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Mein Tagebuch aus der Sucht
#6
Vielen Dank für eure Antworten
 
@Sven
Drei Monate habe ich zwar keine Filme mehr geschaut, aber leider trotzdem Bilder angeschaut. Auf jeden Fall habe ich pornografische Stimulation genutzt.
Mittlerweile merke ich aber schon, wie sehr ich mich verändert habe. Von dem mehrmals täglich Schauen bin ich zum Glück schon lange weg.
 
@Rudi58
Ich kann gut nachvollziehen, wie es dir gehen muss, wenn du schreibst. Dass es nicht du bist, der beim Recherchieren auf die Trigger reagiert. Unser logischer Verstand, dem ist klar, dass wir ja eigentlich stark bleiben wollen. Aber durch den Dopamin Mangel, den wir durch den Verzicht auf künstliche Stimulation haben, lenkt uns unser Unterbewusstsein auf einen Weg, den wir eigentlich gar nicht einschlagen wollen. Mal kurz was angucken schadet ja eigentlich nicht. Vielleicht noch ein bisschen mehr… Und schon ist unser Gehirn auf Auto Modus.
 
Zur Zeit versuche ich mir allen Triggern bewusst zu werden, bevor es zu spät ist. Meditation ist da für mich eine  gute Übung. Wenn ich still sitze und mich auf meinen Atem konzentriere, kommen irgendwann normale Gedanken. Das muss jetzt nichts pornografisches sein. Vielleicht denke ich an die Emails die ich beantworten möchte, oder den Müll den ich noch runterbringen muss. Abgelenkt sein ist hier kein Problem, man muss sich dem Abschweifen nur bewusst werden und zu dem Beobachten des Atems zurückkommen.
Genauso möchte ich mir bewusst werden, wenn mich Trigger in den Kaninchenbau ziehen. Noch bin ich am Anfang, aber ich merke schon, dass es einfacher wird.
 
It gets easier. Every day it gets a little easier. But you gotta do it every day —that’s the hard part. But it does get easier
Bojack Horseman
 
@Alobar77
Gratulation zu deinen 200 Tagen. Ich hoffe, du bleibst weiterhin dabei.
Zu Beginn war ich leider nicht so „streng“ mit mir. Habe mir gedacht, das macht doch jeder. Und leider hat das nur dazu geführt, dass ich zwar versucht habe abstinent zu sein, aber nicht wirklich daran gearbeitet habe, die Sucht von der Wurzel an zu bekämpfen.
Ohne meine Partnerin wäre es für mich deutlich schwerer. Jemanden an der Seite zu haben, mit dem man ehrlich ist, hilft mir enorm. Gleichzeitig gehen wir manchmal auch durch schwere Zeiten. Auf Pornos zu verzichten ist nur die Hälfte des Weges. Das Vertrauen wieder herzustellen, das ich mit meinen Handlungen und Lügen (natürlich schaue ich mir nichts mehr an…) zerstört habe, wieder aufzubauen, ist fast eine größere Aufgabe.
 
 
Jetzt zum eigentlichem Tagebuch.
 
Die letzten Tage waren Höhen und Tiefen.
Ich fühle mich meiner Partnerin gegenüber mehr verbunden. Für mich ist ein Knoten gelöst, indem ich jetzt ehrlich bin, auch wenn es weh tut. Es ist nichts mehr im Hintergrund, das ich verstecken müsste. Die vielfach angesprochene Neuverdrahtung im Gehirn lässt erste Früchte sprießen. In intimen Momenten mit meiner Freundin kann ich mich endlich ganz auf die Situation einlassen. Es ploppen keine Bilder alter Szenen mehr in meinem Kopf auf. Und ich muss mir nicht immer Sorgen machen, dass ich meinen Mann nicht stehe. Das ist sehr befreiend. Und tut unserer Beziehung sehr gut.
Dass ich damals die dumme Idee hatte, mein Unvermögen durch Pillen auszugleichen, da führte das zwar zum Erfolg, hatte aber den Nachteil, dass ich den Akt nicht zum Ende brachte. Es dauerte einfach ewig, zum Abschluss zu kommen.
(nochmal den Hinweis an die, die hier die falschen Schlüsse ziehen. Die ganze Nummer mit den Hilfsmitteln hat beim Rausfinden meiner Partnerin dazu geführt, dass sie sich absolut minderwertig gefühlt hat und das zum Teil immer noch fühlt. Sie ist die, bei der es nur mit Pillen klappt. Während ich es mir zu Filmen selber mache. Wenn euch also nur ein bisschen etwas an eurer Partnerschaft liegt, dann rate ich dazu, lieber ehrlich zu sein. Die ganze Nummer hat alles nur extrem verschlimmert).
Auch wenn das Problem der Standhaftigkeit meistens (aber nicht immer) überwunden ist. Haben wir jetzt das Problem, dass ich viel zu früh fertig bin. Es fühlt sich jetzt einfach zu gut an.
Das kriegen wir aber auch noch in den Griff.
 
Zwischendurch gibt es immer mal dunkle Momente zwischen uns. Die ganzen Lügen meinerseits kommen bei meiner Partnerin wieder hoch. Es zieht sie tief runter. Die Schwankungen können von einen auf den anderen Augenblick geschehen. Erst nimmt sie mich in den Arm, dann sagt ihr Gesichtsausdruck : Verpiss dich.
Früher hat das schnell in einen Streit eskalieren können. Zum Glück haben wir es jetzt etwas besser im Griff. Wir verstehen uns gegenseitig etwas besser (es ist trotzdem manchmal nicht einfach).
Gestern waren wir in einem intimen Moment und es gab eine Situation, die sie triggerte und die Gedanken an Pornos in ihr aufkamen. Tief dunkle Wolken zogen auf. Die gute Stimmung war dahin.
Es gab eine Zeit, da wäre das der Auslöser für eine Streit Eskalation. Ihr geht es gerade schlecht. Ich verstehe nicht, was ich in der Situation falsch gemacht habe. Sie möchte sich alles von der Seele reden. Ich fasse das als Angriff gegen mich auf. Sie wird sauer, warum ich sie nicht verstehe, ich will nur noch meine Ruhe haben…
Es klappt mittlerweile besser. Deutlich besser. Aber wir sind noch auf einem langen Weg.
Wie kann ich jemandem klar machen, dass ich es jetzt ernst meine, obwohl ich schon mehrmals genau zu diesem Thema gelogen habe. (Ich schaue mir nichts mehr an)
Wie kann ich wieder ein Vertrauen aufbauen.
Wie kann ich der Mann für meine Partnerin sein, zu der Sie aufschauen kann.
 
Es gibt noch viel zu tun, der Weg ist das Ziel.
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Nachrichten in diesem Thema
Mein Tagebuch aus der Sucht - von Klaus Klausen - 26.09.2022, 09:58
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Sven - 28.09.2022, 18:45
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Rudi58 - 28.09.2022, 22:03
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Alobar77 - 29.09.2022, 05:09
RE: Mein Tagebuch aus der Sucht - von Klaus Klausen - 01.10.2022, 14:29



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