@schokiprinz:
lieber schokiprinz,
erneut vielen dank für Deine mitfühlenden worte!
in meinem kopf überschlagen sich gerade die gedanken und ich fühle mich, als hätte jemand mit einem pürierstab in meinem brustkorb herumfuhrwerkt ....
aber da muß ich wohl durch. ich gehöre nicht zu der kategorie mensch, der emotionen unterdrückt, nur um den schönen schein zu wahren. nein - zum glück habe ich schon vor vielen, vielen jahren erkannt, daß auch dies auf dauer extrem schädlich ist. jede emotion, die in uns hochkommt, möchte uns etwas sagen - auch die negativen. und es liegt an uns, wie wir damit umgehen .... trotzdem: schön fühlt sich das alles nicht an ...
ich hab gestern noch kurz einige Deiner beiträge gelesen - ob das das tagebuch war, weiß ich gar nicht so genau, jedenfalls freut es mich sehr für Dich, daß Du eine liebe frau an Deiner seite hast! das gibt einem viel kraft ...
>>>>Er wird irgendwann erkennen, dass es keine Beziehung geben kann, die seiner Pornowelt entspricht.<<<<<
ja - das scheint bei ihm nach wie vor ein großes problem zu sein, daß er sich trotz aller "bemühungen" insgeheim wünscht, all das, was ihm da so "schönes" in aussicht gestellt wird, in der realität nachleben möchte. gleichzeitig hat er jedoch angst vor dem alleinsein!und oberflächlichkeit ist ihm angeblich auch zuwider. er war jahrelang auf der suche nach einer beziehung mit tiefgang! eine sehr widersprüchliche ausgangslage, wenn man sich tag für tag in communities herumtreibt, in denen es ausschließlich um schnellen sex geht und davon möglichst viel! mir kam irgendwann der vergleich, daß er sich jahrelang täglich in ein fastfood-restaurant gesetzt hat, in der hoffnung, irgendwann würde ihm dort ein 5-sterne-menü serviert! kann man eine weile machen, aber nach vielen jahren sollte man es doch irgendwann verstehen, daß dies ein ding der unmöglichkeit ist. ich denke, er ist innerlich sehr zerissen. aber das kann ich nur erahnen/vermuten .... und anscheinend ist sein leidensdruck nicht groß genug, die dinge ernsthaft anzupacken. schließlich war ich es, die ihn mit der thematik "pornosucht" konfrontiert hat - die erkenntnis kam leider nicht von ihm. insofern war es wahrscheinlich auch kein wunder, daß selbst beide nofap-phasen/reboots nichts, aber auch gar nichts in ihm verändert haben. seine innere einstellung war einfach nicht die richtige ....
hoffen wir das beste für die kommende zeit. ich weiß, daß ich auch das überleben werde .... und im besten fall habe auch ich etwas dazugelernt!
liebe grüße!
@heinrich666:
lieber heinrich,
ich gebe Dir vollkommen recht - die situation ist natürlich weitaus komplexer, als ich es bisher hier in diesen wenigen zeilen schildern konnte.
meiner meinung nach stellt JEDE form von sucht lediglich nur ein symptom dar, d. h. es liegt höchstwahrscheinlich immer auch noch eine andere art von störung vor. ich fragte mich irgendwann, warum es menschen gibt, die süchtig werden und solche, die es nicht tun! ich kenne z. b. auch menschen, die hin und wieder mal eine zigarette rauchen können, aber halt nur in bestimmten situationen, und ansonsten rühren sie die schachtel nicht an!
darauf habe ich natürlich keine eindeutige antwort gefunden, da die gründe für eine sucht sehr vielschichtig sein können, jedoch wurde in einem artikel auf zwei gemeinsamkeiten hingewiesen, also eigenschaften, die suchtkranke wohl häufig aufweisen. das wäre zum einen a) mangelndes oder nicht ausgeprägtes konfliktmanagement. d. h. konflikte und die damit einhergehenden negativen gefühle werden einfach durch das suchtmittel "überspielt", anstatt den eigentlichen konflikt aufzulösen. ist ja auch wesentlich bequemer! und b) mangelndes verantwortungsbewußtsein bzw. mangelnde bereitschaft, verantwortung übernehmen zu wollen. ich denke, in dem moment, in dem ein suchtkranker seine opferhaltung aufgibt und sich seiner eigenverantwortung bewußt wird, ist schon der erste, wichtigste schritt getan, seine sucht erfolgreich bekämpfen zu können! dann wird sich auch mit der zeit der fokus automatisch verlagern, wenn ein solcher mensch lernt, seine konflikte anders zu lösen ...
auf diese beiden punkte bezogen liegt bei meinem exfreund definitiv einiges im argen. natürlich hat er gewisse probleme seine persönlichkeit betreffend. die drei therapien, die ich im eingangspost erwähnte, die hat er deshalb damals gemacht, weil er selbst der meinung war, er hätte wohl eine sozialphobie. ob das jemals in dem ausmaß diagnostiziert wurde, weiß ich gar nicht so genau (auf mich wirkte er keineswegs so, im gegenteil - anfangs war er offener mir gegenüber als so manch anderer mann). jedoch wirklich geholfen haben ihm diese therapien angeblich nichts, aber vielleicht hatte er nur falsche vorstellungen (pornobedingt)? ich könnte mir vorstellen, daß er damals, wie jeder jugendliche auch, natürlich gewisse ängste/hemmungen hatte, auf andere zuzugehen, aber anstatt sich dem problem zu stellen und reale erfahrungen zu sammeln, hat er sich als teenager lieber vor seinen rechner verzogen (videospiele/zocken stehen bei ihm natürlich auf der prioritätenliste ganz weit oben - auch eine zusätzliche flucht vor der realität meiner meinung nach). und das jahrelang! seine erste beziehung zu einer frau hatte er mit mitte zwanzig. das hielt nicht mal ein jahr und lief nach seinen erzählungen mehr schlecht als recht. und dann kam auch schon ich ....
natürlich hat er auch während unserer harmonischen phase pornos konsumiert! er hat daraus nie einen hehl gemacht, er hat mir das alles zu beginn unserer beziehung quasi "gebeichtet", daß er das bräuchte etc. und ich konnte damit auch ziemlich cool umgehen, denn ich sagte mir immer, solange unsere paarsexualität nicht darunter leidet ist es ja seine sache, womit er seine zeit verschwendet. aber dann kam halt irgendwann der moment, wo es nicht mehr so lief (und das hatte definitiv nichts mit dem ganz normalen nachlassen der häufigkeit in langjährigen beziehungen zu tun, das kam völlig anders daher). ab da verstand ich einige monate lang die welt nicht mehr, bis ich irgendwann unser problem gegoogelt habe und ich fast vom stuhl fiel, als sich herausstellte, daß ich zumindest nicht alleine mit meinem problem bin. alle puzzleteile fügten sich zu einem gesamtbild zusammen! ich hatte das alles megaunterschätzt .... das mußte ich leider als erstes feststellen. meine anfängliche "coolness" war in diesem fall völlig fehlangebracht ... damit habe ich mich zwei jahre lang zur co-abhängigen gemacht und gewissermaßen auch selbst belogen. denn erst, als ich ihm grenzen setzte, zeigte sich das wahre ausmaß des ganzen ....
>>>>> Meiner Meinung nach tun sich Männer schwerer, brauchen länger, verdrängen vieles, ... <<<<
das mag sein, möchte ich überhaupt nicht ausschließen. darum habe ich ja im eröffnungspost auch gefragt, ob ich zu ungeduldig bin. das wird wahrscheinlich auch jeder ein bißchen anders sehen. aber wenn ich nach fast 6 jahren nach wie vor das gefühl habe, daß ich mich aus diversen gründen NICHT auf meinen partner verlassen kann, er NICHT 100%ig zu unserer beziehung steht, dann hat das ganze wohl in dieser form so keine wirkliche basis mehr. und ab dem punkt spielt natürlich seine pornosucht auch keine rolle mehr, auch wenn sie zu dem gefühl maßgeblich beigetragen hat.
er kann nicht alles haben, er muß sich entscheiden (was er mittlerweile ja getan hat, soll er glücklich werden mit seinen nullern und einsen). dafür habe ich ihm denke ich wahrlich genug zeit gegeben. 2019 hat mich so viel energie gekostet - ab einem gewissen punkt muß man auch sich selbst schützen.
liebe grüße!