Umgang mit echten Frauen ablösen. Irgendwie ist es ja so, dass wir annehmen, dass jemand, der oft „zum Schuss“ kommt, besonders männlich ist.

Da dieses „zum Schuss kommen“ bei der Pornosucht aber ausschließlich alleine und ohne Anwesenheit eines weiblichen Wesens stattfindet, kann man das wohl kaum als Ersatz werten. Ein Gorilla, der viele seiner Weibchen begattet und für sie sorgt, hat vielleicht das Prädikat „Häuptling“ verdient. Der Mann, der im stillen Kämmerlein seiner Sucht nach versauten Filmchen nachgeht, hat aber nicht einmal Kontrolle über sich selbst.

Wer wirklich wieder zum Mann werden will, der sollte dieser ganzen Sache mit den Pornos leiber ein für alle Mal den Riegel vorschieben. Nur, wer wieder mehr Interaktionen mit Frauen im echten Leben pflegt, der kann auch endlich wieder seine verführerischen und charmanten Charakterseiten züchten. Der Neustart hilft dabei, endlich wieder den Weg in ein unbeschwerteres Leben zu finden und wieder in den Genuss von echtem Sex und Zärtlichkeit zu kommen.