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#31
Hallo Susan,

bevor ich auf deine PN antworte, möchte ich erst hier etwas schreiben. Ich habe dein Thema gestern entdeckt und muss gestehen, dass es mich sehr berührt hat. Du erinnerst mich sehr an meine Frau und eure Geschichte an die von mir und meiner Frau.

Du schreibst, dass du deinem Mann vertraust und deine Intuition verlassen kannst. Das finde ich gut. Ich hatte den Gedanken, dass deine Intuition wahrscheinlich das sicherste ist, was es gibt.
Wie du geschrieben hast, hättest du die eine Sache niemals herausfinden können, wenn er es dir nicht gestanden hätte. Da siehst du, dass deine Intuition stark ist.

Ich hatte nach jedem Rückfall (Porno mit SB, Porno ohne SB oder SB ohne Porno) das Gefühl, dass eine unsichtbare Verbindung zu meiner Frau getrennt wurde. Diese Verbindung wurde erst durch mein Beichten wiederhergestellt.
Ich weiß nicht, ob meine Frau das so gespürt hat. Ich aber schon.

Wenn ich deine Beiträge so lese, dann erinnert mich deine Intuition an das Gespür dieser Verbindung.

Du hast von 3 Rückfällen in 4 Wochen geschrieben. Das wirft die Frage auf, ob er es ernst meint. Meiner Erfahrung nach kann man das an Zahlen allein garnicht festmachen. Ich hatte am Anfang und in schweren Zeiten viele Rückschläge, in besseren weniger.
Wenn ich deine Beiträge lese, dann sehe ich da unsere Geschichte, nur ganz am Anfang.
Die Frage, ob ich es wirklich versuchen würde, ob ich es wirklich ernst meinen würde, die kam von meiner Frau auch. Natürlich, sagte ich. Und das stimmte ja auch. Aber es war so schwer. Diese Frage ist absolut berechtigt und Zweifel an der Antwort auch.

Es ist ein Kampf, ein Ringen mit sich selbst, in dem Mann steckt.

Scham ist ein großer Gegner, sowohl bei dem Mann als auch bei der Frau.
Deshalb möchte ich dir (und allen betroffenen Partnerinnen / Ehefrauen) schreiben: „Es liegt nicht an dir!“
Wenn eure Männer euch nicht attraktiv und ansprechend fänden, hätten sie euch nicht geheiratet bzw. wären sie nicht mit euch zusammen gekommen! Ihr seid nicht zu hässlich, zu unattraktiv, zu prüde, zu wasauchimmer.

Ihr geht den Weg gemeinsam und das ist ein riesengroßer Schatz. Zu zweit seid ihr in der Überzahl gegen Porno.
Dennoch muss er den Weg gehen; du kannst ihn begleiten.

Unsere Kinder sind noch alle im Vorschulalter, also klein. Da gibt es Phasen, in denen Sex einfach nicht möglich ist. Diese Phasen sind schwer (für mich). Meine Frau arrangiert sich schneller mit ihnen. Sie akzeptiert sie. Auch wenn sie gerne Sex hätte, erkennt sie schneller an, dass es in den Umständen einfach nicht geht.
Ich leide darunter und hätte gerne mehr Sex. Und ich nehme wahr, dass sie „anscheinend keinen Sex braucht oder möchte“. Was ja nicht stimmt.
Du kannst dir den Konflikt denken.

Ich habe sie dann gebeten, mir das zu sagen. Ich muss einfach wissen, dass sie auch gerne Sex hätte, das aber zur Zeit nicht geht.
So fühle ich mich nicht mehr abgelehnt. Ablehnung bzw. das Gefühl abgelehnt zu sein, ist Gift.
Allein die Offenheit hat mir in dem Bezug geholfen.

Das meine ich mit „er muss gehen, du kannst begleiten“.

Das wirft auch bei mir die Fragen auf:
- Warum ist er noch in den Gruppen? Wenn er Whatapp beruflich braucht (was ja eigentlich generell Mist ist in unserer Gesellschaft), warum ist er noch in den Freundesgruppen? „Ungelesen löschen“ klingt gut, erscheint mir aber als „ich fahre so weit wie möglich an der Kante fahren“. Sicherer ist „so weit wie möglich entfernt von der Kante fahren“.
- Laptop im Arbeitszimmer im Keller?! Das klingt auch eher nach „ich lebe an der Grenze“. Gibt es da nicht andere Möglichkeiten? Kann er telefonieren, wenn die Kinder eine Homeschoolingpause machen? Kann er die Kinder für das Telefonat nach draussen schicken?

Zum Sexleben möchte ich einen Beitrag in meinem Tagebuch schreiben. Da gehen mir, seitdem ich wieder aktiver in diesem Forum lese, einige Gedanken durch den Kopf. Das mache ich heute abend.

Hier nur soviel: Wenn dein Mann von vornherein Errektionsprobleme hatte, dann liegt das auch nicht an dir. Er hatte ja von Anfang an (und vorher) schon mit der Sucht zu kämpfen. Und diese Probleme sind ganz klar Folgen der Sucht.

Du schreibst und beschreibst eine positive Veränderung. Und manchmal überkommen dich Zweifel. Das ist ja völlig normal. Und, wie gesagt, hast du deine Intuition. Verlass dich ruhig darauf. Er hat sie ja auch kennengelernt. Könnt ihr da etwas draus machen? Nach dem Motto: „Wenn ich Zweifel habe und meine Intuition anspringt ist etwas. Ich spreche dich drauf an und frage nach bis ins kleinste Detail.“?

Mir (!) hat geholfen, wenn meine Frau mich unterstützt, mir Mut zuspricht (du schaffst das), mir vergibt (unbedingt nötig) und mich „trotzdem liebt“. Die Pistole auf der Brust drängt mich weiter in die Scham und damit in die Isolation hinein.
Das kann natürlich bei anderen Männern auch ganz anders sein. Das würde ich aber auch nur in Fällen wie bei dir empfehlen: wo ihr beide gemeinsam den Weg geht und er glaubhaft ehrlich ist und den Weg auch gehen möchte.

Es gibt ja auch Berichte hier, wo die Männer das nicht einsehen, nicht eingestehen und negativ reagieren. Da hilft vielleicht nur die Pistole auf der Brust bzw. die Konsequenzen.
Leider wird so oft vergessen: An dem Pornokonsum des einen leiden beide. „Alle“ würde ich sogar schreiben: Betroffene, betroffene Partner/innen, Angehörige (Kinder), Darsteller/innen

Und zum Schluss noch zum Thema: „das nicht so eng sehen, sind ja nur...“: Da bin voll auf der Seite von Ungläubige. Es gibt kein „zu eng sehen“ in dieser Thematik bzw. Situation. Es gibt kein „es ist ja nur...“.
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#32
Hallo Mosaikstein,

danke für Deine lieben und ehrlichen Zeilen. 
Ich wünsche Dir, dass auch Du die Sucht für immer in den Griff bekommst.
Ich fühle sehr mit Deiner Frau, da sie Dich auch auf Deinem Weg begleitet wie ich meinen Mann.

Wir haben zwar schon Schulkinder, aber ich weiß genau welche Situationen und Konflikte Du meinst.
Die hatten wir auch.
Manchmal ist es wie verhext...  Dodgy
Schön, dass Ihr das für Euch so offen geklärt habt.
Es ist ja einfach das reale Sexleben mit kleinen Kindern.
Das war immer mein Trost:
Anderen jungen Eltern geht es genauso...

Nach dem letzten Rückfall meines Mannes im Dezember, haben wir auf seinen Wunsch hin, noch einen weiteren Filter und eine Blacklist für alle Geräte eingerichtet. Auch für den Firmen Pc.
Die Passwörter verwalte ich.
Es ist uns beiden wichtig, dass auch unsere Kinder nicht an die jugendgefährdenden Inhalte kommen.
Wir haben zwei Jungs. Der Große kommt schon ins neugierige Alter.

Ich weiß, dass es keinen 100% Schutz geben wird. Das weiß auch mein Mann.
Aber er möchte es einfach für sich als zusätzliche Hilfestellung nutzen...

Bildchen über Whatsapp sind gerade out. Jegliche Coronathemen dafür in.   Confused

Es geht Dir ja bestimmt genauso, dass Du immer mal wieder mit erotischen Bildern konfrontiert wirst. 
Egal ob in der Werbung, kurze Liebesszenen in Film & Fernsehen etc.
Ich kann ihm ja nicht die Augen zuhalten oder das Fernsehprogramm filtern.
Er muss lernen, damit umzugehen.
Sex sells. Leider.  Undecided

Meiner Intuition traue ich weiterhin. 
Ich merke aber auch, wie ich unsicher werde, wenn wir länger nur oberflächlich miteinander reden. 
Spätestens dann suche ich ein Gespräch und wir erzählen uns beiden wie es uns geht oder was uns gerade beschäftigt.
Danach geht es uns wieder besser.
Man fühlt sich einfach wieder verbundener.

Er ist weiterhin auf einem guten Weg...

LG
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#33
Hallo Ihr Lieben,

leider werden meinem Mann seit ca. einer Woche wieder Steine in den Weg gelegt.
Sein Chef spielt weiter Machtspielchen und möchte ihn in eine anderes Projekt versetzen. 
Da will mein Mann aber absolut nicht hin, denn sie würden ihn dort nur wieder verheizen. 
Sein Chef ist jetzt beleidigt weil er nicht mitzieht und straft ihn momentan mit 2 Wochen Kurzarbeit ab.
Jetzt hängt er in der Luft und weiß nicht wie es beruflich mit ihm in der Firma weitergehen wird.
Sein Selbstwertgefühl ist ziemlich angeknackst und er ist maßlos enttäuscht, wie mit ihm umgegangen wird.

Er hat sogar wieder mit dem Rauchen angefangen, was mir deutlich zeigt, wie schlimm das Ganze für ihn ist. 
Diesmal ohne Heimlichkeiten wie vor paar Jahren. 
Er hat es mir gleich gestanden.

Aber ich war ziemlich unsicher, weil ich ihm in dieser Situation anfangs kaum helfen konnte und er auch ein Mensch ist, der viel mit sich selbst ausmacht, nachdenkt und allein sein will.
Ich hatte einfach Angst, dass er in alte Muster fallen könnte. 
Meine Intuition war sehr von dieser Angst überschattet. Auch die fehlende Nähe zueinander hat auch dazu beigetragen, dass ich keine "Verbindung" zu ihm hatte.

Nur ein Gespräch hat mir geholfen, wieder klarer zu denken und zu fühlen.
Aber es ist eine beschissenes Gefühl, ihn in dieser Situation auch noch mit meinen Ängsten und diesem Thema zu konfrontieren.
...den richtigen Moment und die richtigen Worte zu finden um ihn nicht auch noch vor den Kopf zu stoßen oder Druck aufzubauen.

Aber mir ging es nicht gut mit dieser Unsicherheit und ich hielt es auch nicht mehr aus, ihn so zu sehen.
Er redete sich dann ganz viel von der Seele und reagierte eigentlich ganz lieb und hat mir die Angst einwenig genommen. Er ist nicht stolz darauf wieder zu rauchen, aber er hat den Pornos etc. bisher widerstanden.
Auch mit großer Unterstützung seiner SHG- Männer.

Laut seinen Aussagen - ich hab keine Beweise.

Er ist ziemlich geknickt und fühlt sich schwach und hat Angst wie es weitergeht.
Aber genau das macht ihn menschlich. 
Ich bin so froh, dass er mir das gegenüber endlich so offen äußern kann. 
Ihm tut es so leid, dass ich jetzt wieder Angst habe. 
Aber er kann nicht mehr tun, als offen und ehrlich zu sein. 
Er sagt: "Eigentlich sollte ich der Starke sein und Dich stützen..." Er, das Alphamännchen, das Familienoberhaupt.
Aber ja, momentan bin ich vielleicht die Starke, aber das halte ich auch nur durch, wenn er mir ehrlich sagt was los ist, wie er denkt und fühlt. 
Damit kann ich umgehen. 
Ich hab was zum "greifen". 
Informationen und Tatsachen, die ich verarbeiten kann. 
Und keine wirren Szenarien im Kopf, die mir nur durch meine Angst projiziert werden.

Selbst wenn ein Rückfall passieren sollte und er ihn mir gesteht, ist mir mehr geholfen als wenn er ihn verheimlicht oder ich ihn "erwische".
Ich kann dann selbst für mich entscheiden, wie ich reagiere und wie ich es verarbeite.
Aber diese Lügen möchte ich nicht mehr akzeptieren. 

Eines der wichtigsten Grundlagen für mich in unserer Beziehung ist der Respekt. 
Den will ich auch ihm gegenüber nicht verlieren und den behält er, wenn er ehrlich ist.
Er hat die Wahl zwischen ehrlich sein und mein Vertrauen langsam zurück zu gewinnen oder wieder ein Lügner zu sein, vor dem ich dann keinen Respekt mehr haben werde und somit einen anderen Weg einschlagen muss.

Diese Ehrlichkeit soll kein Freibrief sein, aber durch sie entsteht wieder das Vertrauen zwischen uns zwei, das mir sehr wichtig ist und das nur langsam wächst.

Ich bin und bleibe trotzdem weiterhin wachsam und mag mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass er mich vielleicht doch verarscht.

Ihm geht es heute schon wieder besser. 
Er lenkt sich viel ab. Nutzt die freie Zeit um an seinen Projekten weiterzuarbeiten. 
Gemeinsam sind wir auch gedanklich die beruflichen Pro und Contras durchgegangen. Was wäre wenn...
Er muss jetzt einfach abwarten wie sich alles entwickelt und diese warten ist fies... in 3 Wochen weiß er mehr.

Ich kann zwar nur von mir sprechen, aber liebe Männer, holt Eure Frauen mit ins Boot.
Redet mit ihnen, sagt ihnen, wenn es Euch nicht gut geht und öffnet Euch.

Es ist sonst verdammt schwer diesen Weg mitzugehen.

Eure Frauen haben es verdient, dass Ihr ehrlich zu Ihnen seid!! 
Heart
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#34
Liebe Susan,

von außen klingt das alles gar nicht so schlecht, was du schreibst.
Mein Gedanke beim Lesen war ja: „besser Rauchen als Porno“.

Er hat starken Druck, welcher eine große Gefahr zum Rückfall bedeutet. Mit diesem Druck muss er irgendwie umgehen. Das ist schwer.
Also raucht er. Das könnte man negativ sehen (vor allem, weil hier eine neue Suchtgefahr besteht, die dann wieder abgelegt werden möchte irgendwann). Aaaaber die kann er auch viel schwieriger geheimhalten. Wink

Und ich finde, Rauchen geht nicht so tief wie Porno. Ich kann das gerade nicht besser beschreiben. Vielleicht verstehst du ja, was ich damit meine.

Das Thema „eigentlich sollte ich der Starke sein..“ ist ja ein bekanntes „Männerthema“. Habt ihr darüber gesprochen? Siehst du das auch so? (ich würde mal vermuten, du findest das nicht).
Wenn nicht, dann kann ihm auch helfen, dass er eben nicht immer der Starke sein muss. Ihr seid ein Team und ein Team ist immer gemeinsam stark. Mal trägt der eine den anderen und mal umgekehrt. Das kann entlasten.
Auf jeden Fall steht ihr diese Zeit gemeinsam durch. Und wenn er das weiß (tief innen drin), dann kann das auch helfen.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Ansprechen deiner Bedenken und die Konfrontation eine Schlüsselstelle ist. Wie du schriebst, geht es dir nicht in erster Linie ums Erwischen oder Beschämen. Es geht darum, etwas „zum arbeiten“ zu haben.
Es geht auch darum, deine Intuition zu schärfen. Dass diese mit Angst gefärbt ist, ist ja klar.
Ich könnte mir vorstellen, dass es euch beiden sehr viel leichter fällt, darüber ins Gespräch zu kommen, wenn er weiß (wieder: „tief innen drin die Sicherheit haben“ und nicht „im Kopf wissen“), dass es dir eben nicht um Konfrontation / Beschämung / etc. geht.

Letzter Gedanke: Du hast gespürt, wie die Verbindung zwischen euch nicht mehr so gut ist. Und dann seid ihr ins Gespräch gekommen. Das ist doch gut und klingt sehr danach, dass ihr auf einem guten Weg seid.

Allerletzter Gedanke: Dass er das Rauchen garnicht erst verheimlich hat, würde ich auch positiv und als Fortschritt werten. Er scheint zu spüren, dass ihr gemeinsam auf dem Weg weiterkommt.

Ich wünsche euch alles Gute und vor allem eine gute Auflösung der Jobsituation. Aber vor allem, dass ihr (und vor allem dein Mann) aus dieser Wüsten-Druck-Situation siegreich und gestärkt herauskommt.

Lieben Gruß
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#35
Danke Mosaikstein,

ich verstehe was Du meinst.
Das mit dem Rauchen ist blöd und unnötig und Vorwürfe bringen da jetzt gar nichts, außer noch mehr Druck.
Im schlimmsten Fall raucht er dann wieder heimlich. 
Ich habe auch mal in der Zeit vor den Kindern geraucht und weiß, wie man sich einbilden kann, dass einem die Zigaretten bei Stress "helfen".  Undecided
Immerhin raucht mein Mann nicht im Haus oder vor den Kindern und möchte auch wieder aufhören... 

Ich finde es mutig, wenn Männer Gefühle zeigen können und sich Schwachstellen eingestehen.
Das ist für keinen Menschen leicht, weil man dann verletzlicher und angreifbarer ist.
Trotzdem versuche ich es auch meine Jungs beizubringen, dass man nicht immer der Erste und der Beste sein muss und auch einfach mal enttäuscht sein und weinen darf.

Dieses Team, das Du beschreibst, das gemeinsam stark ist und sich gegenseitig stützt, ist eine romantische Vorstellung - ein Ideal.
Jeder Mensch hat nur leider sein eigenes Päckchen zu tragen, ob Krankheiten, Schicksalsschläge, Lebensumstände... oder eine Sucht.
Es ist nicht jeder so stark, um den anderen zu stützen. 
Besonders wenn es meist einseitig ist.

Meine Stärke stützt sich gerade durch meinen Glauben an die Liebe, der Hoffnung und meinen Vorschuss an Vertrauen. Wenn das bisschen Vertrauen, das ich habe, wieder verletzt wird, fällt auch mein Gerüst zusammen. 

Als ich vor einigen Jahren wegen einer Autoimmunkrankheit zwei Wochen im Krankenhaus lag, musste mein Mann Kinder, Haushalt und Arbeit gleichzeitig wuppen. 
Er wollte alles alleine schaffen und hat sich kaum Hilfe geholt.
Ich war schwach - er der vermeintlich Starke - nach außen.
Als ich wieder gesund war, ist er komplett eingebrochen, wurde depressiv und sein Suchtverhalten wurde mitsamt anderer Schicksalsschlägen zum Supergau.
Nur da kannte ich die wahre Ursache noch nicht.

Ich möchte damit nur sagen, dass ein süchtiger oder ein kranker Mensch oft nicht die Kraft hat, den anderen zu stützen oder viel schneller an seine Grenzen stößt als ein gesunder Mensch.
Und auch der Partner ist oft überfordert mit solch einer Situation.
Da wäre es manchmal doch besser, sich Hilfe von vertrauten Menschen in der Familie/Freundeskreis zu holen oder von professionellen Therapeuten.

Ich glaube es ist auch für die Frauen wichtig, dass sie ihre eigenen Grenzen ernst nehmen...
Ich habe einen guten Bericht, auch für die Partnerinnen, gefunden: 

ENTFERNT

Viele Grüße
Blush
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#36
Liebe Susan,

nun ist schon wieder etwas Zeit vergangen.

Vermutlich hast du recht, was du mit dem Ideal schreibst.
Ich sehe den Prozess "gegen den Porno" mittlerweile so vielschichtig und komplex, dass es keine einheitliche Linie geben kann.

Manchmal funktionieren Paare gemeinsam (auf diesen Weg), manchmal nicht.

Einseitig ist immer schwierig. Vor allem, wenn "einseitig" "von Seiten des Co-Abhängigen" bedeutet. Der Süchtige muss immer wollen. Aber das weißt du ja schon alles.

Manchmal schaffen es Leute alleine ohne, dass ihre Partnerinnen davon überhaupt etwas mitbekommen.
Manchmal schaffen sie es und informieren ihre Partnerin nur.
Manchmal schaffen sie es nur mit der Hilfe der Partnerin.
Manchmal schaffen sie es nur mit professioneller Hilfe.

So richtig "DEN Weg" gibt es nicht und das macht auch Ratschläge schwierig. Wahrscheinlich muss jeder seinen Weg finden.
Und das ist für die Partnerin besondres schwer, denn sie weiß ja nie, woran sie nun ist.

Geht es bei euch weiter vorwärts?

Ich wünsche euch viel Kraft und Stärke.
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#37
Genau, es gibt leider keine Universal-Wegbeschreibung raus aus der Sucht...
Jeder wird seinen eigenen Weg finden müssen.

Mein Mann ist auch mehreren Wegweisern gefolgt, um Stück für Stück voranzukommen.
Er hat sogar auch nach dem Weg gefragt und die Hilfe von Tourguides angenommen!  Cool

Die Jobsituation hat sich glücklicherweise zum Guten gewendet. Der erlösende Anruf kam früher.
Er hat jetzt ein ganz anderes Projektangebot bekommen, dass ihm gut gefällt und er auch annehmen wird.

Früher hätte er das andere Angebot angenommen, "brauchte" die Herausforderung und Bestätigung. 
Er hätte all seine Energie in die Arbeit gesteckt um sich einzuarbeiten und dann ein gutes Ergebnis abzuliefern.
Und das wissen seine Chefs natürlich.
Aber diesesmal hat er abgelehnt.

Er weiß inzwischen was er kann und muss sich nichts mehr beweisen. Er hat mehr Selbstbewusstsein.
Es waren früher immer die Selbstzweifel, es allen recht zu machen, perfekt sein zu müssen...
Und gab es doch mal "Kritik" an seiner Arbeit, hat er es viel zu persönlich genommen.
Ablehnung, Kritik und Streit sind wichtige Punkte auf seiner Ursachenliste.

Er hat auch erkannt, dass der Aufstieg und die Anerkennung im Beruf zwar schön und gut ist, aber viel Fleiß erfordert und Opfer mit sich bringt.
Dieses Opfer war leider bisher immer unsere Beziehung und die entstandene Sucht.

Ich genieße gerade seine ausgeglichene Stimmung und unsere Gespräche.
Die letzten Wochen waren ja eher durchwachsen.
Er hat mir erzählt, dass es 2 Situationen für ihn gab, die gefährlich waren, er es aber gut gemeistert hat.

Mir fällt auf, dass ich persönlich noch sehr zurückhaltend bin, was Zärtlichkeiten meinerseits angeht. 
Er hat es auch kurz bemerkt, nicht kritisch.
Aber es stimmt - bin da immer noch recht vorsichtig.

... jeder braucht einfach noch seine Zeit! Heart

Liebe Grüße
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#38
Liebe Crow, lieber New_World,

ich möchte Euch hier gerne antworten, wie es mir geht.

Am Wochenende hab ich einen langen Waldspaziergang mit meinem Mann gemacht. 
Er hat mich irgendwann gefragt, wie es mir denn momentan so geht. Ob alles ok ist.
Ich hab dann geantwortet, dass ich seit unserem letzten Streit vor zwei Wochen, irgendwie ein komisches Gefühl habe... Ich kann es nicht beschreiben und es gab auch keinen Vorfall, aber mein Radar schlägt einfach aus. 
Obwohl wir uns wieder echt gut verstanden haben.

Er hat mir dann leider reumütig erzählt, dass es wieder einen kritischen Moment gab und er diesmal eine nicht-gesperrte Seite öffnen konnte... hat wohl auch mit der Sb angefangen... aber es nicht zu Ende gebracht. Hat sich die Folgen vorgestellt und es abgebrochen.
Er war sehr glaubhaft und ruhig.
Ich hab ihn einfach erzählen lassen...

Für ihn ist es ein weiterer "Erfolg", widerstanden zu haben und er hat seinen "Counter" nicht neu gestartet.

Ich hab auch schon öfters solche Geschichten im Forum hier gelesen.
Ich weiß nur noch nicht so recht, wie ich das einordnen soll.  Undecided 

Einerseits hat er ein weiteres Mal wieder erst gestanden, als ich ihn darauf angesprochen habe, also nichts von sich aus erzählt.
Andererseits hab ich ihn - Gott sei Dank - nicht selbst "erwischt".
Geschnüffelt hab ich aber auch schon länger nicht mehr. Könnte aber wetten, dass ich eh nichts gefunden hätte.
Ich hatte ja letzte Woche schon meine Zweifel geäußert.  Undecided

Ich weiß nun auch, auf welcher Internetseite er war. 
Sie steht jetzt auf der Blacklist.
War sein Wunsch - er hat sie in meinem Beisein hinzugefügt.

Wie seht Ihr das?
Soll ich das alles glauben oder kritischer sein?

Liebe Grüße
Undecided
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#39
Liebe Susan,

ich lese sehr viel Hoffnung in deinem Beitrag bzw. der Situation, die du schilderst:

- Ihr habt einen gemeinsamen langen Spaziergang gemacht. --> Ein gutes Setting.

- Er hat gefragt, wie es dir geht. --> Er interessiert sich für dich. Im Pornosumpf kann man sehr abgestumpft und isoliert sein, so dass es einem egal ist, wie es dem Partner / der Partnerin geht. Das ist bei deinem Mann nicht so.

- Du hast von dir erzählt und deiner Intuition. Über deine Intuition haben wir ja weiter oben schon geschrieben. Das signalisiert ihm: "Ich fühle, dass etwas nicht stimmt, weiß aber nicht was." Das wiederum eröffnet ihm ganz ohne Druck die Möglichkeit (sich) zu erklären. Ihr seid ja schon recht weit auf eurem Weg und er ist ernsthaft dabei, frei zu werden. Deshalb funktioniert das bei euch.

- Er erklärt sich. Erstmal vom Vorfall selbst. Die Reue würde ich ihm auch abnehmen. Die ganze Thematik ist ja sehr, sehr schambesetzt. Der eigenen Frau gegenüber sogar noch mehr. Da ist es durchaus auch peinlich, davon zu erzählen. Bei mir waren das teilweise richtige innere Kämpfe mit mir selbst. Rückfälle von sich aus zu beichten und ihr darüber zu erzählen, das kann schon eine sehr, sehr große Hürde sein. Und er hat sie gemeistert. Dabei war er sogar sehr detailliert. Ich habe beispielsweise nie genaue Seiten benannt oder gezeigt. Das wollte ich meiner Frau dann doch nicht antun. Es war für sie schon so schlimm genug.

- Er hat den Counter nicht neu gestartet --> Hier ist das Glas halb voll bzw. halb leer. Für ihn war es ein Erfolg, weil er abgebrochen hat. Von dem, was du schreibst, würde ihm das auch abnehmen. Es kann auch ein "Nicht-Erfolg" sein, weil er ja angefangen hat. Solche Situationen (anfangen - abbrechen) gehören dazu und sind Teil des Weges. Die "Ich habe aufgehört und nie wieder geschaut"-Geschichten sind meines Erachtens zu 99% einfach nicht wahr. Wahrscheinlich kommt irgendwann die Phase, in der er eine solche Situation als Rückfall bezeichnet und den Counter neu startet.

- Er hat erst gestanden, nachdem du ihn darauf angesprochen hast. --> Ich lese das so, dass du ihn nicht direkt drauf angesprochen hast. Du hast von deiner Intuition berichtet. Hier brauchte dein Mann den Schubs. Dieser Schubs ist aber nicht mehr ein "Ich weiß, was du getan hast. Gib es zu". Jetzt reich ein "möchtest du mir etwas sagen?" durch die Blume. Deshalb sehe ich da schon einen Fortschritt.

- Du hast nicht geschnüffelt und hättest vermutlich eh nichts gefunden --> Das ist ja das fiese daran. Selbst mit Schnüffeln findet man doch nichts. Ich habe immer zugesehen, dass keinerlei Verlauf o.ä. vorhanden waren. Sie hätte garnichts finden können. Aber du hattest ein Gefühl.

Fazit: Nach dem, was du schreibst, würde ich das als Fortschritt einstufen. Diese (Sucht-)Problematik "er gibt nur die Hälfte zu" scheint bei euch nicht mehr zu sein.
Vielleicht kannst du ihm erzählen, wie es dir mit der ganzen Situation ging.

Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg euch beiden.
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#40
Lieber Mosaikstein,

ich profitiere wirklich sehr von Deiner Sichtweise und Deiner Einschätzung.
Vielen Dank dafür!!
Auch wenn ich sie viel kritischer erwartet habe, weißt Du einfach aus eigener Erfahrung, was wir gerade durchmachen.

So habe ich es noch gar nicht gesehen, dass ich ihm eigentlich nur einen "Schubs" gegeben habe - ohne jeglichen Vorwurf und er hat sich geöffnet.
Blush 
Hoffentlich bewährt sich diese Methode... 


Wir haben auch über unsere Trennung damals geredet.  
Ich hab sie hier bisher nur kurz erwähnt, aber eigentlich war sie ein sehr wichtiger Schritt.
Für ihn, wie auch für mich. Ein sehr schmerzhafter...

Es war Ende der Sommerferien 2019 und wir waren im Urlaub.
Er war wegen verschiedenen Auslösern wieder komplett im Porno-Strudel gefangen, war sehr launisch und die Stimmung hat sich hochgeschaukelt. 
Allem voran sein egoistisches Verhalten.

Er war damals derjenige, der im Urlaub, die bisher noch nie ausgesprochenen Worte der Trennung benutzte... 
(Die Kinder waren zu der Zeit beaufsichtigt am Meer.)
Mein Mann ging dann aus dem Hotelzimmer und ließ mich allein zurück.

Es war die bisher schlimmste Folter meines Lebens.
Gefangen in einem Urlaubsort, weit weg von Zuhause, vor den Trümmern unserer Ehe.
Ich war wie gelähmt.
Mein Mann blieb den ganzen Tag mit den Jungs am Strand und ging abends dann alleine mit ihnen zum Abendessen. 
Ich konnte nichts essen.  
Am nächsten Tag habe ich meinen Koffer gepackt und wollte abreisen. Wollte nur noch weg.
Die Kinder verstanden natürlich die Welt nicht mehr und haben mich angefleht zu bleiben... es war schrecklich. 
Meinen Wunsch, dass wir alle zusammen abreisen, wurde nicht erhört.
Ich blieb dann wirklich nur den Kindern zuliebe, was ein absoluter Wahnsinn war.
Es waren die schlimmsten Tage meines Lebens. 
Ich blieb zwar da, aber war drei Tage lang im Zimmer mit Kopf- und Bauchschmerzen -> das war die offizielle Erklärung für die Kinder, warum ich den ganzen Tag so traurig im Bett lag.
Mein Mann war tagsüber mit ihnen unterwegs und nachts schlief ich in dem separaten Zimmer.

Ein einziges Mal kam mein Mann auf mich zu und wollte reden, sich entschuldigen und seine Worte zurücknehmen. 
Aber es war zu spät. 
Das Fass war übergelaufen. 
Es ist einfach zuviel passiert.

Wir sind dann schlußendlich doch einen Tag früher heimgefahren und saßen neun quälend lange Stunden schweigend im Auto nebeneinander. 
Die Kinder schliefen zum Glück.

Zuhause angekommen hab ich mich komplett zurückgezogen. 
Hab viel über das Thema Scheidung gelesen und mich darauf vorbereitet.
Ich wollte wissen, was da jetzt alles auf mich zukommt.
Wir hatten noch Schulden auf unserem Haus und
ich arbeitete nach den Geburten nur noch auf geringfügiger Basis. 
Es war eine gemeinsame Absprache und auch unser beider Wunsch, dass ich bei den Kindern zuhause bleibe.
Aber ich hatte somit kein geregeltes Einkommen.
Die typische Abhängigkeit.

Ein weiterer Schritt war, dass ich mich meiner Familie anvertraut habe.
Das Beste, was ich tun konnte, auch wenn es sehr viel Mut und Überwindung kostete, eine gescheiterte Ehe zu verkünden und zu erzählen, dass der  eigene Ehemann seit Jahren sexsüchtig ist. 
Ich musste sie von nun an aber nicht mehr anlügen.
Über ein Jahr habe ich mir immer andere Probleme ausgedacht, wenn wir deshalb Streit hatten.
Ich wollte meinen Mann nicht bloßstellen - war somit genauso co-abhängig. Ich hab ihn "gedeckt".

Meine Familie war zwar geschockt, haben ihn aber bis heute nie verurteilt oder je ein schlechtes Wort über ihn verloren.
Sie haben sich auch nie eingemischt.
Aber ich war nun nicht mehr allein damit.
Ich hatte meine Familie als Stütze.
Für mich, in meiner Abhängigkeit, war es unglaublich wichtig zu wissen, das sie mich auffangen würden, egal was passiert.

Die Tatsache, dass der Traum einer glücklichen Familie geplatzt war, war unerträglich. 
Aber der Blick in die Vergangenheit war Grund genug, dass sich was ändern musste. 
Radikal.

Ich schöpfte neue Kraft und hab mich wieder mehr um mich gekümmert. 
War jahrelang die Mama & Hausfrau. 
Hab es allen recht gemacht und mich hinten angestellt.
  
Ich hab mein neues Hobby zum Nebenjob gemacht, meinen Hauptberuf stundenmäßig erhöht, sodass ich auch wieder angemeldet war und mich wieder häufiger mit lieben Menschen getroffen.

Zuhause lebten wir das Model "Eltern-WG".
Mein Mann zog in den Keller, ging ganztags arbeiten und abends saßen wir alle gemeinsam beim Abendessen.
Danach brachten wir abwechselnd die Kinder zu Bett und den restlichen Abend verbrachten wir getrennt.
Hausarbeit teilten wir auf.
Es ging aus mehreren Gründen nicht anders.

Er hielt dieses Zusammenleben aber so nicht aus und suchte nach einer Wohnung.
Das Ganze war diesesmal für ihn die Folter.
Den Kindern fiel es nicht wirklich auf.
Mein Mann schaffte es ja früher oft, wochenlang zu bocken, sodass unsere Wortkargheit nichts neues war.   Undecided

Ich hatte ihm nichts mehr zu sagen - und das spürte er. Ich war unabhängiger und selbstbewusster.
Ich hielt ihm in vielen Dingen den Spiegel vor, unbewusst.
Er hat sehr gelitten, viel abgenommen, viel nachgedacht.

Es vergingen die Wochen.

Mein Mann schrieb mir vor Weihnachten dann einen vierseitigen handgeschrieben Brief.
Er hat nach über drei Monaten einen letzten Versuch gewagt, mir sein Herz ausgeschüttet und mich nochmal um eine Chance gebeten.

Es war ein sehr emotionaler Brief, der mir wirklich gezeigt hat, dass er endlich verstanden hat, was er alles angerichtet und verloren hat.

Wir haben dann wieder angefangen miteinander zu reden. 
Es war damals keine "Versöhnung", aber eine Annäherung.
Wir befinden uns praktisch immer noch in dieser Annäherung. 
Jeden Tag ein kleines Stückchen mehr...

Denn der nächste Schritt wird die körperliche Nähe sein.
Auch die hat er beim Spazierengehen angesprochen.
Er hat Angst, beim Sex wieder zu versagen.
Kann sich eh nicht verzeihen, auf was ich all die Jahre wegen ihm verzichten musste.
Seine PIED ist ein sehr sensibles Thema und ich werde ihn da mit Sicherheit nicht unter Druck setzen.
Aber auch ich weiß noch gar nicht, wie ich mit den Flashbacks umgehen soll...

Was kann/soll ich tun?  Was mein Mann?

Liebe Grüße
Blush
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