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Papa, pervers und pornosüchtig
#64
Lieber Peter,
jetzt gebe ich auch noch meinen Senf dazu. Finchen und Geduldige haben dir ja schon geschrieben, wie wir Frauen das sehen und da kann ich mich nur anschließen.

Als Frau oder vielleicht als Mann auch (?) hat man ja ein Bild von seinem Partner. Meist ist es bei Frauen romantisch geprägt und da ist schon als kleines Mädchen die Vorstellung vom Prinzen, der sich in sein Dornröschen oder Aschenputtel verliebt und keine andere mehr haben will, alle alle anderen links liegen lässt. Und das meinen wir Frauen auch, bzw. gerade in sexueller Hinsicht.

Dann träumt Frau vielleicht von einem Baby und einem liebenden Ehemann, der dieses kleine wundervolle Geschöpf und die Frau, die es zur Welt gebracht hat, auf Händen trägt. Und die kleine Familie lebt glücklich in einer Blase von Glücksgefühlen…. Dies wird gefüttert durch Filme, Bücher, Werbung usw..

Das ist meilenweit entfernt von dem, was vielen Frauen nach der Geburt widerfährt. Das geliebte Baby ist anstrengend, fordernd, spricht nicht, schreit nur, hat ständig Hunger, lässt einen nicht mehr schlafen, aber man liebt es trotzdem so sehr. Die erste Zeit kostet viel Kraft. Man sitzt mittags mit ganz kleinen Augen noch im Schlafanzug da und kriegt nichts mehr auf die Reihe. Und was macht der Prinz?

Er hält es nicht aus, dass Frau für Sex gerade nicht viel übrig hat, fühlt sich zu kurz gekommen, vielleicht auch nicht mehr als Nummer 1, ergreift die Gelegenheit und macht in sexueller Hinsicht sein eigenes Ding. Einfach so aus eigenem Entschluss. Und ab da driftet es auseinander. Plötzlich ist genau die wichtige Sache, bei der man als Frau dachte, man hätte die Exklusivrechte, outgesourced.

Was er hätte machen müssen, damit er der Held bleibt, ist klar. Er hätte die Zeit mit Baby aushalten müssen, so wie es die Frau eben auch aushält, im Wissen, das wird irgendwann wieder anders. Er hätte in die Gefühlswelt seiner Frau eintauchen müssen. Hätte Verständnis dafür zeigen müssen, dass gerade im Moment Sex nicht das Wichtigste ist. Gerade in der ersten Phase mit Baby fahren die Hormone Achterbahn bei uns Frauen, es ist eine sehr gefühlvolle und verletzliche Zeit, wo sich der Partner binden könnte an seine Frau und auf emotionaler Ebene ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl erzeugen könnte. Wenn die emotionale Ebene passt, gibt das später richtig erfüllten Sex, bei dem die Frau sehr gerne gibt.

Dass wir hier nicht von ab und an Selbstbefriedigung im gegenseitigen Wissen sprechen, ist klar. Dagegen kann kein Partner was haben.

Es ist ein Schock, wenn Frau in der Realität ankommt und erfährt, dass er Sexualität nicht mehr alleine mit ihr lebte, sondern anderswo, weil er nicht auf sie warten konnte. Dass er gar nicht mehr ihr Prinz ist, der nur sie will. Sex wird dann irgendwie beliebig, da die Frauen ja offensichtlich austauschbar sind, die den Prinzen anheizen dürfen. Frau fühlt sich als eine unter vielen Frauen. Das ist kein schönes Gefühl. Es wird heimlich gemacht, weil Mann genau weiß, das würde sie verletzen. Es würde ihn selbst nämlich ebenso treffen, wenn die Liebste lieber mit Bildern von fremden Männern….anstatt mit ihm.

Und das ist für mich Fremdgehen. Fremdgehen fängt im Kopf an!

Mir reichten da schon die zahlreichen fremden nackten virtuellen Frauen, zu denen er onanierte, um mein romantisches Bild von meinem geliebten Mann, der nur mich will, von jetzt auf gleich zu zerstören. Noch viel schlimmer, sei mir bitte nicht böse, muss es für deine Frau gewesen sein. Denn das waren reale Frauen, zu denen du extra gefahren bist, die du in deinen Kopf gelassen hast.

Alles was wir brauchen, um erfüllten Sex zu haben ist nicht mehr da. Geborgenheit, Verlässlichkeit, das Gefühl, dass er nur die eine Frau will. Und dann wundert ihr euch, dass sie so passiv im Bett ist? Ich liebe Sex und ich liebe miteinander schlafen. Aber gegeben habe ich dabei nicht mehr, jedenfalls nicht mehr viel, eigentlich nur noch genommen, obwohl ich vom Grunde her völlig anders bin. Das habe ich auch bemerkt, aber es ging nicht mehr anders. Er hatte doch ohnehin schon seinen Spaß anderswo und genau das hat meine Gefühlswelt zu ihm massiv verändert, so dass ich das schwer in Worte fassen kann. Es ist Wut auf ihn dabei, es ist Verzweiflung dabei, es ist Trauer um das, was es hätte sein können dabei. Im Bett ließ ich fast ausschließlich ihn machen. Ich sehe deutliche Parallelen zu deiner Frau, mit dem einzigen Unterschied, dass ich wollte, dass er mit mir schläft, weil ich davon extrem profitiere.

Wie hat deine Frau eigentlich darauf reagiert, dass du ihr das mit der Peepshow gebeichtet hast. Mir haben solche Beichten regelmäßig den Boden unter den Füßen weggezogen, weil ich mit allem gerechnet hätte, nur nicht damit. Ich hätte nämlich eigentlich die Hand für ihn ins Feuer gelegt, dass er das niemals tut. Und plötzlich ist da dieses Gefühl, dass man den Feind in seinem Bett hat, dem man nicht mehr über den Weg trauen kann, weil man ihn im Grunde gar nicht kennt. Wird ja auch ständig gelogen.

Ich könnte mir vorstellen, dass du damit den Ekel vor Sperma zum Beispiel ausgelöst haben könntest. Man ekelt sich dann vor Sachen, die man vom Konsum weiß. Aber ich kenne deine Frau nicht. Vielleicht ist es auch ganz anders.

Ich glaube, ihr müsst darüber sprechen. Herauskitzeln, was da tatsächlich los ist, was sie denkt.

Einen Machtkampf im Bett würde ich mir nicht liefern. Das geht nicht gut. Hier ist sowieso schon viel zu viel schief und es muss unbedingt liebevoll bleiben.

Ich kenne dieses Heranpirschen und versuchen, das Thema im Bett zu bearbeiten von meinem Mann. Er dachte, wenn er besonders gut ist im Bett und Dinge tut, die ich mag, dann würde er meine Seele so wieder einfangen. Also wenn das Liebesspiel perfekt wird. (Das habe ich lange Zeit mitgenommen, ähnlich wie deine Frau). Also wieder ging es nur um Sex! Wahrscheinlich abgeguckt aus dem letzten Porno. Dabei ist doch was ganz anderes kaputt. Es ist in meinem Innersten das Bild von ihm kaputt. Für mich war er einfach ein Wichser geworden, der nichts Besseres zu tun hat, als fremde Frauen anzuglotzen, zu lügen, seine Arbeit nicht mehr zu erledigen, alles mit Sperma zu versauen (da kommt der Ekel), weil das Hirn nur noch an eines denkt und es mit einem Computer, mit einer Maschine tut. Die Achtung vor dem Anderen geht kaputt. Die Wertigkeit des Partners verschiebt sich. Er ist nicht mehr der Prinz! Es widert einen ab einem gewissen Punkt an. Und er bemerkt einen auch nicht mehr, sieht Dinge nicht mehr, hat gefühlt nur noch den Dreck im Kopf.

Wenn sich dieses Bild festgesetzt hat, dann wird man das im Bett nicht ändern können. Übrigens haben mein Mann und ich als Eltern und ansonsten gut funktioniert, wir sind Freunde, wir harmonieren auch von den Ansichten her gut.

So, jetzt habe ich genug geschrieben. Ich hoffe, es hilft dir auch wieder ein bisschen.

Liebe Grüße von Chiara
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RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von Chiara - 28.04.2022, 00:04
RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von Susan - 03.05.2022, 23:56
RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von Susan - 04.05.2022, 11:56
RE: Papa, pervers und pornosüchtig - von ITGuy - 09.05.2022, 16:53



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