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Reboot - Unterschied zwischen 20 und 40+
#11
Nachdem mein Beitrag sich hier gestern kurz vor der Fertigstellung selbst gelöscht hat, weil ich versehentlich irgendwo draufgeklickt habe, versuche ich es heute nochmal.

Die letzten beiden Beiträge haben in mir so viele Gedanken und Emotionen ausgelöst, dass ich mich einfach dazu äußern muss, auch wenn es einigen vielleicht nicht gefallen wird.

Vorweg zunächst, auch wenn es wiederholt kommt, meinen Respekt an alle hier angemeldeten Männer, die sich auf den Weg gemacht haben. Mein Beitrag, den sicher so mancher Mann als heftige Kritik oder gar Angriff auffassen könnte, gilt eher den Männern, die ihre Partnerinnen so gar nicht verstehen bzw. es vermeintlich nicht mal versuchen, indem sie ab und an kurz innehalten und sich besinnen, auf das, was sie mit ihnen haben und was diese eigentlich durchmachen. Süchte bedeuten für Angehörige des Süchtigen meist ein immenses Leid neben den Sorgen um den Süchtigen selbst. Das wird leider zu oft nicht gesehen und beachtet.

Ich finde es immer wichtig, beide Seiten zu betrachten. Und bei all dem Wissen, was ich inzwischen über Süchte habe und was sie eben auch mit dem Süchtigen selbst machen, wie sie ihn verändern, beeinflussen etc., kann ich viel Verständnis für den "Zustand", das Denken und Handeln des Süchtigen aufbringen. Aber dennoch muss ich auch den Schmerz und das Unglück betrachten, was er nunmal, vor allem mit der Pornosucht seiner Partnerin "beschert", auch wenn er es mit seinem Verdrängen nicht sehen kann oder will.

Auch wenn es hart klingt, heilt man einen Süchtigen nicht mit endloser Rücksichtnahme und Verständnis, sondern in 1. Linie mit knallharter Konsequenz und Erkenntnis. Und ja, Fachbücher sowie Psychologen raten bisweilen zur Überwachung. Warum wohl? Weil der Süchtige sich eben nicht im Griff hat. Ein Beispiel ist das Positionieren des Bildschirms von PC/Laptop, so, dass die Partnerin Einsicht hat.

Ja, es ist irgendwo ein NoGo, seinem Partner nachzuschnüffeln oder ihn gar zu überwachen. Aber in diesem Punkt muss ich @Summer einfach Recht geben: Was bleibt uns noch anderes übrig? Richtig, aufzugeben und zu gehen. Denn das, was der Spionage/Überwachung vorangeht, gibt uns allen Grund dazu.

Was denkt Ihr, passiert in einer Suchtklinik? Laptop, Handy, Tablet etc. werden eingezogen. Oder meint Ihr allen Ernstes, ein Süchtiger darf für Jahre in einer Suchtklinik einziehen, weil man ihm die Zeit und Privatsphäre gibt, bis er endlich soweit ist, es konsequent durchzuziehen? Fehlanzeige! Aber genau das passiert in Beziehungen zu Hauf. Die Zeit verrinnt, ja, auch UNSERE Lebenszeit, die wir hier opfern, für Euch? Wofür? Um uns sagen zu lassen, dass wir in Eure Privatsphäre eingegriffen haben? Genau diese ist es doch, die Euch so lange in der Sucht gefangen hält!

Der Süchtige hat schließlich die Wahl, offen und ehrlich zu sein. Tut er das nicht, worüber sich dann beschweren, wenn die Partnerin irgendwann nach unzähligen Lügen und Heimlichkeiten zur Detektivin mutiert? Wer von beiden hat denn zuerst die Grenze überschritten? Und NoGos gibt es im Alltag mit einem Pornosüchtigen zu Hauf:verheimlichen, verharmlosen, leugnen, Lügen, Versprechen brechen, betrügen, demütigen, Kälte, Unverständnis, fehlende Einsicht, Rücksichtslosigkeit, Egoismus, Fremdgehen, Ignoranz... Dem und einer unbeschreiblichen, negativen Gefühlsflut stehen Partnerinnen eines solchen Süchtigen tagtäglich, oft über Jahre, wehrlos gegenüber.

Ein Süchtiger ist getrieben, ständig lechzend nach dem nächsten Schuss. In gewissem Sinne ist er in diesem Zustand nicht er selbst, nicht Herr seiner Sinne und seines Verstandes, quasi nicht zurechnungsfähig. Aber vielleicht sind wir Frauen das auch nicht, in unserer Verzweiflung, gefangen im Dauerschmerz... Wieso rechtfertigt die Sucht alles, und wir müssen uns rechtfertigen, dafür, dass wir trotzdem bleiben und alles versuchen? Wir verzeihen, ertragen, fragen nach, lesen Bücher und Artikel, wollen verstehen, führen endlose Gespräche, suchen nach einer Lösung, kämpfen und bekommen oft nur Abwehr und Lügen zurück.

Die oben genannten NoGos passieren nicht einmal, zweimal oder dreimal. Sie passieren immer wieder. Der Anfang vom Ende der Beziehung, @MaxP, wurde lange durch den Süchtigen selbst eingeleitet, lange, bevor wir Frauen beginnen, unsere Männer zu überwachen. Ursache und Wirkung ist hier essentiell für das Verständnis unseres Handelns, bei dem wir uns alles andere als wohl fühlen. Wir wissen uns nur irgendwann nicht mehr zu helfen, denn vom Süchtigen selbst ist leider keine Hilfe zu erwarten. Wir sind meist völlig allein mit diesem lähmenden Schmerz, den Erkenntnissen, die wir meist selbst durch Recherche erlangen und dann verdauen müssen, z. B. nicht die Eine für unseren Partner zu sein, sondern munter austauschbar, ungesehen, ungehört und unbeachtet, einsam, am Boden zerstört. Der geliebte Mensch an unserer Seite ist plötzlich nicht der, den wir meinten, zu kennen, nicht der, der er beteuert hat, zu sein. Treue, Ehrlichkeit, Offenheit, Vertrauen...futsch, einfach so.

Kein Mann sagt uns: "Hey, damit Du's weißt, ich sehe mir regelmäßig unzählige Frauen an, träume davon und stelle mir vor, mit ihnen Sex zu haben, während ich dabei onaniere. Aber es ist schön, dass Du da bist, auch wenn ich Dir das vielleicht nicht zeigen kann, Dich nicht begehre, mit Dir Sex haben will. Möchtest Du trotzdem mit mir zusammen sein?" Keine Frau würde solch eine Beziehung eingehen. Aber wir geraten da einfach hinein, ohne dieses Wissen, bis wir es irgendwann merken, erfahren, entdecken, was auch immer. Und warum bleiben wir? Weil wir uns sicher sind, dass der Mann, den wir lieben, der Mann ist, in den wir uns verliebt haben. Und den wollen wir zurück. Dafür sind wir bereit, so einiges auf uns zu nehmen, um die Beziehung zu retten.

Dabei machen wir auch Fehler, keine Frage. Aber all das wäre nicht so, würde es kein gemeinsamer Kampf gegen die Sucht sein. Nur zu oft ist es ein einsamer Kampf, den wir allein führen. Damit meine ich, dass Paare sich schonungslos aussprechen müssen, gegenseitiges (!) Verständnis aufbringen und miteinander, nicht gegeneinander agieren dürfen. Nein, ich meine nicht die meist zahlreichen Rückfälle, sondern das fehlende Verständnis uns gegenüber für das, was wir ertragen müssen, die Ungewissheit, die fehlende Sicherheit, neben all den oben aufgeführten Dingen.

Wir sollen vertrauen und glauben. Genau das ist unser Ziel. Und Ziel des Süchtigen sollte sein, uns Anlass dazu zu geben, indem er uns mitnimmt, einbezieht und nicht, dass er uns ausschließt, uns weiter hintergeht und belügt, uns zu Maßnahmen treibt, die wir weder geplant noch gewollt haben. Tut er es doch, hat er auch die volle Verantwortung dafür zu tragen, was dieses Verhalten mit sich bringt, nicht wir!

Und so sei uns dieser "Fehler" verziehen. Wir verzeihen schließlich unzählige davon.

Eure Geduldige
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#12
Liebe Geduldige, das sind genau die richtigen Worte!!!
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#13
Liebe Geduldige, ich sehe das genauso. Du hast es auf den Punkt gebracht!
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#14
Hallo ihr Lieben,

Geduldige hat es sehr ausdrücklich und anschaulich beschrieben, genau so ist es!

Wir wurden Jahrelang um unsere Paarsexualität und Intimität betrogen, sie wurde uns entzogen, wir wurden hintergangen und beraubt und
sollen dann am Ende noch Rücksicht nehmen? Worauf genau? Mit welchem Recht? Privatsphäre? Nach diesem Märthyrium ist jegliches Recht
darauf verwirkt, sorry aber so ist das einfach!

Wenn wir nicht immer und immer wieder belogen worden wären und uns meist auch noch die Schuld in die Schuhe geschoben worden wäre,
wir nicht mit Engelsgeduld und vorsichtigen Versuchen immer wieder das Gespräch gesucht hätten und diese Versuche immer wieder im Keim
erstickt worden wären und uns zum Nachteil ausgelegt worden wären, wenn wir uns nicht Monate, zum Teil Jahre (und vor allem in den Nächten)
gegrämt hätten und den Kopf zerbrochen hätten, wie wir das gemeinsam mit unserem Partner überstehen könnten, wenn wir uns nicht mit
diesem Problem, dass wir in keinster Weise zu verantworten und uns auch nicht freiwillig ausgesucht hätten, auseinandersetzen müssten und dafür
ständig eine Schelle kassierten, wenn wir uns nicht krank gemacht hätten mit unseren Sorgen, Ängsten und Nöten, die nur aus dem Verhalten
eines Menschen entstanden, dem wir vertrauten und unser Vertrauen nicht derart enttäuscht worden wäre, dann käme ich mir vor wie ein Spion.

Leider ist es aber nur der verzweifelte letzte Schritt, den ich gehen musste um ihm irgendwie vor Augen zu führen, dass dies alles Selbstbetrug ist
und nichts weiter. Er soll wissen, dass er nicht nur mich belügt, sondern auch vor allem sich selber und diese Einsicht fordere ich ein, bis ich weiß,
dass er es sicher verstanden hat und dem ist leider immer noch nicht so. Es ist tatsächlich die einzige Möglichkeit ihn bei den "Eiern" zu packen und
ihm keine Möglichkeit zu lassen, sich noch heraus zu lügen! Davon habe ich gestrichen die Schnauze voll!!!

LG T.
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#15
Auch ich schließe mich der lieben Geduldigen an – mit einer Ausnahme.
Bevor ich die "totale Überwachung" beginne, gehe ich, renne ich, so schnell ich kann ...
Es kann am Ende nämlich nur einer schaffen: der Süchtige selbst.
Du könntest 20 Jahre alt sein, den Körper eines Models haben und Deinem Partner alle sexuellen Wünsche erfüllen. Und dennoch würde es seine Sucht nach Pornos nicht beenden. Denn die Sucht ist auch eine erlernte Art und Weise, eine innere Leere zu füllen und mit Frust/Langeweile umzugehen.
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