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Die Spirale der Sucht
#1
Die Spirale der Sucht

Es gibt eine typische Abwärtsspirale, die dazu führt, daß jemand Pornos braucht. Bei Pornographie handelt es sich nicht um die Art von Nähe, die jeder Mensch braucht, sondern um eine Illusion von Intimität. Wenn wir Intimität und Nähe nicht zum richtigen Entwicklungszeitpunkt in der richtigen Weise erfahren, können wir folgendes beobachten: In uns wachsen Angst und Spannungen und führen zu einem Gefühl tiefer Einsamkeit, das sogar zu körperlichem Schmerz führen kann. Dann kommt die Versuchung. Sie bietet uns das an, was den Schmerz der Einsamkeit erträglich zu machen scheint, z.B. pornographische Bilder. Jetzt beginnt ein Teufels-kreis: Es ist, als ob jemand dich bei deinem Namen ruft, dich meint. Bis hierher ist noch alles in Ordnung, du kannst jederzeit „Nein“ sagen. Aber nach der Versuchung kommt die Verführung, und irgendwann gibst du nach. 
Dann ist es, als ob du darin untergetaucht würdest. Jetzt ist Umkehr nicht mehr möglich. Gleichzeitig kommt die Erleichterung, die du dir meistens durch Selbstbefriedigung verschaffst. Nach der Erleichterung kommt die Scham. Du fühlst dich schuldig und bereust es vielleicht auch. Wenn die Reue aber nicht zum Sündenbekenntnis führt, ist das wie die vielen guten Vorsätze am Silvesterabend: „Ich mache das bestimmt nie wieder...“ Aber damit wird das eigentliche Problem ignoriert. Du wiegst dich in einem falschen Gefühl der Sicherheit, bevor Spannung und Angst sich wieder aufbauen und die Spirale von vorne beginnt.
Dieses Muster haben mir Dutzende von Männern geschildert und es war für sie sehr erleichternd zu erfahren, daß sie damit nicht alleine sind. 


Schritte in die Freiheit


Doch nur das Wissen darum hilft nicht weiter, denn die Illusion von Intimität läßt immer eine Leere zurück. Der erste Schritt auf dem Weg in die Freiheit ist das Erkennen der Sucht. Der Wunsch, davon befreit zu werden, muß stärker sein als die Hoffnung, nicht dabei ertappt zu werden. Wir müssen den falschen Formen der Sexualität eine Absage erteilen, auch wenn wir es vielleicht gar nicht „Pornographie“ nennen würden.
Der Süchtige muß sein Problem ans Licht bringen, um Heilung zu erfahren. Aber auch die Ehepartnerin muß ihre Situation ans Licht bringen. Vielleicht ist sie schockiert oder es ist ihr peinlich, vielleicht fühlt sie sich als Versagerin und ist verunsichert. Ziemlich sicher ist sie zornig, enttäuscht, fühlt sich unzulänglich und verraten. Da gibt es viele Gefühle – und alle sind völlig normal. Wenn sie diese Gefühle aber immer wieder herunterschluckt, wird sie nicht den Frieden erfahren, den sie braucht.


Pornographie in der Ehe und die schmerzhaften Folgen


Was ich jetzt sage, richtet sich hauptsächlich an die Ehefrauen der Betroffenen. Wenn Sie herausfinden, daß Ihr Mann mit Pornographie zu tun hat, werden Sie mit einer Reihe widerstreitender Gefühle zu kämpfen haben. Sie werden sich selbst die Schuld geben: „Wenn ich nur hübscher, schlanker, sonstwas wäre.“ Sie werden ihm die Schuld geben: „Wie kann er mir das antun? Ich werde ihm nie wieder etwas glauben können.“ Es wird schwierig sein, Entscheidungen zu treffen. Jetzt ist jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt anzukündigen, daß Sie ihn verlassen werden, daß Sie es allen Ihren Freunden erzählen und diese Ihre Partei ergreifen werden, oder die Kinder gegen ihren Vater auszuspielen. Es braucht jetzt so wenig Druck von außen wie nur möglich. Vielleicht brauchen Sie jemanden, der Ihnen dabei hilft. Seien Sie weise in der Wahl der Personen, die Sie bitten, Ihnen zu helfen. Ihre Mutter ist wahrscheinlich nicht die beste Wahl, aber vielleicht eine Freundin oder ein Seelsorger. Auf jeden Fall jemand, der keine vorschnellen und unausgewogenen Urteile über Ihr Leben fällt. Sie brauchen Unterstützung, nicht unbedingt Sympathiegemeinschaft.


Heilung braucht Auszeiten


Wenn Sie Ihrem Mann vergeben wollen, dauert es möglicherweise, bis Sie ihm wieder aus vollem Herzen vertrauen können. Gehen Sie achtsam mit sich selber um und setzen Sie Grenzen in der Beziehung. Sie brauchen jetzt Ihre ganze Energie für Ihr Heilwerden. Dazu sind Grenzen hilfreich, ganz besonders im Bereich der Sexualität.
Manchmal möchten Sie vielleicht, daß Ihr Mann Sie begehrt, denn das ist ein Zeichen, daß er Sie immer noch attraktiv findet. Dann wieder möchten Sie ihm Ihre Zuneigung zeigen und ihn mit Ihrer Liebe heilen. Aber es wird auch Zeiten geben, wo Sie es kaum aushalten, auch nur im gleichen Zimmer mit ihm zu sein und die Vorstellung, daß er Sie berühren oder gar mit Ihnen schlafen möchte, nur widerlich ist. Solche Stimmungsschwankungen sind nicht ungewöhnlich. Doch wenn Sie während des Heilungsprozesses diese Stimmungsumschwünge ausleben, schafft das nur Verwirrung. Deshalb ist es hilfreich, von vornherein Grenzen festzulegen. Vielleicht brauchen Sie einen Dritten, der Ihnen dabei hilft. Vielleicht beschließen Sie eine dreimonatige völlige Enthaltsamkeit. In einigen Fällen mag es sogar ratsam sein, sich eine Weile zu trennen. Der Sinn dieser Abstinenz ist aber nicht die Abstinenz selbst, sondern daß Sie Ihre ganze Kraft für den Heilungsprozeß zur Verfügung haben. Doch seien Sie nicht geizig damit, nichtsexuelle Wege zu finden, Ihrer Zuneigung Ausdruck zu verleihen. Ihr Mann muß während dieser Zeit lernen, Erfüllung und Bestätigung nicht in der sexuellen Erregung zu suchen. Und Sie müssen lernen, seiner Liebe, seiner Aufrichtigkeit wieder zu trauen. Das braucht Zeit und sollte auch nicht übereilt werden. 
Heilung ist ein Prozeß. Man macht Schritte vorwärts und dann auch wieder rückwärts. Doch es gibt auch Wunder. Vielleicht hat er seine Sucht erkannt und möchte sich wirklich davon lossagen. Was, wenn er jetzt nach Hause kommt und wieder die ganz normale Beziehung aufnehmen will? Diese Verwandlung an ihm ist enorm, aber Sie möchten am liebsten ein Stopschild aufstellen, weil Sie verwirrt sind. 


Ein Geschenk an sie


Darum gilt für die Männer: Respektieren Sie die Gefühle Ihrer Frau, selbst wenn es Ihnen so vorkommt, als würde sie Ihnen in einer Minute vertrauen und in der nächsten wieder nicht, Sie lieben und im nächsten Augenblick hassen. Sie braucht Zeit, um zu erfahren, daß das, was Sie an Umkehr erlebt haben, wirklich trägt. Sie braucht Zeit, um glauben zu können, daß Sie nicht wieder nur versuchen, das Problem zu ignorieren. Ihre Frau hat verdient, alle Zeit zu bekommen, die sie braucht. Vielleicht ist sie vor anderen für Sie eingetreten, hat Sie möglicherweise vor den Kindern entschuldigt und hat Sie nicht verlassen, obwohl sie hinreichend Grund dafür gehabt hätte. Ihr Zeit zu geben, ist Ihr Geschenk an sie. Ihr Umgang mit Pornographie war ja der Versuch, mit einem Problem möglichst schnell fertig zu werden mithilfe der „Ich-will-es-jetzt-Mentalität“. Wenn Sie nicht warten können, bis die Liebe zu Ihnen kommt, sind Sie wie ein Kleinkind. Das kann sich jetzt ändern. Sie können wachsen und lernen, die Verhaltensmuster Ihrer Kindheit abzulegen.



von Signa Bodishbaugh
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#2
@Liebe Susan, vielen Dank für diesen tollen Beitrag. Wie wahr (!) und sicher hilfreich sowohl für Männer als auch Frauen.
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#3
Finde diesen Beitrag auch super hilfreich
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