ACHTUNG, langer Text!
...aber das muss raus...
Ich stecke immer noch mittendrin in der Verarbeitung meiner Vergangenheit und was die Pornos mit mir und unserer Ehe gemacht haben.
Mein Mann hatte schon von Anfang an beginnende Erektionsprobleme.
Nur gab ich mir damals immer die Schuld daran.
Ich bin als Jungfrau in die Beziehung und er war mein "erster Mann". Ich war 21.
Ich habe nicht aus religiösen Gründen gewartet.
Mich haben die Pornos nämlich auch geprägt...
...aber in die ganz andere Richtung.
Als ich ca. 14 Jahre alt war, hab ich bei Kumpels meinen ersten Pornofilm gesehen.
Die Jungs fanden das total "cool".
Ich nicht.
War sehr schockiert von diesen Nahaufnahmen, dieser unsinnigen Handlung und total verunsichert, ob Sex wirklich so ablaufen soll.
Danach sahen sie sich auch noch "Kids" an.
Ein amerikanischer Jugendfilm, in dem u.a. die Kerle nur Jungfrauen flachlegten, um nicht wegen HIV verhüten zu müssen.
Ein absolut verstörender Film für junge Mädchen.
Noch an diesem Abend habe ich für mich beschlossen, auf den "Richtigen" zu warten.
Der kam aber erst viele Jahre später... war 8 Jahre älter und hatte viel Erfahrung.
Meine ersten Male waren erwartungsgemäß nicht so berauschend und auch schmerzhaft, obwohl mein Mann vorsichtig war.
Er bekam dann aber Erektionprobleme.
Damals ging er total besorgt zu einer Sexualtherapeutin und die bestätigte ihm, dass der Grund meine fehlende Erfahrung sei. Er sich selbst den Druck machte, damit mir der Sex gefällt.
Wir hatten ja eine Fernbeziehung.
Wenn wir uns alle 2 Wochen gesehen haben, ist er meist übermüdet auf der Couch eingeschlafen oder irgendetwas anderes hat seine Lust auf Sex getrübt.
Meine scheuen Versuche ihn zu verführen, wies er dann ab oder es klappte oft wieder nicht.
Wie ich inzwischen weiß, war mein Mann schon lange vor mir in der Porno/Sexsucht gefangen.
Auch ist er damals schon gelegentlich bei Prostituierten gewesen.
Ihm fehlte vielleicht auch deshalb die Empathie, auf mich einzugehen, mir diese "Liebe" zu lernen.
Er war manchmal sehr egoistisch.
Wir sind dann irgendwann zusammengezogen.
Unser Sex wurde zwar nicht viel öfter, aber für mich etwas schöner.
Unsere Beziehung wurde viel inniger und tiefer.
Alles andere passte ja und wir waren eigentlich ein tolles Paar.
Als ich mit unserem Wunschkind schwanger wurde, war ich plötzlich für ihn "die Mutter seines Kindes" und er wollte nicht mehr mit mir schlafen... bzw gar nichts sexuelles mehr.
Er konnte einfach nicht.
Hatte Angst, mir oder dem Baby wehzutun.
Ich hab es akzeptiert, obwohl ich durch die Hormone viel mehr Lust auf Sex hatte, wie vorher.
Nach der Geburt brauchte es durch die neuen Umstände 1 Jahr, damit wir beide wieder zueinander finden konnten.
Mit der zweiten Schwangerschaft hatten wir sogar insgesamt 3 Jahre lang keinen Sex.
Nicht wegen mir.
In dieser Zeit hat mein Mann den Tod seines Vaters verkraften müssen und sich in ein Arbeitsprojekt verbissen.
Er ging um 5 Uhr aus dem Haus und kam gegen 18 Uhr wieder heim.
Hat mit uns zu Abend gegessen und ging gleichzeitig mit den Kindern dann um 19:30 Uhr erschöpft ins Bett.
Tag für Tag.
Die depressiven Phasen kamen immer häufiger.
Sein Arzt schrieb ihn ein paar Wochen krank.
Danach machte er einfach weiter wie vorher...
Das war eine der schlimmsten Zeiten seiner Sucht, hat er mir jetzt erzählt.
Diesen Druck und diesen Stress konnte er nur mit der Sucht kompensieren.
Und diese fröhnte er auch hauptsächlich in der Arbeit. Zuhause war dann sein Ruhepol.
Ich hab mein Möglichstes getan um ihm in diesen depressiven Phasen zu helfen.
Aber ich hatte wenig Erfolg.
Er war sehr launisch, reizbar und oft beleidigt.
Wir lebten nur noch nebeneinander her.
Ich suchte die Schuld dann auch bei mir.
Wollte uns nicht aufgeben.
Miteinander reden ging immer schief.
Deshalb habe ich die Initiative ergriffen und ihm einen Brief geschrieben mit Fragen, was er sich in der Ehe z.B. auch sexuell wünscht.
Er nahm ihn sehr positiv auf, antwortete und stellte mir die Fragen zurück.
Tatsächlich hatten wir bald darauf einen wunderschönen Abend gemeinsam.
Bei dem blieb es aber wieder für lange Zeit.
Wir hatten in all den Jahren nicht oft Sex.
Er hatte ihn... wie ich jetzt weiß... in seinen Pornos, den Sexchats oder gelegentlich bei Prostituierten.
2016 wäre dann ich beinahe in die Fremdgeh-Falle getappt.
Ich habe mich auf ein heimliches Wiedersehen mit meiner Jugendliebe in einer Bar eingelassen.
Er war früher in mich verliebt, aber liiert mit seiner schwangeren Freundin...
Aus uns wurde nie etwas.
Aber 2016 war er dann wieder Single, hatte mich nie vergessen und fand mich immer noch toll.
Er war attraktiv und ganz Gentleman.
Seine lieben Worte gingen runter wie Öl.
In mir war eine Achterbahn der Gefühle.
Wir schrieben uns oft...
...es tat so gut, wieder als Frau wahrgenommen zu werden und nicht nur als Mama.
Bevor ich aber irgendeinen Blödsinn durch mein Gefühlschaos anstellen konnte, bin ich vorallem mir und meinem Mann treu geblieben und habe bei einem späteren zweiten Treffen, schweren Herzens, den Kontakt zu ihm abgebrochen.
Immer noch.
Mein Mann fand es aber trotzdem heraus.
Er war zwar zuerst wütend, aber redete dann endlich mal mit mir über alles was schiefgelaufen ist, all die Jahre vorher.
Das war das erste Mal, dass er eifersüchtig war.
Er ist wachgerüttelt worden und erkannte, wie sehr er mich vernachlässigt und als selbstverständlich angesehen hatte.
Von da an gab er sich mehr Mühe.
Aber er hatte plötzlich Angst, dass ich andere Männer "ausprobieren" möchte.
Dadurch machte er sich wieder selbst psychisch den Druck.
Ein Hamsterrad.
Naja... 2018 habe ich dann von seiner Sucht erfahren.
... aber dies steht alles bereits in den Anfängen meines Threads...
Nur eine Sache fehlt noch...
Ich fand letztes Jahr bei ihm noch eine Potenzpille in der Arbeitstasche.
Erst verkaufte er mir die Geschichte von der "Probetablette" zum testen...
... doch dann beichtete er mir, dass die wenigen, aber schönen Abende, die wir seither hatten, nur mit diesen Pillen möglich waren.
Für mich ein weiterer Tiefschlag nach all den anderen Beichten.
Zu realisieren, wie weit ihn seine Sucht schon gebracht hat, ist immer noch schwer.
Seit inzwischen 1,5 Jahren haben wir nicht mehr miteinander geschlafen.
Diesmal geht es von mir aus.
Nach all den aufgedeckten Wahrheiten vielleicht auch verständlich...
Er ist weiterhin am Zug, seine Sucht in den Griff zu bekommen.
Macht auch weiterhin seinen Reboot im Hardmode mit Unterstützung der Selbsthilfegruppe.
Aktuell ist er in der sechsten Woche.
Mitte Dezember hatte er leider einen Rückfall.
Wer weiß, ob wir jemals wieder sexuell zueinander finden können und ich mich dann auch fallen lassen kann...
Oh Gott, es tut ganz schön weh meine Geschichte selbst noch einmal zu lesen...
Auch wenn mein Mann es nie mit böser Absicht getan hat. Die Sucht hat ganz schön viel zerstört... vorallem mein Vertrauen.
Ich habe wirklich viel zu viel Verständnis und ein viel zu großes Herz.
... aber vielleicht lohnt es sich?!