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Ich bin pornosüchtig - und jetzt mein Mann...
#3
Lieber Eleasar,

ich danke Dir sehr für deine Antwort! Kurz, aber sehr hilfreich.
Ich fühle mich verstanden und nicht mehr allein mit dem Problem.

Ich werd mal schauen, wo es bei uns Suchttherapeuten gibt (hab davon noch nie gehört, werd mal rumfragen).

Dass Du implizit ausdrückst, dass du keinen Zweifel hast, dass mein Mann lügt und konfliktscheu und verantwortungslos ist, tröstet mich auch erst mal, auch wenn das absurd klingt. So kann ich meiner eigenen Wahrnehmung wieder besser trauen (ich merke jetzt, wo ich Deine Zeilen lese, dass die ja doch ins Wanken geraten war). Und muss so einen Hickhack-Streit nicht mehr so ernst nehmen bzw. zulassen. Ich hab verstanden: Das gehört dazu, das ist halt so, so ist er jetzt. Und sobald ich das weiß, akzeptier ich die Situation erst mal. Und kann ganz ruhig überlegen, wie ich damit umgehen möchte. Das macht mich halt beim Angelogen-Werden so fertig: Dass ich keine Infos darüber bekommen kann, was Sache ist, wie er wirklich ist, in welcher Situation wir da beide stecken. dann kann ich es ja weder akzeptieren noch etwas dagegen unternehmen.

Die Frage ist noch: In was für einem Stadium befindet sich mein Mann vielleicht? Ich kann ja, da er abblockt, das Ausmaß des Problems kaum abschätzen. Nach oben scheint es noch viel Luft zu geben, das ist sicher, und auch das, was ich schon gehört habe, deutet stark auf Sucht hin.

Was ich toll finde, ist, dass er eine Therapie machen will.
Was ich bedenklich finde, ist, dass er nichts darüber sagt, ob er findet, dass er süchtig ist, ein Problem hat usw.
Er hat mir nur gesagt, er wäre bereit, zu 80% damit aufzuhören (schon das zu schreiben, tut meinem Herzen und meinem Gehirn weh!) ...
Wie viel Sinn macht es denn, mit ihm in eine Ehebefratung zu gehen, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen oder eine Therapie zu machen, wenn er sich eventuell gar nicht süchtig findet?
Er sieht deutlich, dass er ein Problem mit seiner Männlichkeit und Identität hat. Das hat er von allein gesagt. Er ist ein sehr kluger, vielschichtiger und feinfühliger Mensch, der aber bisher nie (mit niemandem!) über seine Gefühle geredet hat. In seiner Familie war das nicht üblich, mit Freunden hat er das nie gemacht, und vor mir hatte er nur eine kurze nichtssagende Beziehung. Nun komme ich "plötzlich" daher (immerhin kennt er mich und meine Offenheit 8 Jahre) und erwarte volles Gefühls- und Seelenkino, intime Bekenntnisse und geistige sowie körperliche Verschmelzung. Er ist glaube ich ziemlich überfordert damit. Er findet es sehr schön, und in gewissen Momenten scheint er regelrecht aufzublühen, wenn er was von sich preisgibt, aber er braucht entweder sein eigenes Tempo - oder lügt sich und mir damit schon wieder in die Tasche.

Ich hätte es z. b. nett gefunden, wenn er sich einfach mal mit mir hinsetzt und aus dem Nähkästchen plaudert - also was, wo, warum und wie er das so macht, wie er sich dabei fühlt, und was das (nicht) mit uns zu tun hat, ob er das ganze als Problem empfindet und warum, und was er jetzt zu tun gedenkt. Stattdessen flüchtet er bei der ersten konkreten Frage in die Ecke und schaut zitternd und wimmernd zu Boden. So gewinnt er auch schlecht mein Vertrauen zurück.

Das Thema Sucht kennt er auch nur aus meinen Erzählungen. Sich damit zu identifizieren wäre für ihr wohl das Letzte und Schrecklichste. Vermute ich! Immer, wenn ich ihm da von mir erzähle oder von dem, was ich mir angelesen habe, hört er interessiert zu, sagt aber nichts dazu, gar nichts.

Wäre er also - mit ziemlich eindeutigem und ausgewachsenem Suchtproblem, aber eventuell ohne die richtige Portion Selbsterkenntnis - bei einem Suchttherapeuten richtig?

Ich weiß nur, dass ich das Leben so weiter nicht aushalte mit ihm. Ich möchte mich in Zukunft nicht fragen, wenn ich aus dem Haus gehe, was er jetzt treibt, und was er mir vorspielen wird, wenn ich zurückkomme. Ich möchte einen echten Mann, auf den ich mich verlassen kann, und würde mich sonst trennen wollen.
Ich fürchte, seine Präferenz geht dahin, mich zu bestätigen und Verständnis vorzuspielen, um meinen service genießen zu können, während er hinter meinem Rücken weitermacht und nicht wirklich was gegen das Problem tut. So ist es zumindest bis jetzt immer mit allen anderen problem gelaufen! Zuhören, verständnisvoll nicken und aussitzen, bis ich das Prblem hoffentlich "vergessen" habe oder einfach aufgebe. Ich hab vor 3 jahren unsere Wohnung komplett renoviert, danach bat ich ihn, noch die decke der Küche zu streichen, da ich Höhenangst habe. Ich hab ihn wöchentlich gebeten, Unterstützung angeboten, farbe gekauft... er sagt nicht mnal was dazu! Und streicht die decke seit 3 jahren nicht!

Er dachte halt an ne Therapie, wo er lernt, sich über seine Gefühle klar zu werden, sie auszudrücken, zu kommunizieren und zu leben. Er kommt immerhin total autistisch rüber, weil er das alles nicht kann, Gesellschaft und Gespräche meidet und ständig zerstreut wirkt.
Das ist ja vielleicht die Ursache der Sucht - und wenn man die heilt, geht die Sucht vllt auch weg? Ohne, dass er sich sagt, dass er ne Sucht hat?

Sorry, ist schon wieder länger geworden.

Aber es tut gut, zu wissen, dass es hier nette Menschen gibt, die das Problem kennen und schriftlich zuhören. Smile

Liebe Grüße

Aigner
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RE: Ich bin pornosüchtig - und jetzt mein Mann... - von Aigner - 03.07.2017, 15:36



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