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Another one bites the dust…
#8
Willkommen, lieber @Bilgrim,

ich freue mich, dass Du zu uns gefunden hast und hoffe, dass Du nicht schon wieder weg bist, weil wir Dich verschreckt haben.

Ja, es klingt schlimm, dass Du schon so lange in der Suchtfalle steckst. Aber es ist nie zu spät, es wieder raus zu schaffen. Und ich sehe es als einen großen Vorteil an, dass Du selbst bemerkt hast, keinen normalen Umgang mit Pornos zu haben und etwas dagegen tun willst. Diese Erkenntnis ist der 1. Schritt auf dem Weg heraus aus der Sucht.

Du hast den Absprung schon mehrfach versucht und bist gescheitert. Das ist sicher ernüchternd für Dich. Aber auch damit bist Du nicht allein. Die wenigsten schaffen es auf Anhieb, noch weniger ohne Hilfe.

Der nächste Schritt wäre, Deinen Therapeuten einzuweihen. Denn Anton hat völlig Recht. Wie so viele Süchte und/oder psychische Leiden geht damit oft auch eine Depression einher. Nur diese zu behandeln, und die Sucht sowie deren Ursachen nicht, ist der falsche Weg. Sie ist nur ein Symptom für ein Problem, was Du mit Dir herumschleppst, oder mehrere Probleme.

Du schreibst, dass Du schon als Kind sexuell sehr altiv warst. Hier fand scheinbar schon die Betäubung und Ablenkung von einem Problem statt. Du hast kompensiert. Später kamen die Pornos und die Depression dazu. Egal, was zuerst da war: Sucht oder Depression, löst häufig eine solche Sucht Depressionen aus oder verstärkt sie.

Dein Therapeut kann Dir nur helfen, wenn Du ihm die Sucht nicht verheimlichst. Denn alles hängt zusammen und muss angegangen werden.

Bereits dieses Outen kann zudem ein Gamechanger sein und noch dazu eine große Last von Dir nehmen.

Ein weiterer Gamechanger sollte Deine Familie für Dich sein. Süchte enden niemals gut, verändern Menschen, halten auf Dauer nichts Gutes für Dich bereit und bergen die Gefahr, ans Licht zu kommen.

Ich werde mir nicht anmaßen, Dir zu sagen, ob es richtig ist, es auch Deiner Frau zu sagen. Ich hatte bereits in einem anderen Thema dazu geschrieben und sehe es auch heute noch genauso: Wir können Dir unsere Erfahrungen und Meinungen mitteilen, Ratschläge ans Herz legen. Die Entscheidung, was Du tust, musst Du allein treffen.

Denn es gibt viel mehr bei solch einer Entscheidung zu bedenken. Dazu hast nur Du die nötigen Infos und Einblicke, z. B., welcher Typ Frau Deine Ehepartnerin ist, wie sie zur Sexualität steht, zu Pornos, zur Treue, wie Eure Ehe aussieht, Lebensumstände, Sorgen, Streit, ungeklärte Konflikte, Eure gemeinsame Sexualität, Eure Kommunikation, welche Auswirkungen Du bei Dir selbst bemerkst und und und...

Beide Meinungen, die hier geäußert wurden, sowohl es Deiner Frau zu sagen als auch, es weiter geheim zu halten, sind nicht ohne Risiko. Das ist Fakt. Wir könnten wohl Tage darüber diskutieren, was der richtige Weg in diesem Fall ist.

Ich gehe zunächst mal auf @Mrs_Teachers Beitrag ein: Aus eigener Erfahrung und dem Austausch mit den Frauen hier, dem Wälzen unzähliger Bücher zum Thema Vertrauensbruch in Beziehungen kann ich die Argumente, die für ein Outing Deiner Frau gegenüber sprechen (ohne Berücksichtigung der von mir oben angemerkten Punkte) nachvollziehen und bestätigen. Es ist nobel, uns schonen zu wollen, indem man uns da raushält. Aber genau das kann buchstäblich nach hinten losgehen. Findet sie es nämlich heraus, fühlt sie sich erst recht hintergangen und betrogen. Das Vertrauen wird in dem Fall auf mehrfacher Ebene zerstört, u. a. weil es ihr schwerfallen wird, zu glauben, dass Du sowieso vorhattest, damit aufzuhören.

Das Risiko, es ihr zu sagen, besteht natürlich darin, dass sie es nicht gut aufnimmt, nicht damit klarkommt und, wie @Anton schreibt, leidet. Noch mehr leidet sie aber und ist enttäuscht, wenn sie selbst draufkommt. Das ist Fakt. Es ihr zu sagen wäre in jedem Fall ein Vertrauensbeweis und bekräftigt Deine Ehrlichkeit, es wirklich lassen zu wollen, etwas zu ändern. Denn an dem Punkt, an dem Du es ihr sagst, schaffst Du auch Sicherheit für sie, eine echte Entscheidung getroffen zu haben, einen point of no return sozusagen. Und wenn Eure Ehe nicht schon sowieso auf der Kippe steht, aus welchen Gründen auch immer, wird sie auch nicht einfach das Handtuch schmeißen. Sie wird mit Dir kämpfen. Und genau dieses Miteinander kann die Beziehung letztendlich sogar stärken.

Einen Vorteil hast Du bereits: Einsicht. Denn es gibt nichts Schlimmeres für uns Frauen, wenn wir es herausfinden und dann, wie ich, 1 Jahr auf den Mann einreden müssen (oder länger), bis er einsieht, dass sein Pornokonsum überdimensionale Ausmaße angenommen hat. Noch schlimmer wird es, wenn wir selbst nicht mehr angefasst und beachtet werden. Das tut dann richtig weh. Aber auch darüber hatte ich bereits woanders ausführlich geschrieben.

Nun zu @Antons Beitrag: Auch hier kann ich nachvollziehen, warum er der Meinung ist, dass Du keine schlafenden Hunde wecken solltest oder gar eine Lavine lostreten. Das Motto, was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, verletzt sie, lässt sie womöglich leiden, spricht für diese Möglichkeit. Was ebenfalls dafür sprechen würde, ist, dass sie nach den Jahren scheinbar nichts bemerkt hat und Du somit die Zeit hättest, das Problem loszuwerden, bevor sie was merkt/erfährt.

Du allein weißt, ob es Anzeichen gab, über die sie sich bereits gewundert hat oder es schon Streitpunkte gibt, die mit der Sucht (Auswirkungen) zusammenhängen könnten, sei es im Alltag, was Interessen, Aufmerksamkeit, Verhalten oder die Sexualität (Eure gemeinsame Sexualität) angeht, ob Eure Kommunikation stimmt etc. Liegt hier schon was vor bzw. im argen, solltest Du die Zeit nicht weiter ausreizen und sie tatsächlich mit einbeziehen. Und zu unterschätzen sind dabei nicht unsere feinen Antennen, unsere Intuition, auch dann nicht, wenn wir nichts sagen. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmt, lange bevor ich die Pornos bzw. das Ausmaß des Konsums meines Mannes entdeckte. Und ich bin nicht die Einzige.

Auch muss man bedenken, dass es erfahrungsgemäß mitunter Jahre dauern kann, sich komplett von den Pornos bzw. Rückfällen loszusagen. Ich betone immer wieder, es ist ein Prozess. Die 90 Tage ohne Pornos sind nur der Einstieg, Anfang, nicht das Ziel. Das Risiko, nicht mit offenen Karten zu spielen, besteht daher darin, dass sie es bemerkt/herausfindet/erfährt/entdeckt. Aber das liegt ja auf der Hand.

Ich könnte noch mehr Gedanken dazu äußern, zu beiden Möglichkeiten. Aber ich belasse es erstmal dabei.

Niemand verlangt von Dir, dass Du heute eine Entscheidung triffst. Wäge behutsam ab und bespreche das Thema auch ruhig mit Deinem Therapeuten. Er sollte die Fähigkeit haben, sich in beide Seiten gut hineinversetzen zu können und vermag Dir bei einer Entscheidung hoffentlich zur Seite zu stehen.

Vielleicht möchtest Du auch zu den oben geschriebenen Punkten noch etwas schreiben/erzählen. Denn hier im Forum ist es, wie auch in einer Therapie oder einem Coaching, essentiell, so viele Infos wie möglich zu erfahren, um gezielte Hilfestellung zu geben, das Bild Deiner ganz persönlichen Situation, auch wenn sich viele Geschichten im Forum ähneln, so klar wie möglich in Erscheinung treten zu lassen.

Alles Liebe und Gute auf Deinem Weg!

Geduldige
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Nachrichten in diesem Thema
Another one bites the dust… - von Bilgrim - 26.10.2023, 21:32
RE: Another one bites the dust… - von Anton1 - 27.10.2023, 12:56
RE: Another one bites the dust… - von Kfee - 27.10.2023, 19:44
RE: Another one bites the dust… - von Geduldige - 29.10.2023, 01:34



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