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Hans Tagebuch
Tag 27

Heute abend gehe ich auf einen Geburtstag. Ich freue mich darauf, denn es sind die vertrauten Freunde der letzten Wochen da und ich weiß, dass ich unter ihnen so sein kann wie ich bin. Ich kenne viele von ihnen schon seit über 20 Jahren, manche noch länger, und noch vor gar nicht langer Zeit habe ich ihnen misstraut und Desinteresse meiner Person gegenüber vorgeworfen. Die letzten Wochen haben mir gezeigt das dies falsch war, denn es gab viele Möglichkeiten auf diversen Feierlichkeiten Gespräche zu führen und zu erkennen, dass mich viele Menschen lieb haben und mich akzeptieren. Es ist befreiend diesen Ballast der Nichtakzeptanz und des Misstrauens abzuwerfen und ungehemmt mit Freunden umzugehen.

Morgen geht es in die fünfte Woche und ich habe ein bisschen das Gefühl als wäre ich wieder in der Pubertät. Der sonntägliche Orgasmus hilft mir sehr mich von der Sucht zu befreien und ich empfinde es als sehr angenehm meinen eigenen Körper neu zu entdecken. Es ist etwas total anderes als nur da zu liegen oder zu sitzen und sich stumpfsinnig über Stunden einen runterzuholen. Es gelingt mir sogar ganz gut nicht an pornografische Inhalte zu denken. Es ist eine weitere wunderbare Erfahrung, die mir hilft mich weiter zu sensibilisieren und zu erkennen, dass Porno nur nutzloses Zeug ist.

Habt ein schönes Wochenende, bleibt stark und selbstbestimmt.
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Hallo Hans! Ich wünsche dir eine schöne Geburtstagsfeier! Es ist sehr schön, wenn man erkennt, dass andere einen gern haben und akzeptieren. Das möchte ich auch noch mehr lernen.
Viel Kraft auch dir!
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Tag 31

Es sind die ersten 31 Tage der richtigen Wahrheit des Lebens. Die ersten 3 Monate waren noch viel zu oft von Pornographie beeinflusst, aber grade diese Zeit hat mir geholfen mich intensiv mit meinem bisherigem Leben auseinander zu setzen und ich bin dankbar für diese Zeit.

Ich bin jetzt seit 31 Tagen das erste Mal seit mindestens 25 Jahren clean, absolut pornofrei, und es fühlt sich richtig gut an. Ich habe das Gefühl einer anderen Wahrnehmung und sehe Dinge auf meinem täglichen Wegen, die mir bisher noch nicht aufgefallen sind. Ich spüre eine gewisse Gelassenheit und Ruhe in mir und habe gelernt, dass man den alltäglichen Stress und Ärger einfach wegatmen kann.

Ich habe mich auf dem Geburtstag am Samstag sehr wohl gefühlt. Ich hatte das Gefühl dazu zu gehören, so wie es eigentlich auch schon immer war. Ich war selbstbewusst und bin auf Freunde zugegangen und wurde offen empfangen. Mein jüngerer Bruder war auch dort und ich habe ihm das erste Mal erzählt was mit mir los ist. Seine Reaktion war sehr offen und wir haben ausgemacht das wir uns nochmal in Ruhe darüber unterhalten. Ich werde das Gespräch suchen.

Ich bin sehr froh darüber, dass sich das Leben langsam verändert. Zu viele Veränderungen auf einmal wären für mich nicht förderlich. Ich habe jetzt eine innere Ruhe und Kraft gefunden die mir den Mut und die Zuversicht geben zu mir selbst zu finden. Ich befinde mich in einem Stadium, in dem mir bewusst wird, dass ich mich selbst verwirklichen kann. Der Glaube daran wird jeden Tag ein wenig größer.

Ich nehme mich an und liebe mich mit allem was zu mir gehört.



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Hallo Hans

Kann Dir gut nachfühlen, auch wenn unsere Geschichten ganz anders verlaufen sind.

Mach weiter so, der Start ist geglückt und es wird noch besser.
Jeder kleine Erfolg macht Dich resistenter. 

Gruss
phoenix
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Tag 35

Danke phoenix. Es ist egal wie unsere Geschichten bisher verlaufen sind, letztendlich gehen wir alle denselben Weg und haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: Ein Leben ohne Porno. So wie meine Geschichte für dich Motivation ist, ist es andersrum genauso.

Morgen geht es in die sechste Woche und ich weiß, dass ich nächsten Sonntag "Tag 42" an den Anfang des Beitrages schreiben kann. Ich hatte die Woche zwei-, dreimal das Gefühl, dass ich langsam Herr meiner Gedanken werde. Ich musste an meine Lieblingsgeschichte denken und wie sie wohl weitergeht, aber so plötzlich diese Gedanken gekommen sind, so schnell konnte ich sie auch wieder gehen lassen. Ich habe mich in diesen Momenten sehr stark gefühlt und spürte eine Art von Befreiung. Befreiung von allem was mich daran hindert der zu sein der ich sein will. Es waren Momente, in denen ich mir meiner selbst wohl so bewusst war wie noch nie in meinem Leben. Die Gedanken an eine Zukunft, in der ich stolz und kraftvoll zu mir stehe, sind stärker als die Sucht. 

Gestern war ich auf einer Veranstaltung bei der man Naturschutz und Landschaftspflege praktisch erleben konnte. Es ging darum Nistkästen zu reinigen, Schilfflächen freizuschneiden und einen Amphibientümpel anzulegen. Ich hatte viel Freude bei der ganzen Veranstaltung, habe es genossen mal wieder etwas zu tun was mit meinem Studium zu tun hat. Ich bin froh, dass ich es endlich schaffe nach solchen Veranstaltungen zu suchen und ich werde weiter versuchen möglichst viele solcher Sachen zu besuchen. Ich habe die Hoffnung, dass ich vielleicht noch einmal die Chance bekomme im Umweltschutz zu arbeiten. Aber auch wenn das nicht klappen sollte, will ich zumindest in meiner Freizeit etwas tun was mir Spaß macht und ich werde nach weiteren Veranstaltungen Ausschau halten.

Ich führe mich bis ins Ziel und bleibe an mir dran.

Allen Weggefährten eine ruhige Nacht und viel Kraft für die kommende Woche.
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Tag 37

Ich habe heute eine schwere Prüfung zu überstehen. Ich habe im Laufe des Tages mit meiner besten Freundin geschrieben, der Frau die mir die Augen für diesen Weg hier geöffnet hat. Ich war sehr gestresst von der Arbeit und habe ihr einige Dinge geschrieben, die ich so gar nicht schreiben wollte. Mehr oder weniger habe ich mich selbst bemitleidet, ich hatte es nicht unter Kontrolle, habe wie im Affekt gehandelt. Letztendlich hat sie irgendwann geschrieben, dass sie es nicht mehr kann. Ich habe 15 Minuten darüber nachgedacht und geantwortet, dass ich es auch nicht mehr kann und dass es mir leid tut. Ich habe vor einiger Zeit hier schon mal geschrieben, dass ich sie gehen lassen kann und uns Freundschaft verbindet. Mir ist seit dem letzten Neustart bewußt geworden, dass sie noch immer viel zu viel meine Gedanken beherrscht. Ich habe wirklich versucht die Freundschaft mit ihr zu leben, aber ich besitze dazu im Moment einfach nicht die Kraft. Sie bleibt morgens der erste und abends der letzte Gedanke. Die Beziehung zu ihr hindert mich meine Gedanken frei zu bekommen und ich denke es wird Zeit sich voneinander zu verabschieden. Ich bin traurig, aber ich weiß das ich diesen Schritt machen muss.

Ich werde diese Entscheidung nicht mit Porno verarbeiten. Ich bin stark und werde mich mit dieser Situation auseinander setzen. Diese Stärke und Entscheidungskraft lasse ich mir von der Sucht nicht mehr nehmen. Ich bin mit mir selbst verbunden und stehe stabil in mir.
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Hi Hans, sieht deinem ersten Eintrag hast du eine so unglaubliche Entwicklung vollzogen. Diese Klarheit, Entschlossenheit und Kontrolle sind wirklich großartig.

Und dieser Prozess, ich möchte ihn ja schon fast eine Metamorphose nennen, ist sicherlich noch nicht abgeschlossen. Vielleicht kommst du mit deiner besten Freundin momentan nicht so gut aus. Aber wer weiß wie es aussieht in paar Monaten.

Wünsche dir weiterhin alles Gute!

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Stimmt, es wird nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird und eine Auszeit kann vieles Heilen. Einfach den Dingen ihren Lauf nehmen lassen und wenn man irgendwann etwas Abstand zu den Dingen bekommen hat, sieht man vielleicht einiges anders als heute. Die Metamorphose ist wirklich ziemlich beeindruckend und kaum einer beginnt damit, wenn das eigene persönliche Leid nicht groß genug ist. Ich habe größten Respekt, denn daran erkennt man einen wahren Krieger und Kämpfer -- im Kampf gegen sich selbst, im Aufstehen und weitermachen.
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Tag 40

Vielen Dank Patrice und Christian. Eure Beiträge bedeuten mir wirklich sehr viel, denn sie zeigen mir, dass ich die Veränderung nicht nur für mich alleine wahrnehme. Ja, ich bekomme Klarheit und Entschlossenheit in meine Gedanken. Ja, ich bin ein Kämpfer, denn jetzt habe ich die Kraft mein Leben in die Hand zu nehmen, und der Sucht mit starkem Willen und dem Glauben an mich selbst entgegen zu treten. Ich bin jetzt soweit zu sagen: Ja, ich kann es schaffen. Aber ich habe noch nicht die vollkommene Kontrolle über meine Gedanken erlangt. Der Anfall von Selbstbemitleidung am Dienstag zeigt das sehr deutlich.

Meine Freundin hat mir gestern geschrieben, dass sie ihre Energie für andere Sachen braucht und ich aufgrund meines Verhaltens mit den Konsequenzen leben muss. Ich ziehe jetzt die Konsequenzen, ich habe jetzt die Kraft und Selbstsicherheit um zu erkennen, dass ich ihr einfach nicht vertrauen kann. Ich habe es versucht, aber zu oft schon habe ich mich über sie geärgert und hat sie mich enttäuscht. Auch ich habe nicht alles richtig gemacht und habe mein schlechte Laune zu oft an ihr ausgelassen. Diese Freundschaft tut mir im Moment einfach nicht mehr gut. Ich bin durch sie viel zu viel abgelenkt und das hindert mich daran ich selbst zu sein. Manchmal muss man Entscheidungen treffen die einen nicht leicht fallen, aber ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist. Ich habe ihr gestern geantwortet, dass es jetzt Zeit ist und jeder seinen Weg gehen muss und ich mich von ihr in Freundschaft verabschieden möchte. Ich erwarte keine Antwort, würde mich aber darüber freuen.

Die Sucht hindert mich nicht mehr daran, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen. Ich fühle mich gut dabei und stelle mich weiteren Herausforderungen. Ich beginne die neue Klarheit und Entschlossenheit zu nutzen. Ich bin so viel wie ich sein möchte und erfülle mich.
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Hallo Hans!

Gratuliere zu deiner Entscheidung und zum Mut, zu dir selbst zu stehen! Scheint, als hätten wir gerade die selben Herausforderungen zu meistern. Ich bin in einer ähnlichen Situation und habe mich auch für das klärende Gespräch entschieden und für die Wahrheit in meinem Herzen. Es ist gut, nicht mehr von anderen abhängig zu sein, sondern zu sich zu stehen und eine neue Freiheit zu gewinnen. Manchmal muss man Nein sagen und abschließen, damit neues wachsen kann. So wie man Obstbäume beschneidet, damit im nächsten Jahr wieder große neue Früchte wachsen können. Und wer weiß, vielleicht könnt ihr euch ja eines Tages wieder neu begegnen?

Viel Kraft und Mut weiterhin!
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