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Sucht immer besser im Griff & gleichzeitiges Beziehungsende
#11
Hallo,

erstmal danke für eure Gedanken und Meinungen, sowas ist sehr wertvoll für mich.

Zuerst ein kurzes Update: Es hat sich bei mir persönlich viel getan. Zu Beginn des vergangenen Wochenendes sind meine Ex-Freundin und ich sehr detailliert ins Gespräch gegangen. Wir haben unsere Beziehung analysiert, zugrundeliegende Problematiken zutage gefördert und zukünftige Handlungsoptionen abgewogen. Wesentliche Schwierigkeiten haben wir erkannt. 

Bei mir war es vor allen Dingen, dass ich stark von meiner vorherigen Beziehung geprägt war. Diese war leider nicht von Offenheit und dem Zeigen von Verletztlichkeit gegenüber dem Partner getragen, sondern auf einer Machtkampfbasis. Und da ist Offenheit natürlich kein Wert, man will dem anderen ja keine Munition geben, sondern lauert selbst auf Möglichkeiten die Oberhand zu haben. Ich habe leider diese eingefahrenen Routingen mit in meine neue Beziehung genommen. Das war wohl auch ein Großteil der Motivation, warum ich mich bei intimen und schwierigen Themen mich betreffend wie ein egoistisches Arschloch aufgeführt hatte. In Verbindung mit dem Thema Porno-Sucht ein ziemlich ekelhafter Cocktail.

Meine Freundin hat wie bereits geschrieben auch schwierige Verhaltensweisen an den Tag gelegt (die natürlich von mir getriggert wurden). Auch hier haben wir darüber geredet. Diese möchte ich hier aber an der Stelle nicht weiter vertiefen. Ihren Umgang mit meiner Problematik hat sie überdacht und sieht hier ihre Fehler, die auch ihren Anteil daran hatten, dass wir so schwierige Monate hinter uns haben.

Nach der 1,5 Wochen Trennung inkl. Kontaktsperre, die für uns beide ziemlich hart war, sind wir zu dem Ergebnis gekommen, auf jeden Fall weiterhin zusammen sein zu wollen. Wir haben über Maßnahmen geredet für unsere Beziehung und für meine Sucht-Problematik, letzteres ging auch von mir aus. Sie meint, dass sie jetzt zum ersten Mal das Gefühl hat, dass ich wirklich mein Problem erkennen würde, und das sie nun ein gutes Gefühl hat. Etwas, was in den vergangenen Monaten (seitdem ich "aufgeflogen" bin) niemals der Fall war. Wir haben wirklich sehr viel über alles geredet. Auch über die Kommentare hier. Sie möchte mir auf jeden Fall wieder Vertrauen schenken und mir mein Verhalten verzeihen (genauso wie ich ihr). Auch etwas, was sie bislang nicht ansatzweise konnte oder auch wollte. Natürlich auch durch mich bedingt, ich war in der ganzen Problematik zu sehr verschlossen ihr gegenüber, hatte auch kein echtes Problembewusstsein bzw. ist dieses erst langsam in den vergangenen Wochen und Monaten gewachsen. Darüber mit ihr kommuniziert habe ich aber nicht. Aus der Perspektive war die Trennung wohl vielleicht notwendig - so schlimm und traurig sich das anhört. 

Große Hoffnungen auf Sexualtherapie habe ich tatsächlich nicht. Ich sehe das eher als Unterstützung. Die "Hauptlast" liegt bei mir. Ich bin aber sehr motiviert und fühle mich weiterhin gut bezüglich der Suchtbekämpfung. Bin mir sicher, dass ich das auch ohne professionelle Hilfe schaffen würde. Aber man muss es sich ja nicht unnötig schwer machen und kann hier sicherlich gutes Gedankenfutter zur Reflexion erhalten. Persönlich ist mir wichtig, dass ich mir hier jetzt wirklich meiner Partner anvertrauen kann, dass ist die beste Hilfe, die ich erhalten kann. Auch vermittelt sie mir nun wirklich das Gefühl ihr offen sein zu können ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Imselben Maße vermittel ich ihr endlich das Gefühl wirklich offen zu sein. Das tut mir so gut.

Auch wenn wir noch unsicher sind und die letzten Wochen ihre Spuren hinterlassen haben, haben wir wirklich nun eine tiefe Basis an Vertrauen und Zuneigung füreinander gewonnen und wollen hier weiter darauf zusammen aufbauen. Wir haben auch allgemeine Maßnahmen für unsere Beziehung erarbeitet, unabhängig des Suchtproblems.

Zusammenfassend stellt es sich für mich so dar: Ja, meine Sucht ist isoliert von der Beziehung zu betrachten. Aber mein Umgang nicht. Der war katastrophal und mehr als schlimm, stark geprägt von meinen Handlungsweisen aus der vorhergehenden Beziehung. Mein Problem muss ich deswegen auch im Wesentlichen mit mir ausmachen, aber den Umgang damit nicht. 

Zur Porno-Sucht: Tag 14 Reboot. 5 x Masturbation ohne Pornos. 4 x Sex (circa 10 Min. Stimulation mit viel Vorspiel/Kuscheln).

Folgend werde ich nun weiterverfahren: 
 
- keinerlei Masturbation

- Porno-Blocker auf dem Handy, bei dem Freundin als "Admin" hinterlegt ist (würde ich im Regelfall nicht benötigen, aber im Zweifel ist es erstmal besser, auch ist das Sicherheitsgefühl für meine Freundin dadurch besser, und eine wesentliche Behinderung ist es nicht)

- Kameras (primär für den Hund) können mich beobachten während ich im HO am PC bin, sonstige internetfähige Geräte sind im Sichtfeld (hier jederzeit beobachtet werden zu können, ist sicherlich ein etwas komisches Gefühl, aber es behindert mich wenig und gerade jetzt zu anfangs will ich dies auch schon alleine, um das Vertrauen bei meiner Partnerin wieder aufbauen zu können).

- ich prüfe derzeit die Möglichkeiten einen zusätzlichen Porno-Blocker für den PC, um im Falle eines Falles, wenn Sicherungen durchknallen sollten, doch noch ein Netz unter dem Boden zu haben

- Image-Board Account, der Zugriff auf NSFW-Inhalte hat, der Freundin gegeben, NSF Inhalte ohne Account einsehbar, neuer Account würde Geld kosten

- regelmäßige Gespräche mit meiner Freundin (auch in Bezug auf Zweifel, Unsicherheiten etc.)

- Sexualtherapeut und Sexualberaterin

- auf Sex wollen wir nicht verzichten; er ist für uns auch mehr als nur reine Bedürfnisbefriedigung, sondern sehr stark von Intimität und Innigkeit geprägt und "die Vollendung" unserer Love Language bezüglich körperlicher Nähe; wir haben darüber diskutiert, aber Sexverzicht oder -reduktion als mögliche Option verworfen; es ist auch nicht so, als würden sich bei mir (oder bei ihr) ständig die Gedanken um Sex drehen, es ist dahingehend sehr entspannt; kann sein, dass hier ein falscher Eindruck, ob der Fragen, die ich gestellt habe, entstanden ist



Jedenfalls nochmal vielen Dank für die kritischen Kommentare!
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#12
Hallo Sentinel,

erst einmal herzlichen Glückwunsch, dass ihr wieder zusammen gekommen seid.

Was Du schreibst klingt reflektiert und positiv.

Wichtig wird jetzt die emotionale Stabilität für Dich sein. Dafür seid ihr Beide verantwortlich. Du weißt, was Du zu tun hast. Deine Freundin muss vor allem ihre emotionalen Eskapaden unterlassen, weil Dich das negativ triggern kann. Deshalb erhöhte Aufmerksamkeit wichtig.

Was die Einrichtung vin Blockern betrifft, bin ich immer skeptisch. Ich halte davon nichts. Die technische Sperre hält emotionalen Ausnahmezuständen meistens nicht stand. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dir Ausweichaktivitäten überlegst und strikt einhältst, wenn der Druck kommt. Es darf Dich dann garnicht an den PC, das Tablet oder das Smartphone ziehen. Wenn Du davor sitzt ist es nämlich meist schon zu spät.

Ich bin gespannt, wie es bei Dir weitergeht.
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#13
Danke für deine Worte und Glückwünsche.

Die letzten Tage waren stark davon geprägt, dass wir unsere Beziehung, unsere Ängste darüber und auch meine Porno-Problematik diskutiert hatten. Dies war natürlich auch etwas nervenaufreibend emotional (aber keine Streits oder so etwas). War aber auch nötig nach dem ganzen Mist und wird bestimmt auch in den kommenden Tagen noch vorkommen. Aber wir haben ein gutes Gefühl, sind uns gegenüber völlig offen, auch wenn es manchmal weh tut. Meine grundständige emotionale Stabilität ist davon aber nicht tangiert, auch wenn ich bzw. wir weiterhin sehr vorsichtig und etwas unsicher agieren. Wir wissen, dass wir nun unser Zutrauen zueinander festigen müssen und keinesfalls für emotionale Eruptionen sorgen dürfen.

Ja, die Blocker sind eher nur als zusätzliches Gimmick, wie eigentlich alle Maßnahmen. Denn diese bringen im Endeffekt nichts, wenn man es von vornherein nicht will. Sie vermitteln mir aber zumindest vermeintliche Sicherheit und Unterstützung. Als fürs Gefühl sind sie nicht schlecht. Aber es würde auch ohne gehen. Denn ich will hier nichts nur temporär "durchziehen", sondern dauerhaft mich verändern (im Kopf habe ich das auch schon, aber ich muss das noch festigen bzw. es mir auch selbst beweisen).

Status: Tag 17 Reboot, 5x Masturbation ohne Pornos, 8 x Sex. Verlangen nach Pornos weiterhin bei null, fühle mich dahingehend gut und weiter auf dem richtigen Weg.
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#14
Tag 25; keine Pornos; 5x Masturbation innerhalb der ersten zehn Tage; ca. 1x Sex pro Tag

Ich war vergangene Woche jeweils bei einer Sexualberaterin und einem Sexualtherapeuthen. Ich habe meine Problemlage geschildert und im Wesentlichen sind sie beide der Meinung, dass ich keine Pornosucht habe bzw. bei mir keine therapiebedürftige Sucht vorliegt. Aber eine Gewohnheit, die ich mein halbes Leben seit der Pupertät praktiziert habe, braucht auch eine dauerhafte Handlungsänderung, um sie langfristig zu überwinden.

Da ich keinerlei Verlangen nach Pornokonsum habe, bin ich sehr überzeugt davon, diese Linie auch beibehalten zu können. Es fühlt sich ja auch einfach nicht so an, als müsste ich mich zu etwas zwingen oder gegen etwas kämpfen. Ich bin noch dabei Informationen zu der Thematik und verschiedene Perspektiven in meinen Erkenntnisschatz zu integrieren. Auch deshalb bleibe ich weiterhin dabei den Kontakt von expliziten Inhalten zu meiden, auch Masturbation spielt weiterhin keine Rolle. Bei dieser Nulllinie bleibe ich, auch um mich in der Sache zu erden und Sicherheit zu erlangen.

Was mir allerdingt zu denken gibt ist, ob ich ein ungesundes Verhältnis zu Masturbation und Nacktheit bzw. Darstellung von expliziten Inhalten entwickle. Ich kann mir derzeit nicht konkret vorstellen zu masturbieren. Auch wüsste ich nicht, wie ich reagieren bzw. fühlen würde, wenn ich z.B. am Strand halbnackte Frauen sehen würde. Gerade weil man als Mann natürlich verhältnismäßig von optischen Reizen angesprochen wird und mein Pornokonsum mich da wahrscheinlich auch zusätzlich etwas mehr darauf geprägt hat als ohnehin "von Haus aus". Dürfte ich mich optisch von sowas angesprochen fühlen? Wäre es mir unangenehm? Und wenn ich in Filmen mich von einer expliziten Szene angesprochen fühlen würde? Ist es okay, sich davon angeregt zu fühlen? Darf ich sowas dann noch "geil" finden. Ich glaube, wenn man sich solche Fragen stellt, hat man zumindest keinen entspannten Umgang mit dieser Thematik.
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#15
Hallo sentinel,

ich persönlich würde sagen, dass es ungesund wäre, wenn du nicht mehr von einer nackten Frau am Strand angeregt werden würdest. Ich denke, dass Pornosüchtige zu sehr gewöhnt sind an "harte, krasse" optische Reize aus dem Netz - daraus entwickelt sich eine Abstumpfung, die uns unempfindlich machen gegenüber den "sanften" Reizen in der realen Welt. Die Folge ist, dass man bei der eigenen Freundin keinen mehr hochbekommt.

Insofern ist die Lösung wahrscheinlich, dass du dich durch Abstinenz in einen Zustand bringst, in dem du im realen Leben hin und wieder mal beim Anblick steifer Nippel deine Erektion spürst.

Und auch explizite Szenen würden wieder richtig reinknallen. Wenn der Zufall es in einiger Zeit so will, dass du auf so etwas stößt, dann soll es so sein und genieße den Kick. Wenn du gezielt danach suchst, ist es ein Problem.

Ich wünsch dir viel Erfolg in deiner Beziehung.
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#16
Danke für deinen Input.

Ist auf alle Fälle nachvollziehbar, was du schreibst. Tatsächlich hatte ich nur zu anfangs der Beziehung eine leichte ED, die sich aber schnell gegeben hatte. Sonst war ich eigentlich immer auch durch "sanfte" Reize erregt (auch kuscheln etc.), auch während der Porno-Konsum-Phase, manchmal auch so Erektionen/Morgenlatte. 

Ich bin wenig am Strand oder ähnliches, deswegen habe ich da auch keinerlei Referenzwerte. Weiß aber auch nicht, wie sich die Abstinenz hier langfristig auswirken wird. Wie gesagt, meine Erregungslevel war ja auch während des Pornokonsums recht schnell erregbar. Da kann es jetzt durch die Abstinenz tendenziell ja nur noch niedriger werden. Ich bin relativ gespannt, wie es sich entwickeln wird, wie man dann auf "fremde" optische Reize reagieren wird, nachdem sich hier die Plästizität verändern hat. Wird aber klar noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Ob ich dann diesen Kick genießen darf oder kann? Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht.

Betrachte ich die Sache rein mechanisch, dann ist auf jeden Fall mein Penis durch den Verzicht des Pornokonsums/Masturbation auf jeden Fall sensibler geworden. Das konnte ich schon vor ein paar Monaten feststellen, dass es kaum mehr "langen" Sex gab und auch mal häufiger schon nach wenigen Minuten mal vorbei war (natürlich je nach Stellung und Erregung). Da bewegt es sich jetzt auf jeden Fall meiner Meinung nach auf einem Niveau, welches ich gut finde. Ich denke auch, dass es für meine Freundin so passt. Noch sensibler wwerden würde wohl nur durch weniger Sex erreicht werden. Aber dafür ist unser beider Libiodo zu hoch, um "nur" jeden zweiten Tag Sex zu haben und dann dafür auch kürzer Big Grin

Habe mir jetzt auch mal das Buch Porno im Kopf geholt und angefangen mit dem Lesen. Schon recht interessant, hilft auch dabei die ganze Sache etwas "objektiver" zu sehen, finde ich bei eigenen Problemlagen immer ganz gut (populär-)wissenschaftliche Inhalte in die eigenen Perspektive zu intergrieren, auch um irgendwelche anekdotische Evidenzen und Gefühle besser einzunorden.

Tag 34, weiterhin keine Pornos, weiterhin ca. 1x pro Tag Sex, fühle mich gut und entspannt.
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#17
Tag 45

Das Porno-Thema hab ich weiterhin sehr gut im Griff. Kein Rückfälle, keine Gedanken daran. Regelmäßig Sex, keine Masturbation. Partnerin und ich waren zusammen in HH kurzlich auch in einem Sexshop und dort auch in der DVD Abteilung (dass es sowas noch gibt). Die expliziten Cover haben mich da aber eher kalt gelassen, also nicht getriggert. War gut für mich festzustellen.

Ich finde es auch mittlerweile alleine vom Gedanken her zehn mal interessanter im Real Life sexuelle Erlebnisse zu teilen, als alleine zu Pornos zu masturbieren. Sprich es macht mich im Kopf mehr an zB mit meiner Freundin beim Wandern im Wald auf ein zufällig gerade intimes Pärchen zu treffen und sich davon anregen zu lassen, als alleine Pornos zu sehen. Oder vielleicht auch im Schwimmbad oder sonst was. Mich turnt es viel mehr an, wenn meine Partnerin durch sowas angeturnt werden würde. Sie hat für Public/Voyeur ein Faible, aber wir testen uns da erst so ein bisschen ran. Selbst an Pornos finde ich mittlerweile nur noch den Gedanke erregend, dass sie dort etwas anregend könnte (Kategorien, Stellungen, Geschlechtsteile whatever), isoliert bezogen auf mich lässt mich das Thema irgendwie kalt.

Ich finde es herausragend, dass man Sexualität so mit einer anderen Person zusammen leben und gestalten kann Exclamation Ich denke nicht, dass das mit meinem Porno-Konsum sich auch so entwickelt hätte. Die letzten Monate haben mir gezeigt, wie viel mehr mir es gibt das Thema Sex und Co. mit einem Partner zu entwickeln und auszuleben. Die Befriedigung, die sich da einstellt, ist sowas von erfüllender als jeglicher Porno-Konsum.
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