Der Reboot – Neustart ohne Internet-Pornografie

In diesem zentralen Artikel geht es um eine Kernfrage, die sich bei der aktiven Auseinandersetzung mit der Sucht nach Highspeed-Internetpornografie jedem Betroffenen stellt:

Welche Effekte hat der Neustart auf das eigene Leben?

Zunächst sei gesagt: Die massiven Auswirkungen, die sich am Ende der Rehabilitation ergeben sind für Betroffene meistens nicht vorstellbar, finden sie doch auf einer Ebene statt, die durch das Suchtverhalten massiv verändert oder teilweise fast zerstört wurde.

Worum handelt es sich beim Neustart?

Generell sei vorangestellt, dass, wie auch in wissenschaftlichen Untersuchungen erwiesen wurde, die Heilung für quasi jeden Süchtigen möglich ist. Dazu benötigt es aber im Endeffekt radikale Veränderungen, um die eigene Wahrnehmung und die stattgefundenen Veränderungen neuzustarten („rebooten“). Diese Phase des Reboots dauert bei der Abhängigkeit nach Highspeed-Internet-Pornografie circa 90 Tage. Im Verlauf dieses Prozess ist es dem menschlichen Gehirn dank seiner Funktionalität möglich, alle entstandenen Wahrnehmungs- und körperlich spürbaren Schaden (z.B. Erektile Dysfunktion) zu heilen und sich selbst neu zu programmieren.

Natürlich ist dies für viele Betroffene ein Prozess, der einen vor Probleme stellt, derer man sich erst im Verlauf dieser 90 Tage bewusst wird. Wie ist es also möglich, diese Neuprogrammierung des eigenen Ichs durchzuhalten bzw. worauf muss man während dieser Phase unbedingt achten?

Kernpunkte der Reboot-Phase

Wer sich im Idealfall selbst oder durch äußere Faktoren dazu entscheidet, sich seiner Abhängigkeit zu stellen und diese aktiv zu bekämpfen, sollte während der Neustart-Phase dringend folgende essentielle Faktoren beachten (hier: Sechs nützliche Tipps zum Aufhören):

1. Das Akzeptieren der Sucht

Kann man Pornosucht wirklich mit einer andersartigen und „bekannten“ Sucht wie Drogensucht (z.B. Heroin) vergleichen? Natürlich ist das gerade für Betroffene schwer zu akzeptieren – aber ja, bei Messung der Hirnströme, Beobachtung der Verhaltensweisen, den körperlichen Schäden – Die Abhängigkeit von Highspeed-Internet-Pornografie stellt eine Form der Sucht dar – und zar im klassischen Sinne. Ein wichtiger Punkt ist also, sich diesem Umstand bewusst zu werden und ihn sich vor allem sich selbst gegenüber einzugestehen. Denn meistens beginnt der Schritt zur einer Suchtbekämpfung mit den Worten „Ja, ich bin süchtig“.

2. Bloße Abstinenz ist keine Genesung

Diese Fehlvorstellung ist wahrscheinlich die größte Problematik, die subtil in den Reboot-Prozess von Betroffenen einfließen wird. Sie betrachten ihre bloße Abstinenz, d.h. das aktive Vermeiden des Konsums von Highspeed-Internet-Pornografie und generell künstlich stimulierender Inhalte als den essentiellen Schritt – dem ist nicht so. Vielmehr muss die Reboot-Phase einen großen Schritt weitergehen, nämlich dass man bewusst auf die eigene Wahrnehmung eingeht und diese komplett neu orientiert.

„Ich habe so und so viele Tage keinen Internet-Porno gesehen und habe mich nicht selbst befriedigt – jetzt bin ich geheilt“ – völlig falscher Ansatz. Denn am Ende wird hier das vermeintliche Erreichen eines Ziels darin übergehen, dass man den gebildeten Fokus verlässt und rückfällig wird. Eine bloße Messung in Tagen als Ziel reicht also nicht aus, man verändert dadurch weder die eigene Art zu denken noch zu leben.

3. Der Glaube an das eigene Selbstbild

Ein Hauptgrund des Scheiterns in diesem Prozess ist oftmals der Mangel an Selbstbewusstsein – der natürlich durch die Abhängigkeit selbst intensiviert wurde. Es ist also ungemein wichtig, dass man den Reboot-Prozess nicht nur „über sich ergehen lässt“, sondern wirklich aktiv lebt. Natürlich werden einem Abhängigen der bloße Verzicht auf Internet-Highspeed-Pornografie und Selbstbefriedigung eine immense Willensleistung abverlangen, doch es darf nicht Ziel sein, diese nur auszuhalten.

Gerade in der sog. „flatline-Phase“ , die im Durchlaufen des Prozesses den absoluten Tiefpunkt darstellt (hier zeigen sich oft depressive Zustände, kompletter Verlust der Libido und weitere Symptome), muss man sich dringend bewusst machen, das man das eigene Ziel erreichen kann und auch wird – und dadurch lernt, das eigene Durchhaltevermögen positiv zu werten.

Natürlich gibt es neben den hier genannten Aspekten eine Vielzahl anderer Faktoren, die auf den Reboot-Prozess einwirken und mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen. Dennoch  sind gerade diese drei Kernfaktoren immens wichtig, wenn man nicht nur eine x-beliebige Anzahl an Tagen „clean“ sein möchte, sondern sein Leben und seine Wahrnehmung nachhaltig verändern will.

Was bewirkt der Neustart

Zurück zur zentralen Frage:

Welche Effekte hat der Neustart auf das eigene Leben?

PerspektiveDie Auswirkungen, die der sogeannte Reboot auf die Betroffenen hat, dürfte nur sehr schwer vorstellbar sein, wenn man ihn nicht selbst durchlebt hat. Bisher haben Sie wahrscheinlich nur davon gelesen, was Pornosucht Negatives mit sich bringt. Dies ist natürlich unerläßlich und sinnvoll, um sich die Probleme und Gefahren vor Augen zu führen und sich für einen Reboot zu entscheiden. Doch wozu führt das alles? Neben Erfahrungsberichten von Ex-Süchtigen, an denen man sich orientieren kann, liegen mehrere postive Veränderungen auf der Hand:

1. Respekt vor sich selbst

Wenn man die erste Zeit hinter sich gebracht hat, dürfte dieser Umstand wahrscheinlich noch am naheliegendsten sein: Man gewinnt den Respekt vor sich selbst zurück. Wodurch? Ganz einfach: Kontrolle über den eigenen Sexualtrieb. Wenn man es schafft, die Reboot-Phase durchzustehen, hat man es geschafft, die eigene Sexualität wieder bewusst zu steuern und nicht der leichten Inanspruchnahme von Internetpornographie nachzugeben. Diese Entscheidungsfreiheit wird nicht nur die eigene Willenskraft stärken, sondern auch das Selbstwertgefühl zurückkehren lassen.

2. Emotionale Beziehungen gewinnen an Gewicht

Was Pornosucht im menschlichen Gehirn und auf emotionaler Ebene auslöst, wurde Ihnen deutlich gemacht. Doch ist dieser Prozess umkehrbar? Antwort: Ja. Und dies werden Betroffene oft zunächst auf emotionaler Ebene merken. Denn ab dem Zeitpunkt, wo man sich gegen den bloßen Konsum von reiner Sexualität durch Internetpornograhie entscheidet, wird auf einmal eine Sache wieder wichtig, die man tief vergraben hatte: Gefühle.

Viele Ex-Süchtige berichten hierbei darüber, dass Ihnen vor allem die Nähe zu Freunden, Familie und letztendlich auch Frauen enorm wichtig wurde, weil sie gelernt haben, sich wieder selbst zu spüren und ihre Mitmenschen aktiv in ihr Leben einzubinden. Natürlich gilt das auch im Bezug auf Sexualität: Wo vorher nur reiner Sex in allen möglichen Fetischen und mit massiv überstimulierender Häufigkeit im Vordergrund stand, findet jetzt eine Reduktion statt, die eines zur Folge hat: Man will nicht mehr nur Sex, sondern auch eine emotionale Beziehung.

3. Gesundes Reizempfinden kehrt zurück

Auch diesen Umstand haben Sie bereits von negtiver Seite her kennengelernt – Highspeed-Internet-Porn überstimuliert und zerstört jegliches gesundes Reizempfinden. Doch was ist die positive Kehrseite? Ganz einfach: Der Betroffene lernt, wieder normal auf Aussenreize zu reagieren und diese bewusst wahrzunehmen. So wird zum Beispiel das einfach Hören von Musik, das Ansehen eines Films (OHNE Vorspulen oder Ungeduld) wieder möglich.

4.Eigener Antrieb

Auch dieser Punkt ist für viele Pornosüchtige eine massive Einschränkung, gerade wenn sie sich teilweise in depressiven Stadien befinden. Durch das aktive Einschreiten und das Vermeiden von Kontrollverlusten hingegen kann eine Sache wiedererlangt werden: Antrieb. Sei es zum Sport, gesunder Ernährung, Weiterbildung und natürlich letztendlich die Suche nach einer passenden Frau im reellen Leben. Alles Punkte, mit denen man sich aktiv nicht mehr beschäftigen kann, wenn man den einfach Konsum von Internet-Pornografie dem wirklichen Ansporn vorzieht (v.a. in sozialen Bereichen), sich selbst in den verschiedensten Bereichen zu verbessern.

5.Langfristiges Denken und Konstanz

Auch bei diesem Punkt hat ein Reboot essentielle Auswikrungen auf den Süchtigen. War ein langfristiges Planen nicht nötig bzw. möglich, weil man immer leichten Zugriff auf das Suchtmittel hatte, verhält es sich jetzt anders. Nach einem Reboot weiß man nun aktiv, dass man fähig ist, auch konstant über einen längeren Zeitraum an einer Sache zu arbeiten und diese durchzuhalten. Damit ergeben sich Möglichkeiten, die man vorher vielleicht noch nicht einmal in Betracht gezogen hat, weil man sich selbst einfach nicht als fähig erachtete, diese wirklich langfristig und konstant durchzuhalten.

Ist es das wirklich wert?

Diese Frage beantwortet sich quasi von selbst – JA. Hier wurden nur fünf Bereiche aufgezeigt, die bei einem Nachdenken über die Entwicklungsmöglichkeiten auf der Hand liegen. Natürlich gibt es viel mehr, was vor allem an Berichten der Ex-Konsumenten deutlich wird. Dennoch handelt es sich um Kernbereiche, mit denen jeder Pornosüchtige Probleme haben wird und wegen denen es sich lohnt, sich um eine Verbesserung der Situation zu bemühen und den eigenen Reboot in Angriff zu nehmen.