Wie Pornos auf unser Sexualverhalten einwirken – sehen und nachmachen

Eine aktuelle niederländische Studie („Erklärt der Konsum das Verhalten? Die Untersuchung der Verbindung zwischen der Nutzung sexuell expliziter Materialien und dem Sexualverhalten in einer großen Stichprobe von niederländischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen“) stellt heraus, dass Pornokonsum mit riskantem Sexualverhalten bei 15 bis 25-Jährigen korreliert. Diese erschreckende Erkenntnis kam in dieser wissenschaftlichen Arbeit allerdings nicht adäquat zum Tragen.

Viele Leute interessieren sich nicht für derartige Studien oder denken bei deren Überschriften, es handle sich um eine uninteressante Lappalie. Warum sollten Pornos auch schlimm sein, wenn sie ein wenig den „Horizont erweitern“ und die „Fantasie anregen“. Was aber tatsächlich hinter diesen Ergebnissen steckt, wird gerne unter den Tisch gekehrt.

Traue keiner Studie?

AutopilotDie oben genannte Studie schaffte es teilweise in die hiesige Presselandschaft und viele Magazine berichteten darüber. Leider nahmen sie aber auch einen eher verharmlosenden Tenor an. Kein Wunder, denn die Ergebnisse waren nicht nah genug an der Realität. De facto war es so, dass 70% der Befragten Frauen waren. Die Studie wurde online durchgeführt und die meisten Teilnehmer gaben an, nur ca. einmal pro Woche Pornos zu konsumieren. Das verzerrt die Ergebnisse natürlich total.

Des Weiteren war für die Teilnahme ja vorausgesetzt, dass man sexuell aktiv ist mit echten Sexualpartnern. Viele der extremen Nutzer von Internetpornografie, deren Geschichten wir ständig online lesen, würden gerne die Frage nach der sexuellen Aktivität bejahen. In der Realität aber sieht es so aus, dass sie aus der Welt der echten Liebesspiele aufgrund von schweren Symptomen, die durch Überkonsum von Pornos hervorgerufen wurden, ausgeschlossen sind. Diese Symptome beinhalten auch die Neigung, dass die Suche nach Pornos viel einfacher ist als das Aufsuchen echter Sexualpartner. .

Einige Benutzer gehen daran kaputt und treten einen langen Leidensweg während der Pornosucht an. Sie zeigen sich in Foren und geben an, dass normale sexuelle Reize aus dem Alltag die Fähigkeit verloren haben, eine sexuelle Reaktion in ihnen auszulösen. Und wie die gängige Reaktion dieser Menschen darauf aussieht respräsentiert viel eher etwas, was in der niederländischen Studie nicht genannt wurde.

Aus Film wird ernst

Immer wieder wird von Seiten der Pornosüchtigen berichtet, dass sie auf sexuelle Reize und Verhaltensweisen umsteigen, die nicht ihrem eigentlichen Geschmack entsprechen. „Das war nicht wirklich ich“, schrieb z.B. ein User in unserem Forum. Ein anderer kam sich ebenfalls fremd vor, weil er nach wilden Orgien mit Übergewichtigen suchte.

Was diese User da taten, war keinesfalls dazu bestimmt, ihren wirklichen Vorzügen zu folgen. Es ging einzig und allein darum, nach neuen, noch nicht ausgeschöpften Reizen zu suchen. Der schnelle Kick stand zentral. Und wenn einem die eigenen, wirklichen Vorzüge das nicht mehr bieten können, so muss man auf andere Dinge umsteigen. So funktioniert der Mechanismus, der künstlich erzeugte Fetische während der Pornosucht erzeugt.

Diese Suche nach etwas Neuem muss sich übrigens nicht zwangsläufig auf bestimmte Sexualpartner beziehen – sondern kann auch durch das Verhalten während des Geschlechtsakts in Erscheinung treten. An erster Stelle ist da wohl Safer Sex zu nennen, auf den weniger Wert gelegt wird. Welche Auswirkungen ungeschützter Verkehr haben kann, wissen wir wohl alle schon seit der frühen Schulzeit.

Was bleibt also noch zu sagen? Fest steht, dass die Medien sich unzureichend über das Phänomen Pornosucht informieren. Das Thema wird meistens totgeschwiegen oder bagatellisiert. Die Anonymität des Internets bietet auf der anderen Seite aber klare Einsichten. Worauf man vertrauen kann, sind die individuellen Erfahrungsberichte, die eine ganz andere Sprache sprechen. Egal, wie problematisch sich Pornos auf die eigene Vorliebe auswirkt – dies ist nicht die einzig negative Konsequenz des Konsums. Fest steht, dass die Pornosucht uns nachhaltig beeinträchtigt und uns leiden lässt. Diese Erkenntnis ist wichtig, um einen neuen Weg gen Leben Post Porno anzutreten und die Vorteile dessen in vollem Maße kennen zu lernen.