Die Sucht – Was ist das eigentlich?

Wir hören ständig von Süchten und den Gefahren, die diese mit sich bringen. Auf Zigarettenpackungen, in Wettbuden und Infobroschüren wird gewarnt, selbst Lebensmittel bleiben nicht verschont. Doch was bedeutet der Begriff „Sucht“ eigentlich? Und ab wann ist man süchtig von einer bestimmten Sache (Porno- vs. Drogensucht – Gibt es einen Unterschied)?

Das Leben bietet so einige Versuchungen und es ist schier unmöglich, zu allem „nein“ zu sagen, was potenziell abhängig machen könnte. Oft sind kleine Süchteleien auch gar nicht so schlimm. Man muss sich dennoch immer über die Konsequenzen im Klaren sein. Diese sind natürlich, je nach Art des Suchtmittels, von unterschiedlichem Ausmaß.

Darüber hinaus ist es schwer, zu definieren, wann man von einer Abhängigkeit sprechen kann. Eine allgemeine Formel ist: sobald man in seinem täglichen Funktionieren durch den Konsum eingeschränkt ist, kann man von einer Sucht sprechen. Im wissenschaftlichen Sinne haben Psychologen dies noch detaillierter auf den Punkt gebracht. Am Beispiel der Alkoholsucht, gelten diese Kriterien auch für die meisten anderen Süchte. Es ist immer die Sprache von negativen Konsequenzen, die eine Sucht nun mal in fast allen Fällen mit sich bringt.

Es müssen demnach mindestens 3 der folgenden 6 Kriterien erfüllt sein, um von einer Abhängigkeit zu sprechen:

  1. Craving starkes Verlangen oder einer Art Zwang, den Suchtstoff zu konsumieren
  2. Kontrollverlust im Bezug auf den Konsum des Suchtstoffs (Beginn oder Menge)
  3. geistiges oder körperliches Entzugssyndrom bei Reduzierung des Konsums
  4. Toleranzentwicklung gegenüber der Wirkung der Substanz oder dem Suchtmittel
  5. Einschränkung auf den Konsum und dadurch Vernachlässigung anderer Interessen
  6. Anhaltender Konsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen (gesundheitlich, psychisch oder sozial)

Die o.g. Genannten Kriterien bieten eine gute Übersicht darüber, wie eine Sucht funktioniert und aufrecht erhalten wird. Ist man einmal dem Suchtmittel verfallen, ist es meist schwer, sich davon zu lösen. Die Abstinenz löst oft schwere Entzugssymptome aus. Dies kann anfangen bei einem unterschwelligen Verlangen nach dem Suchtmittel (Suchtdruck oder auch „craving“ genannt) und kann aufhören bei starken körperlichen Symptomen, die fast nicht auszuhalten sind.

Wie schütze ich mich vor einer Sucht

Wie oben bereits erwähnt, gibt es eine breite Palette an Dingen, von denen man abhängig sein kann. Wir werden ständig konfrontiert mit Dingen, die einen gewissen Suchtfaktor haben (vgl. Rückfall durch versteckte Auslöser). Computerspiele oder Serien sind in der Hinsicht zum Beispiel weniger schlimm als Alkohol oder Drogen. Man sollte einfach etwas auf sich achten und informiert bleiben. Wissen ist auch hier Macht: Wer über die Gefahren bescheid weiß, der handelt achtsamer im Umgang damit. In den 80er Jahren war wenig bekannt über die schlimmen Folgen des Heroinskonsums.

Die Zahl der Abhängigen stieg rasant, doch schon einige Jahre später konnte dank informativer Präventionsarbeit der Konsum flächendecken eingedämmt werden. Es ist also wichtig, den „Feind“ zu kennen. Das gewisse Fingerspitzengefühl kann hier nur zum Tragen kommen wenn man weiß, worauf man sich einlässt- oder dies eben gerade nicht tut.

Der Weg aus der Sucht

Sobald man sich der Sucht bewusst ist und einem auffällt, dass man Probleme mit dem Aufhören hat, sollte man sich Hilfe suchen. Bei Süchten, die das Leben massiv einschränken, ist es meistens sehr schwer, auf eigene Faust für Besserung zu sorgen. Jedoch ist die Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung.

Wenn Sie die Entscheidung gefasst haben, sich Hilfe zu holen, stehen Ihnen einige Institutionen zur Seite. Psychologische Einrichtungen oder staatliche Suchtstationen gibt es zuhauf. Und beinahe jede Sucht wird irgendwo aufgefangen, ob in Selbsthilfegruppen oder Einzeltherapien. Im Internet dauert es nicht lange, um die für sich passende Einrichtung aufzusuchen. Es sollte schnell und kompromisslos agiert werden. Süchtige Menschen neigen dazu, ihr „neues Leben“ aufzuschieben. Wer sich heute noch Hilfe holt, ist auch früher wieder in der Lage, ein normales Leben ohne das Suchtmittel zu führen.

Existiert „Pornosucht“?

Da es offiziell noch keine „Pornosucht“ gibt, findet man dementsprechend nur sehr schwer Klassifizierungen, die Sucht in ihre unterschiedliche Phasen bzw. Stadien aufteilt und thematisiert.
Speziell im deutschsprachigen Raum gibt es sehr wenig bis gar keine Informationen über Pornosucht.

Sucht man nach ähnlichen Inhalten in englischer Sprache, wird man jedoch schnell fündig:  Das Video des Wissenschaftlers Gary Wilsons „The Great Porn Experiment“ macht mit knapp 1.5 Millionen Views bei YouTube klar, dass man als Mann mit der Sucht nach pornographischen Filmen nicht alleine ist.

Was sind Symptome für eine Pornosucht?

Nun, zunächst alle gewöhnlichen Symptome, die mit einer Sucht wie Alkohol oder Drogen einhergehen –  Zwänge, Kontrollverlust, starke Toleranzbildung, Soziales Abschotten.
Im Folgenden werden eben diese typischen Verhaltensweisen auf das Thema Internet-Pornografie übertragen:

Zwang:

Ein Heroinsüchtiger denkt ununterbrochen an den nächsten Schuss. Dieser Gedanke wird stärker, je länger die Zeitspanne zwischen dem letzten Schuss andauert. (Siehe hier: Drogen- vs. Pornosucht – Wo liegt der Unterschied?) So denkt ein Pornonutzer beispielsweise auch:  Sitzt man zum Beispiel bei der Arbeit denkt er daran, wann er endlich an den heimischen PC und auf seinen Lieblingsseiten surfen kann.

Ein sehr häufiges Kennzeichen ist zudem das Öffnen von mehreren „Tabs“ oder „Fenstern“ im Browser (Bei manchen Nutzern bis zu 50 Tabs). Hierbei selektiert der Nutzer nach eigenem Gusto und Fetisch nach dem „perfekten Clip“, um eine maximale Stimulation zu erreichen.

Kontrollverlust:

Wenn man Alkoholiker fragt, warum sie rückfällig geworden sind, wird im Großteil der Fälle die Antwort kommen: „Es war die Situation, ich habe einfach die Kontrolle über mich verloren.“ Über dieses Autopilotverhalten berichten viele Süchtige.

Ist ein Pornonutzer erst mal auf seinen verschiedenen Seiten unterwegs, so verfällt er schnell in diesen Autopilot-Modus. Er klickt und öffnet neue Tabs und sucht nach ansprechenden Bildern oder Texten, ohne dabei wirklich Kontrolle über sein Verhalten zu haben.

Starke Toleranzbildung:

Nimmt man eine Droge eine längere Zeit, verliert sie Ihre Wirkung, zum Beispiel Koffein bzw. Kaffee: Die Morgentasse gehört für einen großen Prozentsatz der Deutschen zum Morgenritual einfach zu. Doch was passiert, wenn man mal aus irgendeinem Grund keinen Kaffee bekommt ? Man bleibt Müde, ist schlecht gelaunt und hat das dringende Verlangen nach eben diesem Ritual. Der Kaffee wird irgendwann zum „Muss“, um überhaupt wach zu sein. Alleine die Akzeptanz dieser Gewohnheit zeigt, wie Menschen beginnen, durch Mechanismen ihre eigene Toleranzschwelle zu erweitern.

Genau so verhält es sich im Endeffekt bei der Pornosucht: Der Konsum von verschiedensten Inhalten wird zunächst Gewohnheit und so implementiert, dass ohne ihn etwas fehlt. Dieses (Sucht-) Verhalten wird aber im Grunde ohne Probleme akzekptiert und die eigene Toleranzschwelle ausgedehnt, ohne das es der Betroffene überhaupt merkt.

Soziales Abschotten:

Auch hier liegt eine Parallele auf der Hand: Viele Pornosüchtige sind in ihrem Verhalten so auffällig, dass sie sich vom „normalen“ Leben abschotten. Natürlich ist dies kein so offensiver und schneller Prozess wie einer Heroin-Sucht, wo man Süchtigen die körperliche und geistige Abhängigkeit und den damit einhergehenden Verfall einfacher anmerkt.

Dennoch: Gerade in der sozialen Interaktion mit Frauen (Pornosucht und soziale Folgen) ergeben sich für die Betroffenen oft massive Probleme. Viele wählen daher bereits nach kurzer Zeit die soziale Abschottung, um eventuellen Problemsituationen im „realen Leben“ aus dem Weg zu gehen.