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Fragwürdige Therapeutin
#1
Hallo zusammen,


Ich bin neu hier. Ich bin 28 und mit meinem Partner seit 8 Jahren zusammen, kennen tun wir uns seit 13 Jahren. 

Schon zu Beginn unserer Beziehung sagte mir mein Partner dass er eine Pornosucht hat. Ich wusste es erst nicht einzuordnen, doch als ich dann merkte wie sehr es sich auf unsere Beziehung auswirkt, und anfing das Verhalten nicht mehr gutzuheißen leugnete er es und stellte mich als die Verrückte da. Das ging einige Jahre so und mit der Zeit wurde mir immer bewusster, dass das kein Problem ist, das man ignorieren kann. Da er auch unter einer sehr starken Cannabis-Abhängigkeit litt, machte ich Druck (über Jahre), dass er sich in eine Suchttherapie begibt. Das tat er dann auch - hauptsächlich wegen dem Kiffen. 

In Therapie ist er nun seit Februar 2023 und gekifft hat er schon seit Ende 2022 nicht mehr. Im Zuge der Therapie öffnete er dann auch gegenüber seiner Therapeutin seine Pornosucht und auch dann erst öffnete er sich mir komplett und gestand mir das ganze Ausmaß. Natürlich ging es mir nicht gut damit, aber ich dachte natürlich, wenn er jetzt professionelle Hilfe bekommt, wird das schon besser. 

Nun ja. Jetzt sind einige Dinge mit seiner Therapeutin vorgefallen und ich bin mir nicht sicher, ob ich das problematischer beurteile als es ist - oder ob es wirklich so daneben ist, wie ich denke. 
Grundsätzlich habe ich schon länger das Gefühl, dass sie seine Pornosucht nicht wirklich ernst nimmt, bei unserem ersten Angehörigen-Gespräch öffnete er einen Rückfall und sie reagierte mit ‚Ja, das ist ja aber auch kein Wunder, sie haben ja im Moment auch wirklich viel Stress‘. Fand ich schon seltsam, aber es ist ja auch nicht mein Job, von daher habe ich mich nicht eingemischt. 
Jetzt letztens war ich aber vollkommen sprachlos. Es lief eine Weile sehr gut - sein Konsum hat sich deutlich reduziert. Wir sind parallel auch noch bei einer Paarberaterin, die sagte ihm dann, dass sie uns nur helfen könnte, wenn er einem kompletten Verzicht auf Pornos zustimme. Das hat er dann auch eingewilligt. Allerdings hat ihn das scheinbar extrem unter Druck gesetzt und er meinte, er muss seit dem Verbot wieder viel öfter daran denken, etc. Das war zwischen den Feiertagen. Und da lobte er mich noch wie gut ich damit umgehen würde. 

Eines Nachts wurde ich dann plötzlich wach und er lag nicht im Bett. Ich habe mir nichts dabei gedacht und bin auf Toilette, weil ich mal musste. Und da saß er und wirkte total ertappt. Er gestand mir dann, dass er sich extra einen Wecker mitten in der Nacht gestellt hatte um heimlich Pornos zu schauen. Ich fand das natürlich sehr beunruhigend und meinte er müsse das vielleicht nochmal näher mit seiner Therapeutin besprechen. 

Jetzt sind wir bei der Situation, die mir so Bauchschmerzen bereitet. Am nächsten Therapie-Termin kam er danach etwas verhalten nach Hause, sonst begrüßen wir uns immer sehr herzlich, aber ich spürte direkt seine Anspannung. Als ich dann fragte, wie die Therapie war, erzählte er mir dass er den Rückfall in der Gruppe geöffnet hätte. Seine Therapeutin hätte dann wohl die Frage gestellt, ob es nicht sein könnte, dass wir das in der Beziehung zu sehr problematisieren. Das hat mich schon sehr wütend gemacht. Und dann habe sie wohl so etwas gesagt wie ‚Schauen Sie sich doch mal in der Gruppe um, ich wette fast alle hier konsumieren mehr Pornos als Sie‘ . Da ist mir die Kinnlade nach unten geklappt und seit dem quasi nicht mehr zugegangen Big Grin 

Bin ich die Einzige, die das Gefühl hat, dass die Therapeutin das Thema absolut nicht ernst nimmt? Natürlich weiß ich dass es durch seinen Filter bei mir ankommt, aber ich finde das trotzdem sehr seltsam. Und zudem macht es mich wütend, dass sie die Frage stellt, ob wir das Ganze zu sehr problematisieren, nachdem mein Freund das mit dem Wecker erzählt hat, das ist ja kein gesundes Verhalten. Und ich habe jahrelang dafür gekämpft, dass mein Freund es auch als Problem annimmt und das ist ja die Basis für jede Besserung. 
Dazu kommt noch, dass sie ihn mehr oder weniger dazu geraten hat, auszuziehen und dass er mehrfach schon gesagt hat, dass er das Gefühl hat, dass sie ihn dahin drängen möchte mit mir Schluss zu machen. Ich finde das alles sehr alarmierend, weiß aber auch nicht inwiefern ich einfach nur nicht mit dem Kontrollverlust umgehen kann und mir da was zusammenspinne..

Wie würdet ihr die Situation einschätzen? Findet ihr das Verhalten auch so fragwürdig? Wäre euch für eure Meinung dankbar Smile 
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#2
Hallo und Willkommen im Forum.

Dein Gefühl trügt dich nicht. Die Therapeutin nimmt die Sache nicht ernst genug. Ich vermute, dass diese Dame sich auf den Konsum von Drogen als Hauptthema spezialisiert hat, aber keine Ahnung von Pornosucht hat oder dem die zweite Priorität gibt. Vielleicht will sie ihn auch nicht überfordern im Kampf gegen zwei Süchte.

Fakt ist und Du hast es ganz richtig erkannt, dein Freund hat ein sehr starkes Problem mit Pornos, wenn er sich nachts einen Wecker stellt.

Um die Sachlage besser zu verstehen und den Filter deines Freundes zu umgehen rate ich Dir zum mit Direktkontakt ihr. Rede mit Ihr ungefiltert, frag ob das wirklich ihre Meinung ist. Falls das der Fall ist sollte dein Freund die Therapeutin schleunigst wechseln. Nichts ist schlimmer, als einem Süchtigen zu erzählen es wäre nicht schlimm was er macht. Und er hat auch nicht ein kleines Problemchen, sondern riesiges und sehr altes Problem.

Du machst alles richtig und hast auch richtig erkannt, dass dort etwas schief läuft.

Ganz viel Erfolg und Kraft bei deiner Unterstützung für deinen Freund.
LG Benutzer5090
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#3
Da es hier nur eine Rückmeldung gab, auch von mir zur Bestätigung: Ich kann Benutzer5090' Aussagen zu einhundert Prozent zustimmen. Ich kenne einen Fall von einem Pornosüchtigen aus der Suchtberatung zu der ich gehe. Er war in einem angesehenen Universitätsklinikum bei einem auf Sexualität spezialisierten Mediziner. Dieser Mediziner hat ihm allen ernstes gesagt, dass es so etwas wie eine Pornosucht gar nicht geben würde. *Kopfschütteln*
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Selbst wenn ich unzählige Male gescheitert bin, soll ich jetzt einfach aufgeben? Und was dann? Wird das Leben dann besser? Mitnichten! Aufgeben ist keine Option...
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#4
Ich habe meinem Urologen schon vor einigen Jahren bei einer Untersuchung gesagt, ich sei Pornoholiker. Er hat mich nicht ernst genommen, ihn hat das nicht interessiert. Er ist zwar nicht Therapeut, aber ein Mediziner der sich da nicht einfach verschließen sollte.
Das war lange, bevor ich mich mit einem Ausstieg und mit Pornosucht befasst habe...
Pedro
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#5
Ich hatte ähnliche Erfahrungen mit meinem Urologen. Hatte ihn wegen der ED angesprochen. Er hat daraufhin die körperlichen Ursachen gecheckt und mir lediglich die blaue Pille verschrieben.

Dabei hätte ich mir heute die Frage nach dem Pornokonsum von ihm gewünscht. Damals war mir das nicht klar und ich hatte noch lange, trotz blauer Pille, an dem Thema zu knabbern ohne zu wissen woher das kommt.
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