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Hallo von einem Süchtigen
#1
Hallo zusammen.

Ich bin pornosüchtig. Die Erkenntnis reift in mir schon seit einigen Jahren.

Ich bin Mitte dreißig und kämpfe schon seit bestimmt zwanzig Jahren damit. Das erste mal mit Pornos in Berührung gekommen bin ich so mit elf oder zwölf und war ziemlich bald angefixt. Schon als Jugendlicher habe ich täglich viele Pornos geguckt und viel masturbiert. Schon damals war ich dabei wie im Rausch, habe mich nur noch von Seite zu Seite geklickt, immer härtere Inhalte gebraucht, weil sich eine Toleranz entwickelt hat.

Ich habe mir im Laufe der Jahre immer wieder Dinge angesehen, die mich zutiefst verstört haben. Scham- und Schuldgefühle quälen mich seit langem. Ich habe mir Dinge angesehen, die mich im normalen Leben bzw. außerhalb des Pornorauschs nicht erregen, die mich abstoßen, die gegen meine eigenen Moralvorstellungen gehen. Habe auch beim Masturbieren irgendwann Fantasien gehabt, die mich verstört haben. Ich kann das bis heute nicht verstehen. Bilder, die mich in Albträumen verfolgen. Erinnerungen, die ich nicht verarbeiten oder loslassen kann.

Im Laufe der Zeit habe ich immer wieder Phasen der Abstinenz gehabt, teilweise mehrere Monate. Allerdings gilt das nur für den Konsum von Pornos, nicht fürs Masturbieren. Meist hat es sich wieder eingeschlichen, wenn es mir akut besonders schlecht ging. Erst Bilder von Frauen in Unterwäsche, dann eher softe Pornos und dann wurde es wieder immer härter, bis wieder eine Situation kam, in der ich mich so über mich selbst erschrocken habe, dass ich nachts kaum schlafen konnte.

Aktuell habe ich seit gut zwei Jahren sogut wie keine Pornos gesehen. Aber immer mal wieder zum Beispiel Bilder von leichtbekleideten jungen Frauen. Ich kam dabei zwar auch immer wieder in so einen rauschähnlichen Zustand, konnte aber immer sobald Nacktheit zu sehen war, schnell alles ausmachen und mir einreden, dass nichts passiert sei.

Vor kurzer Zeit hatte ich einen Rückfall und bin am Ende wieder auf einer Seite gelandet, wo sehr explizites Material zu sehen war, was mich erschrocken hat und über "normale" Pornographie hinausging. Ich habe wieder alles ausgemacht, aber konnte mir diesmal nicht mehr einreden, dass nichts passiert sei. Das hat vieles wieder hochgeholt, was ich verdrängt hatte. Und es hat mir gezeigt: Es ist noch nicht überstanden.


Ich bin sehr verwirrt über vieles, was in mir vorgeht. Ich habe ständig Schuldgefühle, bin kurz vor der Panik. Ich hatte einige Nächte kaum geschlafen, das geht jetzt wieder besser. Tagsüber muss ich fast permanent darüber nachgrübeln. Ich bin froh, wenn ich mich mal ein paar wenige Minuten am Stück normal fühlen kann.

Ich habe mich bisher noch sehr wenigen Menschen anvertraut und habe große Angst, über das Thema zu sprechen. Ich möchte gerne dieses Mal nachhaltig die Sucht bekämpfen, sodass ich mir nie wieder Pornos oder auch nur sexy Bilder in knappen Klamotten angucke.
Außerdem möchte ich die Vergangenheit verarbeiten. Endlich aufhören mit der jahrzehntelangen Grübelei, endlich irgendwann fühlen "Es ist vorbei. Ich kann endlich loslassen und nach vorne blicken."

Ich habe die Hoffnung, dass der Austausch mit anderen Betroffenen mir hierbei helfen kann.
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#2
Hallo Roderick

Ein direktes Gegenüber ist normalerweise besser, als nur online auszutauschen. Weil wir Männer uns so schwer tun uns irgendwo zu öffnen, ist ein Forum eine gute Alternative.

Du schreibst selber, du bist pornosüchtig. Ich bin kein Fachmann, ich habe einfach meine eigenen Erfahrungen und da kann ich dir ein paar Tipps geben:

1. Du musst um jeden Preis selber komplett davon loskommen wollen. Halbe Sachen und Kompromisse bringen nichts. Da wirst du rückfällig und frustriert.
2. Sei bereit, dein Leben, deine Freizeit, deine Gewohnheiten total umzustellen.
3. Langeweile ist einer unserer grössten Feinde. Er ist hinterlistig. Du wirst all die Zeit zur Verfügung haben, die du mit Pornos oder Social Media verbracht hast. Hast du einen Plan, wie du diese Zeit nun füllen wirst?

Ich für mich hatte erst "Erfolg" als ich die Umstellung radikal machte. Da ich in einer festen Partnerschaft bin, habe ich mir lediglich Sex mit meiner Partnerin zugestanden.
daneben ist nichts drin. Kein Social Media, keine Chats zum Zeitvertrieb, kein PC aus Langeweile (nur Arbeiten und dann wieder aus), keine Masturbation (das muss jeder mit sich ausmachen, aber ohne darauf zu verzichten bin ich mehrmals gescheitert).

Sei vorbereitet auf eine "Flatline" was bedeutet, dass plötzlich sexuell nichts mehr funktioniert. Das kann dich treffen, das kann sich unterschiedlich auswirken aber sei dir bewusst, dass das kommen kann und lass dir auch gesagt sein, dass das vorbeigehen wird.

Es wird gesagt, dass unser Gehirn 90 Tage braucht, um sich umzustellen und wieder zu normalisieren. Stell dich darauf ein, dass das auch länger gehen kann und der Verzicht auf Pornos, anzügliche Bilder, Bilder mit nackter Haut, zweideutige Chats, etc., etc., dieser komplette Verzicht muss bleiben - länger - immer. 

Dies sind meine ersten Denkanstösse an dich. Überleg dir, ob du aussteigen willst.

Je besser vorbereitet, je konsequenter durchgeführt, desto kleiner die Rückfallrisiken und die Frustration.

Herzliche Grüsse

Pedro
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#3
Hallo Pedro.



Vielen Dank erstmal für die nette Begrüßung, die Tipps und die warmen Worte! Alleine das tut schon unfassbar gut.





Ich glaube, die Langeweile ist bei mir nicht das größte Problem, denn ich habe selten welche. Eher immer zu vieles, was ich zu tun habe. Aber auch in meiner Freizeit bin ich eigentlich immer mit irgendwas beschäftigt, habe viele Hobbys und Interessen. Ich habe die Probleme eher dann, wenn ich übermüdet bin, Schmerzen habe, mich einsam fühle, andere schmerzhafte Emotionen habe, oder in einer depressiven Phase bin. Wo ich für fast nichts die Kraft habe und ich mich fühle, als könnte mich grade nichts aus diesem Loch herausholen. Das sind glaub ich die Momente, wo bei mir der Suchtdruck am größten ist. Dafür muss ich irgendwie gesündere Bewältigungsstrategien finden.

Social Media nutze ich glücklicherweise seit Jahren nicht mehr. Pornographie oder auch nicht-pornographische anzügliche Bilder habe ich in den letzten Jahren auch nur hin und wieder genutzt. Es sind eher einzelne Rückfälle. Die sind genauso schlimm, aber zumindest habe ich mir bereits im Allgemeinen einen Alltag aufgebaut, indem diese Dinge nicht mehr vorkommen.

Die Masturbation und der Sex sind noch so ein Thema. Ich lebe in einer festen Beziehung und möchte ebenfalls auf den Sex nicht verzichten. Ich denke auch, dass der sogar eher helfen kann, ein normales Verhältnis zur Sexualität zurückzuerlangen.

Die Masturbation ist für mich wahrscheinlich noch ein Knackpunkt, weil ich die auch ohne Pornographie sehr ungesund nutze, um negative Emotionen zu betäuben, teilweise mehrmals am Tag. Ich kann mir vorstellen, dass ich in den letzten Jahren unterschätzt hatte, wie sehr dieses Verhalten ungesunde Muster aufrecht erhält. Das letzte Mal masturbieren war vor drei Tagen, das ist für mich schon sehr lang. Aber wahrscheinlich sollte ich hier auch eine deutlich längere Pause einlegen. Ich bin gespannt, was das mit mir macht.

Danke nochmal für deinen Beitrag!

Hast du eventuell noch einen Tipp, wo ich mich hier zuerst umsehen sollte? Es gibt wirklich viel zu lesen, sowohl im Forum als auch sonst auf porno-sucht.com
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#4
Hallo Roderick

Beim Umsehen kommt's halt sehr darauf an, was du suchst. Vermutlich sind es die beiden Foren "Pornosucht und Nofap Allgemein" und "Reboot und Neustart".
Nutze auch die Suchfunktion, wenn dich ein Stichwort interessiert.
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#5
Hallo Roderick,

erst mal herzlich willkommen. Was ich von Dir lese zeigt, dass Du es schon wehr weit gebracht hast.

Dein Problem ist eher die überhöhte Masturbation. Das laugt Deinen Körper aus und bringt Dich in die depressive Stimmung.

Ich denke, Du musst An Dir arbeiten, welche Dinge Du tun kannst, wenn Du in die Stimmung kommst zu masturbieren. Vielleicht hilft es Dir zu meditieren. Du sagst, dass Du nie Langeweile hast. Das klingt erstmal gut, aber vielleicht ist dies Dein Problem. Nimm Dir mal Zeit nichts tun zu müssen.

Ich bin sicher, Du kannst es schaffen auch diese Pornoschübe zu unterbinden. Du bist soviel weiter wie viele Andere hier. Kopf hoch, schau nach vorne.

Wie heisst es „Die Vergangenheit, können wir nicht ändern, aber die Zukunft“
Du hast mit Deinen Fantasien noch keinen anderen Menschen geschadet.

Ich bin normalerweise sehr skeptisch, was Psychologen betrifft. Aber bei dir könnte es helfen. Weil Du schon soweit gekommen bist und vielleicht nur noch wenige Schritte gehen musst.
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#6
Hallo Schokiprinz,

auch dir vielen Dank für die liebe Begrüßung!

Ja, ich meditiere, mal mehr und mal weniger. Seit meinem letzten Rückfall aber wieder täglich. Mich hat der Rückfall emotional sehr mitgenommen. So langsam entwickle ich wieder einen normalen Appetit und die Panik ist auch etwas zurückgegangen. Ich glaube, die Meditation hilft mir sehr dabei, mich wieder etwas zu entspannen. Entspannung bereitet mir sowieso schon immer Probleme.

Ich glaube, ich habe mir mit der Masturbation über die Jahre einen ungesunden Bewältigungsmechanismus für negative Emotionen geschaffen. Vielleicht kann das Meditieren auch hier helfen. Aber ich glaube, ich muss noch mehr Wege finden, negative Emotionen zu bewältigen. Vielleicht sollte ich wieder mehr Sport treiben. Das hat in der Vergangenheit oft gut getan.

> Du hast mit Deinen Fantasien noch keinen anderen Menschen geschadet.

Danke. Es tut gut das zu lesen.

Ich bin auch grade dabei mich nach Therapeuten umzugucken. Es ist nicht so einfach, weil ich nicht genau weiß, worauf ich am besten achten muss. Es gibt wenige, die auf Pornosucht spezialisiert sind. Es sollte aber jemand sein, der sich gut mit Sucht auskennt, mit Sexualität auch und ich denke auch das Thema Trauma ist nicht fern. Ich denke, ich habe mir mit meinen Handlungen selbst sehr, sehr tiefe Wunden zugefügt, die ich noch nicht alleine verarbeiten kann.

Ich denke, ich werde mich auch an entsprechende Beratungsstellen wenden.
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#7
Hi Roderick,
meine Vorredner haben schon ganz gut beschrieben was los ist und womit Du besser aufhören solltest. Deine Masturbation ist auch ein Dopamin-Kick, der dich hinterher wieder in ein emotionales Loch bringt. Du solltest die Häufigkeit ganz klar begrenzen um einen normalen gleichmäßigen Dopaminlevel zu erreichen. Alles andere führt nur zu depressiven Stimmungen hinterher und das immer und immer wieder.

Eine Sache hätte ich noch, die vielleicht auch etwas negativ sein könnte. Bei deiner fehlenden Langeweile habe ich mir überlegt, ob die nicht vielleicht zu viel unternimmst und dich dadurch auch irgendwie unter Stress setzt. Das könnte dann auch dazu führen, dass man das Masturbieren zum Stressabbau wieder braucht. Ist zwar eher selten so ein Fall, aber ich wollte es nicht unerwähnt lassen.

Gruß,
Benutzer5090
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#8
Hi Benutzer5090,

danke dir. Ich bin tatsächlich oft gestresst. Auch andere negative Emotionen, die ich habe, kann ich nicht so gut mit umgehen. Mal ist es Masturbation, mal ungesundes Essen, mal versinke ich in Arbeit. Alles bloß um die Gefühle zur Seite zu schieben.

Ich habe auch gesündere Angewohnheiten: Spaziergänge oder Meditation zum Beispiel. Aber je schlechter es mir geht, desto weniger scheinen die zu helfen und desto stärker wird der Druck. Es ist sooo einfach schwach zu werden.

Nach meinem letzten Rückfall fühle ich mich so langsam emotional wieder relativ stabil. Also so stabil wie vorher, das heißt auch nicht unbedingt gut. Aber mit der emotionalen Stabiltität kommt auch eine riesige Angst vor einem erneuten Rückfall. Es war wirklich schlimm für mich. Gleichzeitig weiß ich, wie schnell der Suchtdruck jegliche Bedenken wegwischen kann, wenn es schlecht läuft. Deshalb beschäftige ich mich grade viel mit Sucht.
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