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Konstruktiver Umgang Selbstbewusstsein
#12
Liebe Juli,
ich weiß, du möchtest es versuchen, möchtest nicht gleich aufgeben. Das habe ich auch so gemacht. Und jede Partnerin hier muss ihre Erfahrungen selbst machen.
Ich glaube, dass die getrennten Wohnungen eine riesige Herausforderung sind. „Aus den Augen aus dem Sinn“ das ist ein echtes Problem. Auch das kenne ich aus eigener Erfahrung. Es wurden einfach zwei Leben gelebt.

Für ihn gar kein Problem, er ging nach heutiger Aussage davon aus, dass mich das doch überhaupt nicht verletzen oder irgendwie tangieren könne, wenn er sich eben so ein bisschen zusätzlichen Spaß gönnen würde und ich das gar nicht wüsste. Es wurde sich schön geredet, dass Mann einfach zusätzliche Bedürfnisse hätte, das auch gesund so wäre in der Häufigkeit, der Quatsch mit Prostatakrebsvermeidung oder zur Stressbewältigung notwendig, und die Frau käme doch auch noch auf ihre Kosten. Dass genau das aber längst nicht mehr so war, dass die Beziehung stark darunter litt, das wurde erst gar nicht registriert oder auf andere Ursachen geschoben. Leider sagen es solche Männer einem nicht, wenn sie denken, du hast nicht Recht mit deiner Ansicht. Sie gehen den leichteren Weg, typisch Süchtiger, geben dir voll und ganz Recht und machen dann was sie wollen eben heimlich.

Du hast gefragt, wie es mir geht. Mir geht es insgesamt nicht wirklich gut. Es ging über 20 Jahre, bis ich endgültig die Reißleine Anfang des Jahres gezogen habe. Ich habe leider immer wieder einen Vertrauensvorschuss gegeben, da er so unglaublich gut lügen konnte. Ja, ich habe ihm immer wieder geglaubt, denn es schienen richtig gute Entwicklungen da zu sein, es gab nach und nach in den Jahren immer mehr Zugeständnisse seinerseits und Beschäftigung mit dem Thema, gute Gespräche, es schien jedes Mal wirklich endlich zu werden, er schien voranzukommen mit der Erkenntnis, so dass ich jedes Mal glaubte, jetzt hätte er es verstanden. Nie sofort. Es war eine On- Off Beziehung. Aber irgendwann dann doch wieder. Und wie ich heute weiß, waren es jedes einzelne Mal lediglich maximal 14 Tage, die er es tatsächlich lassen konnte. Rückfälle wurden nie gebeichtet, sonst hätte man ja tatsächlich damit aufhören sollen.

Ich habe auch ehrlich gesagt diese Sucht voll unterschätzt. Ich ging von mir aus und das war der größte Fehler, den ich gemacht habe. Mein Mann hat sich da auch wirklich viel Mühe gegeben. Er konnte einwickeln und sich auch phasenweise zusammenreißen. Dann gab es auch wieder mehr und besseren Sex, was irgendwann mein einziger „fühlbarer“ Parameter geworden war, wo wir standen. Was ziemlich schlimm ist, wenn man im Bett nur noch am Scannen ist.

Und ich wurde auch sonst wieder beachtet. Es hielt nur immer so lange, bis er dachte, jetzt wäre das schlimmste Beziehungsgewitter überstanden, dann wandelte sich alles wieder so nach und nach schleichend.
Ich glaubte zu lange an die berühmte „weibliche Intuition“ und dass ich es ja auch sonst merken müsste. Ich denke, mein Unterbewusstsein hat es meist tatsächlich registriert, ich habe entsprechend geträumt, aber auf das Bewusstsein ist kein Verlass, wenn einer immer lügt und man selbst nicht unfair sein möchte, eben nicht zu Unrecht verdächtigen möchte und keine Beweise hat.

Es fehlte die Vorstellung bei mir, dass mein Mann es tatsächlich konnte, mich derart anzulügen über Jahre hinweg. Auch da dachte ich immer wieder, jetzt wäre der Knoten geplatzt. Ich hätte das auch nie für möglich gehalten, weil ich selbst so nicht bin. Ich dachte, ich müsste ihm mehr wert sein.
Ich hatte schon immer wieder die Erfahrung gemacht, dass er lügt, war aber dem Kinderglauben erlegen, dass man durch Gespräche und klar machen, ich bin seine Partnerin und er ist jetzt erwachsen und muss nicht mehr lügen, dieses Verhalten ändern könne.

Ich war sicher nicht ko-abhängig. Ich habe deutlich und ganz klar Grenzen gesetzt und auch Konsequenzen gezogen. Dieses "Ko-abhängig-Ding" weiß ich auch nicht, ob so wie es erklärt wird, wirklich stimmt. Ich habe ihm geglaubt, dass er es jetzt schafft. Jedes einzelne Mal bis Anfang dieses Jahres.

Ohne Vertrauensvorschuss wirst du nicht hinkommen. Und das schon gar nicht, wenn er wo anders wohnt als du. Gäbe es denn die Möglichkeit, an einem Ort zu wohnen? In einer Wohnung zusammen zu leben? Denn da wären viele Möglichkeiten nicht mehr da. Die Chancen stünden besser.

Solche ausgesprochenen Sätze, wie „du solltest zunehmen“, wird man nicht wieder los. Das sind Verletzungen, die sitzen einfach. Ich persönlich habe noch keinen Weg gefunden, mit so etwas umzugehen (bei uns waren es allerdings andere Dinge aber nicht weniger schlimm) auch wenn wahrscheinlich die Ursache für solche Aussagen / Verhalten Sucht ist. Es kam immer wieder hoch. Wieder und wieder.

Du möchtest den Weg mitgehen. Das verstehe gerade ich voll und ganz. Es sieht mir von der Ferne nur nicht nach Einsicht aus. Kabanan und Thunderdome haben da auf jeden Fall Recht!

@ Alobar, danke für deine Erklärungen. Diese bringen mich immer dazu, nachzudenken, ob und welche Sehnsüchte es hier bei uns gegeben hatte, die er sich der Einfachheit halber wo anders erfüllt hat und von denen ich noch immer nicht weiß. Das macht mich ganz kirre.

Es scheint ja so zu sein, dass sich hier gewisse Fantasien oder Fetische aus der Pornowelt herausbilden. Bei uns gibt es auf jeden Fall ein Kleidungsstück von dem ich die „Wichtigkeit“ kenne. Genau solche Bilder wurden schon als Jugendlicher konsumiert. Aber kann eine Beziehung, die unter Pornokonsum beginnt, denn eine reelle Chance haben, dass solche Vorlieben überhaupt noch gerne von der Partnerin, die davon weiß, erfüllt werden können? Wenn er es sich permanent bei anderen (virtuellen) Frauen holt, bzw. geholt hat. Es fühlt sich so an als sollte man mit der Pornowelt konkurrieren. Keine normale Frau läuft (in unserem Fall) zu Hause mit solcher Wäsche herum. Man würde es extra tun. Eine Frau will aber normalerweise nicht als Porno Objekt vom Partner gesehen werden, bis auf ein paar Ausnahmen sicher. Und da besteht extreme Verwechslungsgefahr, das musste ich mehrmals selbst so erfahren und das ist keine schöne Erinnerung. Somit wurden Wege auch kaputtgetrampelt.

Gibt es da nicht auch noch das Problem, dass der konsumierende Partner von Anfang an die Frau durch die Pornobrille gesehen hat, sie als etwas „Neues“, das sexy war, begriffen hat? Weil ein Süchtiger gar nicht mehr in der Lage ist recht viel was anderes als Optik in einer Frau zu sehen? Dann kann die Frau doch nur verlieren, da nach der Anfangs Verknalltheit immer eine andere Phase kommt, wo man auch schon mal zu müde ist für mehr oder sonstig nachlässig ist. Was doch ganz normal ist. Ich glaube schon auch, dass man sich da immer wieder austauschen, an der Beziehung auch arbeiten muss, tut er was für mich, mache ich was für ihn. Aber hat da eine ganz normale Frau realistisch gesehen überhaupt eine Chance? Das ist eine Hochglanz Schein Welt mit ganz anderen Möglichkeiten.

Gute Nacht euch allen
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RE: Konstruktiver Umgang Selbstbewusstsein - von Chiara - 07.06.2022, 23:44



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