„Digitales Verderben“ – Autoren blicken auf den Status Quo der „Generation Porno“

Die Pornosucht wird immer mehr zum Thema in unserer Gesellschaft. An vielen Stellen wird geforscht und nach Ursache und Wirkung des Pornokonsums gesucht. Wir haben schon oft erklärt, wie massiv sexuelle, digitale Inhalte unser Gehirn beeinflussen. Es ist offensichtlich, dass die Ausschüttung von Dopamin dazu führt, dass es schwierig ist, die Sucht zu besiegen.

Doch mittlerweile kann man nicht nur in komplizierten wissenschaftlichen Studien nachlesen, was hier passiert. Es erscheinen auch immer mehr Bücher, die sich der Thematik annehmen. So auch die Autoren Anne und Christoph Wörle, die in ihrem Buch „Digitales Verderben“ differenziert beschreiben, wie die virtuelle Pornowelt unser echtes Leben beeinflussen. Der Blick schweift dabei zu Kindern, wie auch zu Erwachsenen, die gleichermaßen durch Pornos beeinträchtigt werden.

Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Pornografie

Zu Beginn machen die Autoren darauf aufmerksam, was Pornografie eigentlich bedeutet. Sie definieren sie als die „Darstellung des menschlichen Sexualakts unter betonter Fokussierung auf die Geschlechtsteile“. Zwar sei Pornografie in Deutschland generell bis zu den 70er Jahren und ihre Zugänglichkeit für Kinder bis zum heutigen Tage verboten – doch echt wirksam sei dieses Verbot im Zeitalter der Digitalisierung nicht. Dies ist auch unser Eindruck und man muss wahrlich kein Experte sein, um zu bemerken, dass Menschen jeden Alters heutzugae darauf zugreifen können.

Es wi9c1a4ff8b88f8b24503ea0a4dceeaa51rd anhand von tatsächlich beobachteten Beispielen erläutert, wie sehr die Pornografie in unserer Gesellschaft verankert ist. Auf dem Pausenhof werden Schüler beschrieben, die sich auf ihren Smartphones extreme pornografische Inhalte anschauen und in sekundenschnelle gegenseitig zuschicken. Auch auf der Arbeit ist dies nichts Ungewöhnliches mehr. Es werden Links verschickt, die dank High-Speed Internet unmittelbar abgerufen werden können. Grenzen existieren nicht mehr – je perverser, desto besser.

Schließlich wird ein Ausblick in die Zukunft gewährt, in der es kaum noch Grenzen im Internet geben wird. Alle werden miteinander vernetzt sein – und Personen werden weiderum mit allen möglichen Alltagsgegenständen vernetzt sein. „Begrenztes Datenvolumen“ wird ein Begriff sein, den man so nicht mehr kennt, weil die Internetleitungen sich stetig verbessern. So wird auch die Prävention, die bestimmte Gruppen (z.B. Jugendliche) von extremen sexuellen Inhalten schützen soll, immer weniger greifen. Auch im Alltag wird man immer mehr desensibilisiert sein. Das bedeutet, dass wir – umgangssprachlich ausgedrückt – „abstumpfen“.

Andere Nebenwirkungen

Neben den Dingen, die auch auf unserer Seite und vor allem in unserem Blog immer wieder aufgegriffen werden, werden auch andere mögliche Nebenwirkungen des dauerhaften Pornokonsum beleuchtet. Zum Beispiel darum, wie Jugendliche schon immer früher sexuell belästigt werden. Was die Pornos vorgeben, wird oft genug für voll genommen. Die Art von Sexualität, die dort gezeigt wird, bildet zwar nicht die Realität ab – doch für junge Menschen ist das oft nicht verständlich.

Wie sollen es junge Leute auch besser wissen? Wenn sie die ersten sexuellen Erfahrungen am eigenen PC-Bildschirm machen, dann bedeutet das auch die erste „Lehrstunde“. Gerade bei Jugendlichen ist dies sehr verheerend. Besonders junge Männer, die häufig Pornos schauen, leiden darunter. Sie sind häufig nicht mehr in der Lage, bei „echtem Sex“ noch eine Erektion zu bekommen. Dies ist zurückzuführen auf die extreme Stimulation bei Pornos: echter Sex wirkt danach schier langweilig.

Doch auch ein anderes Menschenbild ist nicht selten die Folge von intensivem Pornokonsum. Hohe Erwartungen an das, was sie unter „Männlichkeit verstehen“, kann Jugendliche negativ beeinflussen. Eine Abneigung gegen sexuell anders orientierte wurde in wissenschaftlichen Beobachtungen festgestellt. Außerdem neigt man immer stärker dazu, möglichst lange beim Sex durchhalten zu wollen – schließlich werden in den (oft zusammegeschnittenen) Pornos auch Höchstleistungen präsentiert. Wenn man in der Folge nicht diese „Leistungen“ erreicht, kommt es schnell dazu, dass der eigene Selbstwert sinkt und man sogar in Depressionen verfallen kann.

Hilfe und Prävention

Das Informationsbuch stellt schlussendlich nicht nur all die Probleme dar, sondern sucht auch nach Lösungsansätzen. Und diese werden vor Allem bei Menschen aus dem persönlichen Umfeld gesucht. Methoden, Techniken & Tricks, die man selbst anwenden kann, werden nicht so ausgiebig präsentiert. Als Adressaten sind Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher und schließlich auch der User an sich genannt.

Unterm Strich handelt es sich hier sicherlich um ein weiteres nützliches Handbuch, welches auch besonders die gesellschaftlichen Folgen der Pornografie präsentiert. Es liest sich einfacher als so mancher hochwissenschaftlicher Artikel und probiert dennoch, so viele Problembereiche wie möglich in Sachen Pornos abzudecken.