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Tag 1
Ich will euch nicht anlügen.

Ich habe mir bis eben vorgenommen, dass ich einfach meinen heutigen Rückfall ignoriere und bei Tag 5 weitermache. Zu groß ist immer noch die Scham. Ich weiß, dass man sich nciht für die Sucht und Rückfälle schämen sollte, aber ich nehme mir seit langem Großes vor und trotzdem steht da "Tag 1".
Ich weiß, dass ich viele Frotschritte gemacht habe und man nicht nur auf den Counter gucken sollte, trotzdem fühlt sich ein Rückfall immer etwas wie Stunde Null an.

Die letzten Tage liefen sogar ziemlich gut. Der Suchtdruck war wie in den ersten Tagen üblich relativ stark, aber ich konnte mich gut ablenken. Hatte dann sogar mit meiner Freundin Sex. Die ED hat nur am Anfang minimal "zugeschlagen", aber hat dann schnell keine Probleme mehr gemacht.

Und trotzdem heute der Rückfall. Ich war heute morgen noch eine Zeit lang stark. Konnte mich ablenken. Nicht dran denken. Habe mich sogar hier eingeloggt. Aber irgendwann kam die Kurzschlussreaktion. Und eins führte zum anderen.

Die ersten Tage sind immer die schlimmsten. Diese Woche wird sehr hart.

Ich könnte mir jetzt wieder tausend Sachen vornehmen, denn ich bin ja gerade "so sehr motiviert". Aber ich weiß, dass diese leeren Versprechungen nichts bringen. Es wird Zeit, dass wieder Taten für sich sprechen.

RedBlob
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Hi RedBlob

Die ersten Tage sind hart, ich erlebe es auch gerade wieder.
Aber es hilft Nichts, es gilt aufzustehen und es besser zu machen.

Oder wie es mir Schokiprinz direkt gesagt hat: Mach endlich Nägel mit Köpfen ….

Kopf hoch und viel Erfolg im Kampf!


LG
phoenix
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Ja, endlich Nägel mit Köpfen.

Man kann sich nicht jedesmal rausreden.

Mir ist bei den letzten Rückfällen aufgefallen, dass ich jedesmal dem Suchtdruck die Schuld für meinen Rückfall gegeben habe. "Ich habe so extrem starken Suchtdruck. Ich habe mich wohl nicht genug vorbereitet. Ich kann nicht widerstehen." Ich habe mich selbst entschuldigt.

Ich habe irgendwie die Vorstellung gehabt, dass genug Aufklärung und andere Methoden den Suchtdruck irgendwann komplett in den Hintergrund rücken würden. Aber so leicht ist das nicht.

Ich denke an das zurück, was ich in meinem letzten Reboot geschrieben habe:

Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter.

Tag für Tag. Bis es besser wird.



Vielleicht noch eine Analyse meinerseits zu meinem Rückfall:
Der heutige Rückfall hängt auf jeden Fall mit dem davor zusammen. Und der Rückfall davor hängt mit dem Suchen zusammen, was ich davor gemacht habe. Wir alle kennen die Abwärtsspirale nach einem Rückfall.
Ich weiß, dass negative Gedanken mir nicht gut tun in dieser Zeit, aber die Scham des Rückfalls ist so präsent. Wenn man an die Sucht denkt, denkt man vor allem daran, dass man in den letzten Tagen versagt hat.

Ich habe mal gehört, dass Scham einen Menschen zurückhält. Ihn wurzelt. Ihm im Erfüllen seiner Wünschen schadet. Scham verursacht, dass wir uns schlecht dafür fühlen, wer wir sind.
Schuld hingegen kann als Motivation dienen. Sie zeigt uns, was wir besser machen müssen. Schuld verursacht, dass wir uns schlecht dafür fühlen, was wir getan haben.

Ich muss endlich aufhören mich zu schämen. Ich bin süchtig nach Pornos. Und ich kämpfe dagegen an. Und ich bin rückfällig geworden. Dutzende Male. Aber ich werde es immer weiter versuchen. Und ich werde versuchen es jedesmal besser zu machen. Und ich werde mich nicht dafür schämen, wie viele Versuche ich dafür brauche. Ich weiß, dass ich es schaffen kann.


RedBlob
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Den ersten wichtigen Schritt hast du getan. Nämlich ehrlich zu sein. Und das ist eine wichtige und starke Eigenschaft gegen die Pornosucht. Du brauchst hier keinem etwas vorzumachen. Auch bist zu keinem hier etwas schuldig. Es geht nur darum, dass DU dich aus dem Pornosumpf rausziehst.

Negative Gefühle finde ich nach einem Rückfall gar nicht so schlecht. Es bringt ja nichts, sich ein positives Gefühl einzureden. Nach meinem letzten Rückfall habe ich mich richtig scheiße gefühlt. Es war ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich habe das Gefühl akzeptiert und wollte es auch nicht verdrängen. Außerdem musste ich meinen Rückfall akzeptieren und annehmen. Und das viel mir nicht leicht einen Tag danach. Seit dem fing mein wirklicher Kampf gegen die Pornosucht an. Ein Rückfall der nicht beschissener sein konnte. Nur hatte ich auch keinen Bock mehr, einen "besseren" Rückfall dranzuhängen.

Bleib weiter dran und nimm die Rückfälle nicht zu leicht. Fühle lieber wie schlecht es dir bei einem Rückfall geht. Auch wenn es Scham ist. Man muss wohl wirklich soweit kommen, bis man das Gefühl nach einem Rückfall nicht mehr erleben möchte.
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Hey Burnham,

du hast auf jeden Fall recht.

Du beschreibst es sehr gut. Negative Gefühle wegen des Rückfalls haben, aber ihn versuchen zu akzeptieren und anzunehmen. Ich verwechsel das akzeptieren etwas mit "gute Gefühle" erzwingen.

Das Gefühl nach einem Rückfall nicht mehr erleben möchten. So fühle ich mich auch gerade. Angst ist zwar auch noch da. Aber die Abschreckung gegenüber eines Rückfalls ist gerade größer.

Ich danke dir, dass du dir immer mal wieder Zeit nimmst in mein Tagebuch zu schreiben. Ich finde deine Ansätze und Tipps immer hilfreich und freue mich, wenn du mir schreibst Smile



Tag 2

Eigentlich gibt es heute nicht viel zu berichten. Es fühlt sich an, als wäre die Luft um mich herum angespannt. Es fühlt sich an, als müsste ich, wie Pheonix und Schokiprinz sagen, endlich Nägel mit Köpfen machen.
Ich bin auf jeden Fall entschlossen.
Hinzu kommt, dass ich in den nächsten Tagen gar keine Zeit für Pornos haben werde, da ich auf einer Art Geschäftsreise bin und ununterbrochen mit Arbeitskollegen zu tun habe. Am Wochenende verbringe ich dann Zeit mit meiner Freundin.
Das heißt bis Tag 7 sollte es leicht werden.

Damit ist vor allem die nächste Woche entscheident und extrem wichtig für mich.

Ich werde so oft es geht berichten.

RedBlob
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Tag 7
Habe heute nicht so viel Zeit, aber wollte euch nur mitteilen:

Es läuft wieder besser. Habe die 7 Tage gut ausgehalten, auch wenn der Suchtdruck mal stärker und mal weniger stark war.

Alles in allem war diese Woche aber leichter als andere Wochen.

Vielleicht kennt ihr das ja auch. Das manche Versuche einem leichter fallen als andere.

(Ich weiß natürlich, dass es jeder Zeit wieder ein Down geben kann. Deswegen bin ich immer noch angespannt. Wie ich schon letztes Mal gesagt habe: Die Luft um mich herum fühlt sich angespannt.)

Deswegen fühlt sich das Up auch noch nicht so gut an, wie es sich wahrscheinlich eigentlich anfühlen sollte.

RedBlob
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Tag 9
Die folgende Nachricht, die ich einem Freund hier geschrieben habe, beschreibt meine aktuelle Lage ziemlich gut:


Bei mir läuft es sogar ziemlich gut. Der Suchtdruck ist manchmal da. Vorallem, da ich in den letzten Tagen viele Sex- und Pornoträume hab. Aber im Moment wirkt es so, als wäre ich stark genug Nein zu sagen. Als könnte ich in den Suchtdruck Momenten immer wieder meine Gedanken auf die wesentlichen Sachen in meinem Leben richten.

Trotzdem fühle ich mich nicht sorgenfrei oder richtig glücklich. Ich habe schon in meinem Beitrag geschrieben, dass die Luft um mich herum angespannt ist. Es wirkt so, als dürfte ich nie wieder rückfällig werden, weil sonst die Welt untergeht. Das ist glaube ich nicht die richtige Einstellung, da der verursachte Druck negative Gefühle auslöst.
Auf der anderen Seite denke ich, dass dadurch aber auch Willensstärke erzeugt wird. Ich muss wohl irgendwie die richtige Mitte finden.

Rückfälle als keine Option darstellen, aber auch mal sorgenfrei sein, wenn ein Tag wirklich gut ist und nicht ununterbrochen daran denken, dass man aufpassen muss.
Ich denke ich werde diese "Aufpassmentalität" noch bis 3-4 Wochen durchziehen und dann gucken, ob ich dann die Mitte finden kann.

Ansonsten macht mir die ED wieder etwas zu schaffen. Die letzten Male hat der Sex mal mehr mal weniger gut geklappt.
Aber in den Momenten, in denen der Reboot läuft, kann ich viel besser mit der ED umgehen. Wenn es mal nicht klappt, weiß ich, dass es morgen etwas besser klappen wird. Und übermorgen noch etwas besser. Usw.
Die ED ist viel schlimmer für mich in den Zeiten eines Rückfalls, in denen ich mir so extrem viele Vorwürfe mache, da ich weiß, dass ich selbst die ED im Moment verursache.

Im Moment hilft mir die Zeit, die vergeht, denn ich weiß, dass es jeden Tag etwas besser wird.

RedBlob
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Tag 16

Eigentlich habe ich eben schon einen langen Text geschrieben, aber ich habe ausversehen die Seite aktualisiert und den Text dadurch verloren Dodgy

Eine Kurzfassung:
-Hatte gestern zum ersten Mal Sex ohne ED und war ein tolles Gefühl. Nicht nur, dass man wieder mehr im Penis spührt, er leichter hart wird und hart bleibt, sondern auch die Nähe zu meiner Freundin.

-Außerdem ist es schön nicht die ganze Zeit an die ED und wie das nächste Mal Sex wohl wird denken zu müssen. Es ist schön zu wissen, dass es stetig besser werden wird.

-Hatte heute zum ersten Mal im Reboot starken Suchtdruck. Nach dem Aufstehen war noch alles okay, aber als ich an den PC ging kamen Gedanken und Suchtdruck auf. "was würde ich wohl neues finden?". Gepaart mit Herzpochen und suchtverschuldeter Vorfreude. Habe nicht gesucht, habe nicht an Pornos gedacht, aber musste ab und zu innehalten, um meine Gedanken wieder auf das wesentliche zu fokussieren.

-Diese Sache hat mir nochmal gezeigt, dass Pornosucht nicht erst beim Suchen oder Konsumieren anfängt, sondern schon davor. Die Dopaminpfade im Gehirn werden schon aktiviert, wenn man daran denkt, dass man gleich suchen KÖNNTE und was man finden WÜRDE. Diese Gefahr früh genug zu erkennen und zu entlarven ist für mich wichtig, um sicher am PC arbeiten zu können


RedBlob
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Tag 17

Der Suchtdruck wurde heute nochmal stärker. Ich denke das dies auch am Chaser Effekt liegt, da ich gestern schon wieder Sex mit meienr Freundin hatte (Wieder ganz ohne ED!!)
Genau der gleiche Gedanke wie gestern schoss immer wieder in mein Kopf und nahm mir sogar den Appetit. Konnte nur ein Toast zum Frühstück essen und hab mich echt kacke gefühlt.

Als ich dann am PC arbeiten musste, wurde es natürlich nicht besser. Habe mich viele Stunden zurückgehalten und abgelenkt, aber aufeinmal habe ich mich erinnert, dass ich ein gewisses video noch auf einer SD karte gespeichert hatte. Genau das Genre, welches die ganze Zeit in meinen Kopf schoss.

Ihr kennt das. Wie hypnotisiert steht man auf. Holt die Karte. Es muss alles schnell gehen, sonst merkt der rationale Teil ja vielleicht was. Da mein Computer und mein Abspielprogramm nicht das neuste ist, musste ich die Dateien erst übertragen. 30 Minuten. Und ich saß da. Mir wurde warm. Das Herz pochte. Man spührte das Dopamin. Die Vorfreude. Die Sucht.

Die Schuld. Die rationalen Gedanken kamen. Brech es ab. Lösch die Dateien. Aber ihr kennt das. Dopamin ist so viel stärker in dem Moment. 10 Minuten vergingen. 20 Minuen vergingen. Ich lenkte mich ab mit Arbeit, Nachrichten. Habe gerungen. Die Ausrede kam wieder "Du kannst stoppen, wenn du willst." "Guck nur ganz kurz, dann hör auf." "So schlimm ist das noch gar nicht." "Du spührst noch kein Dopamin. Die Sucht schlägt noch nicht zu."
Kurz sagte ich mir:"Wenn ich wirklich stoppen kann, wenn ich will. Dann stoppe doch jetzt, RedBlob."
5 Minuten vergingen. Abgelenkt.
"WENN ICH WIRKLICH STOPPEN KANN, DANN STOPPE JETZT."

Realisierung. Abbruch. Dateien gelöscht. Aufgestanden. Kalt Abgeduscht. Durchgeatmet.


Ich wünschte natürlich ich hätte sofort die Dateien gelöscht, als ich daran gedacht habe. Aber der Suchtdruck war so extrem stark. Er hat mich überkommen. Umso mehr freue ich mich, dass ich am Ende doch stärker war als die Sucht.

Für mich gilt für die nächsten Tage und vor allem morgen (da es der letzte Tag vor dem Wochenende ist) extreme Vorsicht. Ich werde jegliche Trigger komplett vermeiden und dem Suchtdruck erstmal ein paar Tage zum Abklingen lassen. Ich werde mir noch überlegen, wie ich mir die 2 freien Stunden, die ich morgen habe, verplanen werde.

Ich bleibe stark.

RedBlob
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Glückwunsch zu diesem Sieg! Genau sowas macht uns stärker. Spüre auch richtig nach, was das für ein gutes Gefühl ist, dem Porno widerstanden zu haben. Das mit dem kalt duschen ist auch eine gute Sache. So geben wir uns ein Gefühl, den "Dreck" weggewaschen zu haben und sauber weitermachen zu können.

Bleib weiter stark. Das Leben ist so schön ohne den Pornomist. Nur müssen wir immer weiter kämpfen, bis es sich wirklich verinnerlicht hat.
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