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Mein Tagebuch auf dem Weg pornofrei zu leben
#13
Hallo lieber Freddy,
eigentlich wollte ich dir schon länger mal wieder antworten/hier wieder schreiben, habe es zeitlich aber leider einfach nicht geschafft…
Das mit deiner Beziehung tut mir sehr leid. Auch das mit dem Rückfall. Wie du damit umgehst ist allerdings mal wieder einfach richtig klasse! Kornelius Roth schreibt in einem Interview, dass Rückfälle als Lernfeld betrachtet werden sollen und genau das tust du ja anscheinend. Ich finde es ehrlich gesagt auch sehr verständlich, dass es dazu kam, denn so eine Trennung geht ja nicht spurlos an einem vorbei.

Du schreibst, dass du am Anfang richtig doll Liebeskummer hattest und es sehr weh getan hat… Ich weiß ja nicht, wie intensiv deine Gefühle für sie sind (waren?), da du aber ja selbst schreibst, dass du sie noch liebst, dauert so eine Liebeskummerphase länger als nur eine Woche und bitte versteh mich nicht falsch und/oder korrigiere mich, wenn ich falsch liege, aber es liest sich für mich ein wenig so, als wärst du da wieder in (d)einem „Verdräng-Modus“. Rational mag es sein, dass man eine Trennung für sinnvoll hält, emotional ist der daraus resultierende Schmerz deshalb aber nicht auf einmal weg. Du erzählst, dass du an besagtem Tag keine Trigger ausmachen konntest und erst mal gut in diesen gestartet bist… Das könnte auch ein Indiz für Verdrängung sein.

Du schreibst außerdem, dass du die Tage davor zu wenig auf dich geachtet und dadurch zu wenig gegessen und geschlafen hast. Finde ich nach einer Trennung völlig normal und das darf auch einfach mal sein. Mal loslassen und nicht alles unter Kontrolle haben ist manchmal auch wichtig, um etwas zu verarbeiten… Dass du dich jetzt wieder geklärt und motiviert fühlst, ist toll und ich bin echt immer wieder fasziniert davon, wie reflektiert du bist. Dennoch darfst du dir bewusst erlauben, den Verlust der Beziehung zu betrauern. Wie du in so einer Gefühlsachterbahn auf dich achten willst, würde ich gerne wissen. Das kann glaub keiner.
Ich hoffe und nehme an, du hast darüber auch mit einer/m Freund/in gesprochen?

Aus meiner persönlichen Geschichte durch die ganze Sache mit meinem Mann:
In der Anfangsphase nach der Aufdeckung konnte ich auch lange nicht schlafen und essen und ganz ehrlich, das hätte auch keiner (mich selbst eingeschlossen) ändern können. Schon bei dem Gedanken an Essen wurde mir übel und zum Schlafen kann man sich ja auch nicht zwingen. Mir haben zu dem Zeitpunkt nur die Gespräche mit Freundinnen geholfen und evtl. (lässt sich schlecht nachweisen) auch die homöopathischen Mittelchen, die mir meine Ärztin verschrieben hat. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch nicht zu Hause gewohnt und war auch nicht sicher, ob ich wieder zurückgehe zu meinem Mann.
Meine Psychologin sagte mir bei meinem ersten Termin, dass sie es unter den gegebenen Umständen sehr faszinierend finde, wie klar und reflektiert ich sei und alle Aspekte des Ganzen miteinbeziehen könne. Andere würden da ganz anders dasitzen in so einer Situation. Auch was meine Recherche betrifft war sie der Meinung, dass das sicher hilfreich sei bei der Verarbeitung… Es sei jedoch wichtig, dass ich mir auch Raum schaffe, in den Schmerz „reinzufühlen“ und ihn dann auch irgendwie „rauszulassen“. Ich tendiere wohl (auch?) sehr dazu, alles hauptsächlich rational begründen, verstehen und akzeptieren zu wollen und dabei bleibt der emotionale Teil dann scheinbar manchmal auf der Strecke, ohne dass es mir bewusst ist. Ihre Worte: „Was wir kognitiv verstehen und akzeptieren, ist meist eben (noch) nicht automatisch das, was wir fühlen. Wenn Gefühle nicht angenommen und externalisiert werden, suchen sie sich ihren Weg selbst, und dann meistens auf eine sehr schmerzhafte Weise, nach oben.“

Das weißt du ja alles eh schon, ich wollte es nur nochmal in Verbindung mit der Trennung bringen und erwähnen.
Falls ich völlig auf dem Holzweg bin mit meiner 'Interpretation': sorry!

Jetzt noch kurz zu unserer vorherigen Unterhaltung:
Du schreibst, dass es in deinem Umfeld Menschen gibt, die davon wissen und die du anrufen könntest und dass du Telefonnummern an deiner Pinnwand hast: Evtl. kannst du ja einfach so mal bei einer davon anrufen, also wenn es dir gut geht bzw. du keinen Suchtdruck verspürst. So quasi „zur Probe“. Vielleicht ist dann die Hemmschwelle nicht mehr so groß, dort anzurufen, wenn der Suchtdruck aufkommt und wenn du schon einmal angerufen hast, könnte es auch als normaler empfunden werden, dort wieder anzurufen. Weißt du, wie ich meine?

Weiterhin viel Glück und Erfolg. Ich bin mir sicher, du schaffst das! Du bist schon so weit.. vergiss das nie.
Ganz liebe Grüße
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RE: Mein Tagebuch auf dem Weg pornofrei zu leben - von Jana - 05.03.2021, 08:10



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