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Ich war lange süchtig auf Porno u. Masturbation
#1
Rainbow 
Ich bin jetzt 65. Wurde als junger Erwachsener massiv traumatisiert (nicht sexuell), daraus entwickelte sich eine PTBS (das Wort gab es in den 80ern noch nicht mal) und mehrere Süchte, speziell Sexsucht und Sucht nach „weichen“ Drogen, Cannabis, Ecstasy, LSD, Psilo-Pilze und so weiter. Die Sexsucht war hauptsächlich eine Sex-Ersatz-Sucht, Porno & Selbstbefriedigung. Die heftigste Phase hatte ich noch vor der allgemeinen Verbreitung des Internet, also in der Zeit, wo man Pornofilme nur in Kabinen in Sexshops ansehen oder zum Ansehen mit Videorekorder kaufen konnte, es gab gedruckte Pornohefte und solche Sachen wie Peep-Shows. Ich war größtenteils vollzeit-berufstätig, aber derart gestört, dass ich Jahre hindurch große Teile meiner Freizeit mit Pornos und SB verbrauchte. Ich hatte eine Freundin, dann eine Zeit lang keine (in der Zeit wurde wohl die Grundlage für die Sexsucht geschaffen), dann wieder eine. Auch guten Sex mit ihr, die Sexsucht übernahm aber bald das Ruder, was zu einer Abnahme des Interesses an der Freundin und irgendwann zu einem Ende der Beziehung führte. Danach hatte ich immer Beziehungen, die nach einer mehr oder minder langen Zeit an meiner Sexsucht scheiterten (auch an anderen Dingen). Ich will jetzt nicht meine ganze Suchtgeschichte erzählen, der Text würde einfach zu lang werden. Ich hatte eine ausgeprägte Suchtpersönlichkeit, drei Süchte: Sexsucht, Drogensucht und Mediensucht (stundenlang im Web interessante Sachen lesen). Dann sind ein paar wirklich gefährliche Dinge in meinem Leben passiert,  belastende Grenzerfahrungen, vieles hat mich an gewisse Psychothriller erinnert (David Lynch lässt grüßen …), nur dass ich in keinem Film war, sondern in meinem realen Leben, welches ich beinahe völlig zerstört hätte.

Ich praktiziere seit langer Zeit buddhistisches Tantra, hierzulande meist in der Erscheinungsform „Tibetischer Buddhismus“ bekannt. Jedenfalls ist es mir unter äußerst anstrengenden jahrelangen Bemühungen und Kämpfen gelungen, auch mit Hilfe von wunderbaren Menschen in meiner Umgebung, alle meine Süchte, insbesondere die Sexsucht, die im Vergleich am meisten Leid bewirkt hat, unter Kontrolle zu bekommen. Das heißt nicht, dass Sucht für mich kein Thema mehr ist, aber ich bin hinüber gelangt auf die „andere Seite“. Ich möchte sexsüchtige Menschen motivieren, ihre Sucht zu beenden zugunsten einer vollständigen und ganzheitlichen sexuellen Zufriedenheit. Ich habe mich mit dem Thema als Betroffener, aber auch wissenschaftlich reflektierend, gründlich auseinander gesetzt und bin dabei, etwas zu entwickeln, was ich „Suchtbegleitung mit Geistestraining“ nenne, diese funktioniert nicht nur für Sexsucht.

Über Sexsucht spricht kaum jemand offen, es ist die einsamste aller Süchte. Ich will diese Mauer des Schweigens durchbrechen, indem ich mich offen darüber äußere und meine Erfahrung zur Verfügung stelle, einen Weg heraus aus der Sucht und hin zu tatsächlicher Erfüllung eröffne.

Ich unterscheide zwischen Ersatz-Sexsucht, vor allem SB und Porno, und Real-Sexsucht, also tatsächlichen sexuellen Begegnungen in einer süchtigen Weise, z.B. Machtgefälle missbrauchen, viel Geld für Prostituierte ausgeben, ständiger Partnerwechsel usw.). Es gibt auch sexsüchtige Frauen, gar nicht so wenige, und immer mehr relativ junge Menschen, die schon lang sexsüchtig sind.

Ich halte nichts von den meist religiös überfrachteten Vorstellungen, wie glücklicher Sex auszusehen hat, nämlich ausschließlich in einer monogamen Partnerschaft stattfindend. Das ist recht seltsam, wenn man nach Selbsthilfe bezüglich Sexsucht recherchiert, findet man jede Menge christliche Initiativen. Jeder Mensch braucht gute sexuelle Befriedigung, wofür es sehr verschiedene Modelle gibt. Auch die sogenannten dunklen Seiten des Sex, BDSM oder allerlei Fetische, können meiner Meinung nach einen Platz in einem ausgewogenem Sexleben haben. Das Problem mit der Sexsucht besteht darin, dass wir keine schönen intimen Begegnungen mehr haben, wenn wir uns sexsüchtig verhalten. Sexsucht und sexuelle Zufriedenheit schließen einander aus. Um zur Zufriedenheit zu gelangen, muss man die Sucht beenden. Die Grenzen sind immer individuell, und um die zu finden, ist es gut, mit jemanden über all das sprechen zu können. In diesem Sinn ist es wunderbar, dass Foren wir dieses hier existieren, weil es für viele wohl die erste Möglichkeit ist, sich über ihr Problem zu äußern.
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#2
Danke für diese ermutigenden Sätze ... Danke! Bin auch Fan dieses Forums ... Und deine Geschichte berührt...
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