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Papa, pervers und pornosüchtig
#60
Lieber Peter,

ich glaube, Euer beider Verhalten ist über die lange Zeit so festgefahren und automatisiert, dass es sehr schwer wird, es zu ändern. An 1. Stelle einer Veränderung, wenn sie 2 Personen betrifft, also von Beiden (!) ein Zutun verlangt, steht das Gespräch. Da dies bei Deiner Frau nicht in dem Maße möglich zu sein scheint, zumindest aktuell, ist es umso komplizierter.

Es mag sein, dass sie durch die schwere Geburt ein Trauma hat, aber ich halte das für weniger wahrscheinlich als, dass sie nicht will, wegen dem, was nach der Geburt passiert ist (Peepshow, Pornos...), auch wenn sie das nicht direkt gesagt hat. Von ihr aus gesehen stehst Du womöglich noch immer in ihrer Schuld. Dass sie grundsätzlich kein Interesse an Sex hat, glaube ich eher weniger. Nicht selten habe ich im Bekanntenkreis Männer jammern hören, dass die Frau irgendwann keinen Sex mehr wollte, und das wurde über die Jahre immer mehr zum Klischee. In Wirklichkeit ist das nur selten der Fall. Für viele Frauen muss das Gesamtpaket stimmen, um Sex haben zu können weil wir oft emotionaler denken als Männer. Eine alte emotionale Verletzung oder unazsgesprochenes kann die Gefühlswelt so durcheinanderbringen, dass zunächst eine Schutzmauer aufgebaut wird, aus der später eine regelrechte Blockade entstehen kann.

Und ja, lieber Peter, Peepshows oder auch Pornos fühlen sich für viele (übrigens auch für viele Männer) wie körperliches Fremdgehen an. Denn im Kopf geht der Konsument tatsächlich fremd. Lediglich der Körperkontakt fehlt. Ebenso verletzend ist Sex, bei dem sich der Partner im Kopf mit Anderen vergnügt und deshalb zwar körperlich aber nicht geistig anwesend, also gerade mit dem Partner/der Partnerin zusammen ist. Der betrogene Partner fühlt sich schließlich wie eine Hülle, wie ein Masturbationsobjekt, auf das Gesicht und Körper von anderen Personen projiziert werden.

Wir Frauen wollen DIE EINE für den Mann an unserer Seite sein. Für die meisten ist Sex etwas Exklusives in der Beziehung und sehr verletzlich.

Vielleicht sind es nur wenige Worte, die Du Deiner Frau sagen musst, damit sie verzeihen kann, vielleicht ist mehr nötig.

Wie läuft denn Euer Alltag so ab? Hat sie dort auch das Sagen?

Versteh' mich bitte nicht falsch. Ich finde es nicht schlimm oder falsch, eine Neigung oder einen Fetisch zu haben. Aber was Du schreibst klingt nach einer Art Mutter-Sohn-Beziehung, wie sie so oft in Beziehungen entsteht und was durch Deine Neigung noch intensiviert wird. Und diese Mutter-Sohn-Konstellation ist sowohl für Männer ohne diese Neigung abtörnend als auch für die meisten Frauen, weil wir Frauen z. B. beim Sex die Männlichkeit spüren wollen, Dominanz, körperliche Überlegenheit, Kraft... Wir Frauen wollen auch mal "genommen" werden, keinen Mann, der immer um Sex bettelt. Damit meine ich nicht, dass Du Deine Frau zum Sex zwingen sollst, um Himmels Willen nein. Aber wenn sie eine Massage oder was auch immer verlangt und Du im Gegenzug Deine Forderungen stellst bzw. Deine Wünsche äußerst, sie dann aber sagt, dass ihr es dann gleich lassen könnt, musst Du auch zu Deiner Aussage stehen. Sonst bist Du für sie wieder der kleine Junge, der im Supermarkt nach Süßigkeiten bettelt und sie nicht bekommt oder der Hund, der alles tut, um seinem Frauchen zu gefallen. Das ist keine Beziehung auf Augenhöhe.

Ich glaube, Deine Neigung hat in der Beziehung viel zuviel Raum eingenommen über die Jahre. Deine Frau bedient diese auch immerzu. So kommt Ihr aber nie zueinander. Die Neigung sollte ihren Platz nur nach Absprache einnehmen, wie eine Art Rollenspiel, aber nicht an der Tagesordnung sein.

Ich sehe 3 mögliche Lösungen für Euch:

1. Du gehst immer wieder auf sie zu und sprichst das Problem an, gibst aber nicht nach, wenn sie Dich vor die Wahl stellt, z. B. Massage bei ihr oder gar nichts. Bleibst Du hier bei Deiner Aussage, wird sie bald merken, dass sie so nicht mehr bekommt, was sie will, und Du hast Raum für ein Gespräch, auf das Sie sich dann irgendwann einlassen muss, weil auch Ihr etwas fehlen wird. Idealerweise könnt Ihr Euch hier körperlich langsam wieder annähern.

2. Du lässt sie zappeln, bis sie auf Dich zugeht, z. B. indem sie eine Massage fordert. Hier gilt dasselbe Vorgehen wie oben. Sie muss lernen, Dich wieder als Mann zu sehen, der Bedürfnisse hat, Ihren Mann, und kein Hündchen, Spielzeug oder was auch immer.

Wird der Lustdruck zu groß für Dich, sehe ich keinen Grund, nicht zu masturbieren. Es ist nichts Verbotenes und auch nichts Schlechtes. Wichtig ist nur, dass Du es nicht ständig tust, möglichst ohne Phantasien (und 100% ohne Porno oder Pornofantasien) und nicht, um auf sämtliche Gefühle (negativ oder positiv) damit zu reagieren. Ich weiß, dass Du Dir das Onanieren verboten hast und es sollte auch nicht dauerhaft einer körperlichen Begegnung mit dem Partner vorgezogen werden. Aber vielleicht schaffst Du es nur so, nein zu sagen, wenn sie wieder Deine Knöpfe drückt.

3. Nach so einer langen Trockenphase ohne Sex und klärende Gespräche ist es wahnsinnig schwer, wieder wirklich (auch emotional) intim zu werden. So wie Du Eure intimen Momente beschreibst, ist da überhaupt keine echte Nähe mehr. Ihr habt Euch entfremdet. Vielleicht bleibt kein anderer Weg als eine Therapie, um diese eingefahrenen Muster zu durchbrechen und Euch auszusprechen.

Lieber Peter, ich sehe in Dir einen wirklich lieben Menschen, der sehr sensibel und bemüht ist aber auch viel Stärke, die Du nutzen solltest.

Es gibt immer Gründe, warum sich ein Mensch so oder so verhält, und Deine Frau will Dir sicher nicht bewusst wehtun.

Ich hoffe, Du nimmst mir meine zum Teil direkten Worte nicht übel.

Alles Liebe Geduldige
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RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von Geduldige - 27.04.2022, 11:15
RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von Susan - 03.05.2022, 23:56
RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von Susan - 04.05.2022, 11:56
RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von ITGuy - 09.05.2022, 16:53



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