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Tagebuch Centauer6
#1
Tag 1-5:
Heute ist mein 5. Tag: Keine Pornos, keine Masturbation - ich glaube, das gab es in meinem Leben (ab der Pubertät gerechnet) noch nie. Ich finde es wirklich schwierig, mit mir selbst umzugehen. Keine Pornos zu schauen finde ich eigentlich nicht so schwierig, aber ich habe extrem hohen Druck und möchte total gerne und dringend einen Orgasmus haben. Ist fast schon wie körperlicher Schmerz. Ich schlafe sehr schlecht. Ich habe das Bedürfnis, auf eine einsame Insel zu fliehen, denn ich bin hier in Berlin überall und ständig Reizen ausgesetzt und ich entwickle permanent erotische Phantasien durch die vielen attraktiven Menschen auf der Straße, in der Ubahn, im Supermarkt (ich bin bi, so doppelt sich alles auch noch) und ich weiß gar nicht, wo ich hinsehen soll. Wie geht ihr damit um? Schafft ihr es, eure Gedanken "keusch" zu halten?

Positiv zu bemerken ist, dass ich zwischendrin Momente von Entspannung und klarem Kopf wahrnehmen kann. Und ich bin stolz, dass ich es schon diese 5 Tage geschafft habe und das Pornogucken selbst gar nicht so sehr vermisse. Das spornt mich an, weiter zu machen. Ich überlege, ob ich mir für´s Wochenende ein Sexdate suchen soll. Haltet ihr das für gut oder sollte ich ganz abstinent sein? Wie macht ihr das so?

Bin für jeden Tipp und aufmunternde Worte dankbar!

C.
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#2
Hallo centauer6,

Also ich habe sehr gute Erfahrungen mit Sex während des Reboots gemacht. Habe eine Sex Affäre und weiß nicht ob ich es ohne soweit geschafft hätte. Bin jetzt 67 Tage ohne Masturbation. Eigentlich undenkbar für mich ohne ca. einmal pro Woche meine Sexualität auszuleben zu können. Ich gehe zwar davon aus dass der Sex den Reboot verlangsamert weil das Gehirn ja seine Dopamin flushs bekommt, aber ich denke der Sex ist gut. So wie ich das sehe hilft er sogar bei der Neuvernetzung der Hirnzellen da sich Sex nun real mit allen möglichen Sinnen abspielt und eben nicht unnatürlich mit 20 nur visuell erlebbaren Partnern auf dem Bildschirm. Ist aber nur meine Meinung.

Viel Erfolg. Schön dass du da bist.
[Bild: nfc.php?da=nu&nfc=5252]

ICH BLEIB STABIL.
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#3
Hallo jkov,

vielen Dank für Dein Feedback. Tatsächlich war es gestern (Tag 6) etwas einfacher für mich und der Druck war gar nicht mehr so immens hoch wie die Tage davor und ich hatte nicht das Gefühl, unbedingt abspritzen zu müssen. Ich muss mal sehen, wie es mir am heutigen Samstag (heute wäre ja Zeit, ein Sexdate klar zu machen) geht und ob ich doch ohne klarkomme. Ich habe ein bisschen die Befürchtung, dass es am jetzigen Punkt vielleicht Sex in Form von "Porno nachspielen" werden könnte, denn ein One-Night-Stand wäre sicher nicht so sehr von Nähe und Kuscheln geprägt, wie es momentan wahrscheinlich bei der Zielsetzung Rebboot inkl. Neuronenneuvernetzung angebracht wäre.

Heute beginnt also mein Tag 7 und um Mitternacht ist meine erste Woche ohne Porno und ohne wichsen oder Orgasmus vorbei. Irgendwie auch ein Grund ein bisschen Stolz zu sein Cool
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#4
Tag 6 und 7

Heute ist Tag 7 - genau um Mitternacht kann ich sagen, eine Woche ohne Porno und ohne zu wichsen durchgestanden zu haben. Für mich war Tag 5 am schlimmsten, ich dachte, mir kommt´s aus den Ohren - aber ich habe mich abgelenkt. Seit gestern habe ich das Gefühl, dass die positiven Effekte überwiegen: Ich bin ruhiger, viel klarer im Kopf, kriege Sachen erledigt, die ich sonst vor mir herschiebe, nehme meinen Körper besser wahr und fühle mich irgendwie mehr in meiner Mitte. Zwischendrin werde ich zwar öfter total geil (wenn ich entsprechend attraktive Leute auf der Straße sehe, würde ich die am liebsten gleich mit nach Hause nehmen), aber ich kann das irgendwie aushalten.

Vorhin ist etwas Interessantes passiert: Ein Kumpel (er weiß nichts von meiner Sucht) hat mir per WhatsApp eine witzig gemeintes Pornobild geschickt, ich hab´s gesehen und sofort gelöscht, hatte gar keinen Drang, es genauer anzusehen. Aber nur diese 2 Sekunden haben gereicht, um kurz drauf einen körperlich spürbaren Prozess in Gang zu setzen, den ich fast gar nicht beschreiben kann: Ich hatte das Gefühl, dass mir augenblicklich die gesamte Energie flöten geht und ich habe echt wackelige Beine bekommen und hatte ein totales Scheißgefühl im Körper. So fühlt sich also Entzug an, dachte ich. Echte heftig - aber gut, das mal gespürt zu haben, das hat mir nochmal die Tragweite der Sache bewusst gemacht und mich nochmal in meinem Vorhaben bestärkt, mir auf keinen Fall was pornographisches anzusehen denn mir ist jetzt noch klarer, wie schnell man damit einen Rückfall provoziert, schon alleine, weil man dieses ekelhafte Entzugsgefühl loswerden will.

Also: die erste Woche ist geschafft und ich hoffe, ich schaffe es auch weiter.

Danke für zuhören bzw. lesen!

C.
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#5
Tag 8 und 9

Heute ist der 9. Tag - und der ist nun auch schon fast vorbei. Am 7. Tag bin ich spät abends dann noch los gezogen, weil ich so rattig war, dass ich unbedingt Sex haben wollte (habe mir 90 Tage nofap verordnet). Und es hat tatsächlich geklappt, ich habe jemanden kennengelernt und dann wirklich schönen, geilen, aber auch zärtlich-kuscheligen Sex mit einem sehr befriedigenden Orgasmus gehabt (übrigens erstaunlich, was sich da in 7 Tagen so an Sperma-Menge ansammelt!). Und ich hatte überhaupt keine Probleme mit der Erektion, mein Schwanz ist durchgehend schön steif geblieben, trotz Kondom und langer Aktivität. Das war überraschend und großartig!

Ich bin dann sehr zufrieden ins Bett gegangen und habe sehr gut geschlafen. Gestern, also am Tag danach, ging es mir so gut wie schon sehr, sehr lange nicht mehr. Ich fühlte mich frisch, ausgeruht, rundum befriedigt, männlich, selbstbewusst - einfach wirklich sehr gut! Da Sonntag war, konnte ich mir einen ruhigen Tag machen, es war zwar auch ein bisschen langweilig aber ich hatte nicht ein einziges Mal das Bedürfnis, mir Pornos anzusehen, wollte nichtmal an den PC ran.

Von gestern auf heute habe ich wieder ausgezeichnet geschlafen, habe geträumt und mich auch an die Träume erinnert (zwei davon waren erotische Träume mit sehr interessantem Inhalt - ich will das hier aber lieber nicht schreiben, könnte sonst Kopfkino beim Leser auslösen, nur soviel m dass es in den Träumen sehr schöne sexuelle Begegnungen gab, die nichts mit schonmal gesehenen Pornobildern zu tun hatten, die hat mein Hirn tatsächlich selbst geschaffen) und hatte beim Aufwachen eine sehr pralle Morgenlatte - das hatte ich schon ewig nicht mehr! Heute ist Montag und ich musste mich wieder unters Volk mischen und war dadurch diversen optischen Reizen in Form echter und attraktiver Menschen ausgesetzt. Ich habe dann im Laufe des Tages so eine innere Unruhe und ein diffuses Gefühl von Geilheit und unklarem Verlangen, so ne Art Hunger nach nichts bestimmtem, entwickelt. Ich fühlte mich dann nicht mehr so gut wie gestern und als ich wegen Job online war gab´s hier und da aufreizende Bildchen im Augenwinkel - ich habe aber widerstanden und nicht gezielt weiter gesucht, sondern tapfer weg gesehen. Und trotzdem wurde mir bewusst, dass alleine diese Sekundenbruchteile nackter Haut zu sehen schon wieder was mit mir und meinem Hirn machen - mir ging´s dann irgendwie gleich körperlich nicht gut und ich fühlte mich matt und unruhig und sehr unzufrieden. Auf dem Nachhauseweg in der übervollen Berliner U-Bahn dann wieder jede Menge attraktive Menschen, die mich auf Gedanken gebracht haben.....war froh, zuhause dann die Tür hinter mir zu machen zu können.

Alles in allem läuft es wirklich sehr gut und ich bin total froh, dieses Forum gefunden zu haben - durch das Tagebuchschreiben kann ich meine Gedanken sortieren und beim Lesen der anderen Posts fühle ich mich mit Artgenossen in gleicher Situation verbunden und das hilft mir wirklich weiter.

So geht´s dann morgen schon an die Bewältigung von Tag 10 - ich will dran bleiben und es weiter schaffen! Danke für´s Lesen und Euch allen viel Erfolg und Durchhaltekraft!

C.
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#6
Tag 15
Ich habe es tatsächlich geschafft und schon zwei Wochen durchgehalten! Seit Tag 9 ging es auf und ab, meine Laune hat geschwankt, es gab immer wieder heftige Momente, wo ich sehr gegen meine Versuchung ankämpfen musste, aber ich bin standhaft geblieben und habe weder Pornos geschaut noch habe ich gewichst. Aber ich hatte Sex und das sehr gut für mich.

Ganz viel geholfen dabei hat mir dieses Forum, denn ich habe mich oft bei heftigen Cravings hierher geflüchtet und eure Posts gelesen und selbst auch mal was geschrieben. Also einen ganz herzlichen Dank an euch alle und natürlich auch an die Erfinder des Forums.

Es gibt Momente, wo ich positive Effekte wie bessere Konzentrationsfähigkeit, ein Gefühl der besseren Selbstbestimmung, mehr Energie u. ä. sehr deutlich wahrnehmen kann und dann gibt es wieder Momente, die echt hart sind und mir nichts Positives zum Entzug einfällt. Ich versuche dann, mein Gehirn einzuschalten und sage mir dann selbst Dinge, die mir helfen, die schwachen Momente zu überstehen. Etwa so:

1. "Ich habe mir vorgenommen, von der Pornosucht weg zu kommen, einen Reboot durchzuführen und mein Gehirn neu zu "verdrahten". Die Tage des Entzugs sind einfach nur Scheiße, aber ich habe schon einige davon erfolgreich hinter mich gebracht. Und die will ich nicht nochmal durchmachen müssen, auf keinen Fall. Wenn ich jetzt also rückfällig werde, dann muss ich nochmal durch diese ganze Scheiße durch. Und da ich mein Ziel nicht aufgeben will und den Entzug nicht nochmal durchleben möchte, bleibe ich ich jetzt tapfer - denn es wird irgendwann besser werden!"
2. "Ich möchte beim Sex mit einer echten Person kein Kopfkino mehr anwerfen müssen, um steif zu bleiben oder abspritzen zu können. Ich möchte nicht nur meinen Schwanz spüren, ich will meinen ganzen Körper wahrnehmen können, richtigen Sex haben und ich will den/die andere/n riechen, schmecken, fühlen können und beim Sex in die Augen sehen können."
3. "Ich will mich bei Cravings auf den Weg machen und einen echten Menschen für Sex finden, mich körperlich austauschen und vereinen und Leidenschaft zusammen erleben, anstatt einsam, isoliert, ängstlich und mit schlechtem Selbstwert zuhause eingemauert vor dem PC zu sitzen und mir stundenlang den Schwanz zu wichsen, bei Bildern und Filmen aus einer verlogenen Pseudorealität, um dann irgendwann erschöpft, schlecht gelaunt und nicht mal wirklich befriedigt ins Bett zu fallen, nur um am nächsten Morgen noch mehr Lebens- und Liebeszeit in ein vollgewichstes Tuch zu spritzen."
4. "Ich quäle mich hier nicht nur durch, um zukünftig keine Pornos mehr zu schauen, sondern ich mache das auch, um mich nicht mehr vor schwierigen Dingen im Leben zu drücken. Ich mache das, weil ich etwas Neues erschaffen will. Hinter all meinen Mühen des Entzugs steckt nicht in erster Linie das Aufgeben von Pornos, sondern etwas viel Positiveres, das übergeordnete Ziel, etwas zu erreichen, das ich noch nie so richtig hatte: Eine dauerhaft gut funktionierende, befriedigende und erfüllende Sexualität. Ich möchte den Männern und Frauen, mit denen ich zukünftig Sex haben werde, mit Respekt begegnen und liebevoll mit Ihnen umgehen und sie nicht wie Sexobjekte aus einem Pornofilm benutzen. Ich möchte Nähe und Wärme und Geborgenheit spüren und mich fallen lassen können, schöne und liebevolle Begegnungen haben, in den ich keinem (selbstgemachte) Druck ausgesetzt bin. Ich will geilen, selbstbestimmten Sex mit echten Menschen haben und nicht mehr einer Illusion nachlaufen. Ich will mich zusammen mit anderen beim gemeinsamen Orgasmus woanders hinbeamen und dann wieder in Wärme und  Geborgenheit zurückkommen".

Was ich sagen will: Ich versuche, mir positive Visionen aufzubauen, wie meine Sexualität in der Zukunft aussehen könnte, wie ich es mir vorstelle, dass es gut und befriedigend für mich ist. Für mich ist es wichtig, nicht nur in dem "der Entzug ist so schwierig aber ich halte durch"-Modus zu bleiben, sondern ich brauche die Vision, um eine Karotte vor der Nase zu haben, weiter zu machen.  

Ich habe in den letzten 14 Tagen versucht, mutiger zu sein und ich war es auch. Ich habe immer wieder einige meiner Hemmungen überwunden. Ich musste mit Cravings umgehen und habe mir erlaubt, Sex mit echten Menschen zu haben (aber kein Porno und kein Wichsen). Ich habe versucht, echte Menschen für´s Bett zu finden und das hat tatsächlich auch drei Mal geklappt: Einmal in einer Bar, zwei Mal im Chat (ohne sexy Bilderaustausch, nur Gesicht - ich habe von vorne herein klar gemacht, dass man mir keine Bilder schicken soll!). Und alle drei Begegnungen waren sehr gut, ich bin trotz Kondom und Aufregung steif geblieben und es waren schöne, warme und respektvolle Begegnungen. Durch das bisschen mehr Mut, das ich aufgebracht habe, habe ich mich in den Chats vorher geoutet, auch wenn´s ein bisschen peinlich war: Ich habe mitgeteilt, dass ich gerade Noporn und Nofap durchziehe und dass ich gerade geil aber auch unsicher bin und vielleicht nicht steif bleiben werde. Ich war offen und ehrlich und das hat ganz viel Druck raus genommen (was sich dann positiv in einem steifen Schwanz ausgedrückt hat). Ich habe vorher auch klar gemacht, dass mir Nähe und Wärme wichtig sind. Und es hat sich gelohnt: Menschen sind menschlich, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt und dazu muss man offen kommunizieren und seine Scham überwinden. Es gibt so viel mehr Verständnis als wie meistens glauben!

Mir haben diese Erlebnisse bewusst gemacht, dass es ausschließlich in meiner eigenen Verantwortung liegt, meine Sexualität so zu haben, wie ich sie mir vorstellen. Und ich habe gelernt, dass das möglich ist, wenn man offen anspricht, was einem wichtig ist. Das war ein ganz wichtiger und großer Schritt für mich.

Dennoch: Es ist immer noch der Anfang von allem und heute hatte ich wieder einen schwierigen Moment: Langeweile, Geilheit und schlechtes Wetter hätten mich früher immer sofort zum Pornowichsen gebracht - ich bin stattdessen hier ins Forum gegangen und habe durch das Lesen und Schreiben die notwendige Ablenkung und Unterstützung bekommen, um stark zu bleiben. Mein Dank dafür an Euch alle!
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