Die Sucht kennen Lernen – studiere deinen Feind

spurensucheSeit Jahrzehnten setzt sich die Wissenschaft mit dem Phänomen „Sucht“ auseinander. Es wurde viel geschrieben und Methoden entwickelt, die zum Erfolg führen sollen. Die Resultate sind dabei mal mehr, aber auch mal weniger erfreulich. Es scheint sich heraus zu kristallisieren, dass Süchtige nicht einfach nur in eine Schublade gesteckt werden sollten. Jeder Mensch ist anders, mit anderen Bedürfnissen und anderen Prozessen, die vielversprechend sein können.

Bevor man also der Pornosucht den Kampf ansagt und einen Neustart wagt, ist es wichtig, den „Gegner“, also die eigene Sucht, zu kennen. Dies geschieht in der Regel durch das Beobachten der eigenen Verhaltensweisen, aber auch durch das observieren der eigenen Gedanken. So lernen Sie sich und die Sucht nämlich immer besser kennen. Es wird im Laufe der Zeit deutlich, welche die „Gefahrensituationen“ sind und wann man besonders dazu neigt, sich der Abhängigkeit hinzugeben. Denn nur wer weiß, worauf er sich eingelassen hat, der ist gut gewappnet für den Kampf gegen das große Laster.

Observieren und notieren

Man stelle sich also vor, man sei sein eigener Trainer. Der erste Schritt ist es, den Schützling kennen zu lernen. Was kann er gut, was sind die Defizite? 1-2 Wochen können schon reichen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Dabei sollte man sich einen Zeitraum herauspicken, der das Alltagsleben einigermaßen angemessen repräsentiert. Der Urlaub oder Krankheitstage sind weniger geeignet.

Wenn man also noch nicht bereit ist für den Neustart nach der Pornosucht und das „Leben post Porno“, der fängt an mit der Selbstbeobachtung. Genauer gesagt sind die Sitauationen von Interesse, in denen man sich der Sucht hingibt. Was geht den Situationen voraus, was passiert danach? Probieren Sie, diese Momente so genau wie möglich auf Papier zu bringen. Ein Wochenplan mit genauen Zeiten ist dabei nützlich. Die Testphase von 2 Wochen kann dabei schon sehr aufschlussreich sein. Eine Spalte kann auch dazu genutzt werden, um die persönliche Gefühlslage vor und nach dem Konsum zu beschreiben.

Auswerten und reagieren

Wenn man nun einen Wochenplan mit den Konsumzeiten aufgestellt hat, sollte man diesen genau studieren. Ist ein Muster erkennbar? Welche Zeiten laden besonders dazu ein, sich gehen zu lassen und sich Pornos anzuschauen? Auf diese Art und Weise kann man ein Experte für die eigenen Verhaltensabläufe werden und sich sogar selber therapieren, wenn man clever genug vorgeht.

Die Kunst dabei ist es, den inneren Schweinehund auszutricksen. Immer wenn er kommt, braucht er für gewöhnlich neues Futter – oder besser gesagt neue Filmchen, die für den gewünschten Reiz sorgen. Wenn mn aber nun einfach das Futter für den Schweinehund austauscht, ohne dass er es merkt, kann man das schädliche Futter auf dem „Ernährungsplan“ nach und nach streichen.

Mit „Futter“ sind hier die Pornos gemeint – ein Mittel zur Stimulation und der Kernreiz, den Süchtige in allen Bereichen ständig aufsuchen. Die Wirkung unterscheidet sich, doch die Funktion, die das Mittel für unser Gehirn hat, ist stets die selbe. Es stimuliert und lässt uns Neurotransmitter ausschütten, die eine belohnende Wirkung auf uns ausüben.

Es gibt Mittel, die uns schaden – wie Drogen oder Pornos – und Mittel, die für die Ausschüttung von Glückshormonen sorgen, ohne negativ auf uns zu wirken. Ein Beispiel dafür ist Sport. Auch bestimmte Hobbies, die uns gefallen, können diese Wirkung erzielen. Deswegen ist es wichtig, selbst seine gesunden Reize zu finden und aufzulisten. Wenn dies geschehen ist, kann man als Betroffener nach und nach einen Plan aufstellen, in denen die „guten“ Reize die Schlechten der Pornosucht ersetzen.